Tesla lieferte im Schlussquartal weltweit 405 278 Fahrzeuge an die Kunden aus, fast ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor, wie das Unternehmen am Vorabend mitteilte. Das ist zwar ein Quartalsrekord, von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Experten hatten jedoch im Schnitt mit rund 421 000 Auslieferungen gerechnet.
Im Gesamtjahr kommt der Autobauer auf rund 1,31 Millionen verkaufte Wagen, ein Plus von 40 Prozent. Musk hatte als Ziel allerdings eine Jahressteigerung um 50 Prozent ausgerufen und ein "episches" viertes Quartal angekündigt. Die Produktion zog um 47 Prozent auf 1,37 Millionen Autos an. Zu den Finanzzahlen machte das Unternehmen mit Hauptsitz in Austin (Texas) noch keine Angaben, Tesla will diese am 25. Januar vorlegen.
Die Tesla-Aktie hat im vergangenen Jahr zwei Drittel ihres Wertes eingebüsst. Investoren sorgten sich im Umfeld steigender Zinsen und hoher Inflation nicht nur um die vergleichsweise immer noch hohe Bewertung der Tesla-Papiere. Musk warf zudem Anteile für fast 40 Milliarden Dollar auf den Markt, um den umstrittenen Kauf des Kurznachrichtendienstes Twitter finanzieren zu können. Musk hatte Twitter im vergangenen Jahr nach langem Hin und Her für 44 Milliarden Dollar gekauft und nach Abschluss der Übernahme die Führung des Unternehmens übernommen. Tesla-Anleger nahmen Musk den medienträchtigen Wirbel darum übel, weil er Twitter viel Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken schien.
Dabei hatte auch Tesla 2022 gut zu tun und mit Widrigkeiten zu kämpfen. Zwei neue Werke liefen an - eines in Grünheide bei Berlin, das andere in Austin in den USA. Im wichtigen Markt China machten die harschen Anti-Corona-Massnahmen der Pekinger Regierung Probleme. Letztlich griff Tesla zu einem für das Unternehmen ungewöhnlichen Schritt und räumte Kunden in China und den USA Rabatte für den Autokauf ein.
"Wir glauben, dass Tesla einem bedeutenden Nachfrageproblem gegenübersteht", schrieb Bernstein-Analyst Toni Sacconaghi, der weiter mit einer unterdurchschnittlichen Entwicklung der Tesla-Aktien rechnet. Trotz der Preisnachlässe habe Tesla im Schlussquartal wohl deutlich weniger Aufträge hereinbekommen als Umsatz gemacht. Tesla dürfte entweder die Wachstumsziele kappen müssen und damit auch die Fabriken schlecht auslasten. Oder das Unternehmen müsse weiter auf Rabatte setzen und diese möglicherweise weltweit ausweiten, was die Margen belasten würde.
Zwar habe die Firma im vierten Quartal seine eigene Schätzung für die Auslieferungen moderat übertroffen, schrieb Experte Ryan Brinkman von JPMorgan. Das sei aber wohl wegen der Rabatte zulasten der Verkaufspreise gegangen und verheisse nichts Gutes rund um die Markterwartungen für den Gewinn je Aktie im vergangenen Jahr, so der Analyst.
Am 1. März will Tesla einen Kapitalmarkttag ausrichten - dann dürften Investoren angesichts der jüngsten Kursverluste konkrete Aussagen dazu erwarten, wie der Konzern die nähere Zukunft angehen will./men/ngu/he
(AWP)