Das Unternehmen peilt bekanntlich für 2022 unter anderem eine EBITDA-Marge von rund 26 Prozent an. Im ersten Halbjahr hatte ein Wert von lediglich 24,6 Prozent resultiert.

Ein Grund für diese Zuversicht sind die angekündigten Preiserhöhungen um 3 bis 4 Prozent. "Die Gespräche mit den Kunden sind gut verlaufen", so der Firmenchef Sie hätten natürlich keine Freude, verstünden die Anpassungen aber. "Wie angekündigt erwarten wir im zweiten Semester einen positiven Effekt dieser Preiserhöhungen auf die Marge."

Ein weiterer Grund für die Zuversicht sei die bei SIG übliche Saisonalität. Im zweiten Semester seien Umsatz und Marge in der Regel stärker als im ersten. "Das hat vor allem mit den Volumenrabatten zu tun, welche sich unsere Kunden vor Jahresschluss sichern wollen, aber auch mit dem Lageraufbau bei unseren Kunden vor dem chinesischen Neujahrsfest."

Kundschaft ist systemrelevant

Wenig Sorgen machen dem Firmenchef hingegen die Energiethemen. Er geht etwa davon aus, dass die Kunden vergleichsweise glimpflich davonkommen werden. "Die Lebensmittelindustrie zählt nicht zu den energieintensiven Wirtschaftszweigen und gilt zudem als 'systemrelevant'."

Zudem habe SIG intensiv an der Widerstandskraft gearbeitet. "Insbesondere haben wir uns globaler aufgestellt. Das hat sich während der Pandemie bewährt und lässt uns auch angesichts der drohenden Energielücken ruhiger schlafen, denn das Strom- und Gasproblem ist primär ein Thema in Europa", so Sigrist

Für ihn sind die Verwerfungen an den Rohstoff- und Energiemärkten sogar eine Chance. "Unseren Kunden wird aktuell der Vorteil des Getränkekartons vor Augen geführt. Bei anderen Gebinden, etwa PET, Dosen oder Glas, sind die Preissteigerungen viel grösser."

Führend bei Nachhaltigkeit

Ein Vorteil sei im aktuellen Umfeld auch, dass der Getränkekarton das Gebinde mit dem tiefsten CO2-Fussabdruck sei. Und die SIG sei unter den Anbietern in dieser Hinsicht führend.

So gebe in der Produktpalette schon Getränkekartons ohne die umweltschädliche Aluschicht. Diese seien aber aktuell noch teurer als jene ohne Alu. Sigrist hofft, dies auch dank dem Know-how der kürzlich gekauften Firma Scholle IPN zu ändern.

Umweltfreundlichkeit ist auch ein Grundstein für seine Wachstumspläne. Konkret soll SIG schneller wachsen als der Weltmarkt. Und der Abstand zum übermächtigen Marktführer Tetra Pak (Weltmarktanteil von 66%; SIG 22%) soll sich somit verringern.

Angst, dass ein neuer Player das Geschäftsmodell kopieren könnte, hat Sigrist nicht. Die technischen Eintrittsbarrieren seien sehr hoch.

Somit ist auch die Ausschüttungspolitik nicht in Gefahr. Laut dem Firmenchef hat die SIG mit der Payout-Ratio von 50 bis 60 Prozent und dem Bekenntnis zu einer in absoluter Höhe steigenden Dividende "eine gute Balance" gefunden. Denn für einige Investoren sei die Dividende wichtig, andere wollten das Geld lieber ins Wachstum investieren.

rw/

(AWP)