"In den Jahren 2020 und 2021 haben sich die Risiken in unserer Bilanz im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie insgesamt stark erhöht", sagte Nagel. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte in der Krise den Kauf von Staats- und Unternehmensanleihen deutlich ausgeweitet. Damit nahmen nach Einschätzung der Bundesbank die Ausfallrisiken zu, daher stockte sie ihre sogenannte Wagnisrückstellung um 1,3 Milliarden Euro auf 20,2 Milliarden Euro auf. Im vergangenen Jahr hatte Berlin erstmals seit 1979 keinen Scheck von der Bundesbank erhalten.

Die Bundesbank rechnet angesichts des Ukraine-Krieges mit einem weiteren Energiepreisschub, der die Inflation in Europas grösster Volkswirtschaft anheizen dürfte. "Mittlerweile rechnen die Fachleute der Bundesbank damit, dass die Inflationsrate im Jahresdurchschnitt 5 Prozent erreichen könnte", sagte Nagel. Im Februar war die Notenbank von einer Teuerungsrate von viereinhalb Prozent nach dem für die EZB-Geldpolitik massgebliche harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) ausgegangen.

"Für den Euroraum ist ebenfalls eine hohe Inflationsrate zu erwarten", sagte Nagel weiter. "Wir müssen die Normalisierung unserer Geldpolitik im Blick behalten." Die Inflation ist ein wichtiger Gradmesser für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB)./mar/DP/jha

(AWP)