Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) fiel um 1,6 Prozent auf 4,41 Milliarden Franken, wie die Swisscom am Mittwoch mitteilte. Die Zahlen sind keine Überraschung: Wegen einer Panne hatte der Telekomkonzern provisorische und ungeprüfte Ergebnisse bereits letzte Woche für mehrere Stunden über Nacht auf seiner Homepage aufgeführt.

Am vergangenen Freitag entschied sich der Konzern für eine Publikation der provisorischen und ungeprüften Ergebnisse. Die Schweizer Börse SIX ist laut einem Swisscom-Sprecher über den Vorfall informiert worden.

Reingewinn wegen Sondereffekten gefallen

Neu ist indes der Reingewinn: Unter dem Strich erzielte die Swisscom ein Nettoergebnis von 1,60 Milliarden Franken. Das ist ein Rückgang von 12,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Grund für den deutlichen Rückgang sind eine ganze Reihe von Sondereffekten. Im Vorjahr hatten Aufwertungen aus einer Glasfaserkooperation von Fastweb und der Verkauf einer Beteiligung in Belgien für einen Einmalgewinn von 207 Millionen Franken gesorgt, was damals den Gewinn um 20 Prozent nach oben getrieben hatte.

Auf der anderen Seite hat die Swisscom im Jahr 2022 Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten in Höhe von 157 Millionen Franken gebildet. Darunter ist eine Busse der Eidgenössischen Wettbewerbskommission Weko von knapp 72 Millionen Franken. Ohne die Sondereffekte wären Betriebs- und Reingewinn gestiegen, hiess es.

Mit den Zahlen hat die Swisscom die eigenen Ziele erfüllt. Die Aktionäre sollen wie in den letzten Jahren eine Dividende von 22 Franken pro Aktie erhalten.

Schweizer Kerngeschäft stabil

Die "Swisscom hat 2022 mit einem starken finanziellen Ergebnis und einer guten Marktleistung überzeugt", erklärte der neue Konzernchef Christoph Aeschlimann, der Anfang Juni Urs Schaeppi ablöste: "Im Privatkundengeschäft in der Schweiz konnten wir den Telekomumsatz stabilisieren." Die Wechselbereitschaft der Kunden sei gesunken.

Im Schweizer Kerngeschäft stieg der Umsatz leicht um 0,4 Prozent auf 8,27 Milliarden Franken. Das kleine Plus ist dem IT-Lösungsgeschäft mit Geschäftskunden zu verdanken, das die Erosion bei den Telekomdiensten kompensierte.

In Italien wuchs die Mailänder Tochter Fastweb weiter: Der Umsatz stieg in Euro um 3,8 Prozent, der Betriebsgewinn (EBITDA) legte um 3,4 Prozent zu.

Allerdings machte die Talfahrt des Euro der Swisscom zu schaffen, da die Gemeinschaftswährung im vergangenen Jahr im Schnitt 7 Prozent an Wert verlor. Dies kostete die Swisscom 187 Millionen Franken Konzernumsatz und 65 Millionen Franken Betriebsgewinn (EBITDA). Bei einem konstanten Euro-Kurs wäre der Swisscom-Umsatz um 1 Prozent gestiegen.

Erneut Dividende von 22 Franken angepeilt

Für das laufende Jahr peilt die Swisscom einen Umsatz von 11,1 bis 11,2 Milliarden Franken und einen EBITDA von 4,6 bis 4,7 Milliarden Franken an. Die Investitionen sollen sich auf rund 2,3 Milliarden Franken belaufen. Wenn diese Ziele erreicht werden, will der "blaue Riese" wieder eine Dividende von 22 Franken pro Aktie bezahlen.

An den Glasfaserausbauzielen, welche die Swisscom im Oktober gestutzt hatte, hält der Konzern fest. Insgesamt sollen bis Ende 2025 so lediglich 1,25 bis 1,3 Millionen zusätzliche Glasfaseranschlüsse gebaut und eine Abdeckung von 50 bis 55 Prozent der Bevölkerung erreicht werden.

Zuvor hatte der Konzern rund 1,5 Millionen zusätzliche Haushalte und Geschäfte mit den schnellen Leitungen erschliessen und die Abdeckung so auf rund 60 Prozent steigern wollen. Bis 2030 soll dann die Abdeckung auf 70 bis 80 Prozent vergrössert werden.

Im Oktober hatte die Swisscom im Glasfaserstreit mit der Weko eine Kehrtwende vollzogen. Denn der Druck durch hunderttausende blockierte Anschlüsse, die nicht in Betrieb genommen werden dürfen, wurde zu gross. Neu baut der Konzern wieder grösstenteils Direktleitungen von der Telefonzentrale bis zu den Haushalten. Insgesamt sind aber weiter knapp 500'000 Glasfaseranschlüsse blockiert, die nur eine Zuleitung für mehrere Haushalte haben, und umgebaut werden müssen.

Zudem berief die Swisscom Isa Müller-Wegner per 1. Juni 2023 zur Leiterin des neuen Bereichs Group Strategy & Business Development und damit auch zum Mitglied der Konzernleitung. Die 45-Jährige hat laut den Angaben in den letzten drei Jahren bei Bain Capital Private Equity Portfoliounternehmen in unterschiedlichen Branchen geführt. Zuvor war sie bei Ebay für das Multi-Milliardengeschäft in weiten Teilen Europas verantwortlich.

jb/gab

(AWP)