An der Börse wurden die Neuigkeiten dennoch mit Kursverlusten quittiert. Am frühen Nachmittag gehörte die Talanx-Aktie mit einem Abschlag von mehr als drei Prozent zu den schwächeren Titeln im MDax , dem Index der mittelgrossen Werte. Seit dem Jahreswechsel hat die Aktie fast 17 Prozent eingebüsst und damit rund fünf Prozentpunkte mehr als die Aktie des Rückversicherers Hannover Rück , an dem Talanx gut die Hälfte der Anteile hält.

DZ-Bank-Analyst Thorsten Wenzel wertete die jüngsten Geschäftszahlen allerdings positiv: Talanx habe in einem schwierigen ersten Halbjahr ein solides Ergebnis erzielt. In der Industrieversicherung und bei der Hannover Rück scheine es gegenwärtig zu gelingen, die Auswirkungen der hohen Inflation in Form höherer Prämien auf die Kunden abzuwälzen. Im Privat- und Firmenkundengeschäft sei dies aber bisher nicht der Fall.

Als einen weiterhin grossen Unsicherheitsfaktor nannte Talanx die Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Im zweiten Quartal stockte der Konzern seine Rückstellungen für drohende Schäden durch den Krieg um rund 200 auf 346 Millionen Euro auf. Der Löwenanteil entfällt auf die Hannover Rück, die bereits vergangene Woche Rückstellungen von 316 Millionen Euro gemeldet hatte. Der Grossteil der Summen beziehe sich auf Schäden, die vermutlich schon eingetreten, aber noch nicht gemeldet worden seien, hiess es nun von Talanx.

Infolgedessen verbuchte der Konzern in den ersten sechs Monaten eine Grossschadenbelastung von fast 1,1 Milliarden Euro, mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Damit wurde das für diesen Zeitraum vorgesehene Grossschadenbudget von 816 Millionen klar überschritten. Dennoch steigerte Talanx den Gewinn in den ersten sechs Monaten um gut zweieinhalb Prozent auf 560 Millionen Euro - was etwa der Hälfte des Jahresziels entspricht.

Denn auch die Prämieneinnahmen des Konzerns legten deutlich zu. Für das erste Halbjahr betrug die Steigerung fast 18 Prozent auf 28,3 Milliarden Euro. Dies zeige, "dass wir zum einen bereits mit Preisanpassungen auf die hohe Inflation reagieren sowie zum anderen ein starkes Neugeschäft ausweisen", sagte Vorstandschef Leue.

Im Gesamtjahr will der Konzern seine Prämieneinnahmen nun stärker steigern als bisher geplant. Statt um einen mittleren einstelligen Prozentsatz sollen sie nun um einen hohen einstelligen Prozentsatz wachsen./stw/lew/jha/

(AWP)