Uniper hatte im Juli staatliche Hilfen beantragt und sie zwei Wochen später zugesichert bekommen. Die KfW-Kreditlinie ist Teil des beschlossenen Rettungspakets. Der Düsseldorfer Konzern muss wegen der Drosselung der russischen Lieferungen über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 Gas am Markt teurer einkaufen, um Verträge zu erfüllen. Ausserdem muss Uniper für einen grossen Teil der am Spotmarkt beschafften Mengen Sicherheitsleistungen hinterlegen. Beides führt zu Liquiditätsproblemen. Der Konzern spielt eine zentrale Rolle für die deutsche Energieversorgung und beliefert über 100 Stadtwerke und Industrieunternehmen.

"So lange die Energiepreise in Europa steigen, wird auch der Bedarf an liquiden Mitteln ansteigen", sagte Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach am Montag laut Mitteilung. Und dieser Bedarf hat sich in den vergangenen zwei Wochen offenbar nochmal verstärkt. Denn bei der Vorlage der Halbjahreszahlen Mitte August hatte Uniper erst 5 Milliarden Euro der KfW-Kreditlinie in Anspruch genommen - keine zwei Wochen später ist diese nun ausgeschöpft.

In den vergangenen Tagen haben vor allem die zu hinterlegenden Sicherheiten Uniper zunehmend zu schaffen gemacht. Diese werden Margining genannt und funktionieren wie eine Kaution. So kaufen die Energieunternehmen zwar heute beispielsweise Strom und Gas am Markt ein und müssen es auch direkt bezahlen, bekommen selber aber erst bei Lieferung an die eigenen Kunden ihr Geld. Diese Verträge sind meist weit im Voraus festgelegt und beruhen aktuell oft auf Preisen, die deutlich unter denen liegen, die die Konzerne beim Einkauf zahlen müssen. Bis dahin müssen die Unternehmen deshalb Sicherheitsleistungen hinterlegen.

Die KfW-Kreditlinie soll Unipers Liquiditätsbedarf aber nur überbrücken, bis der Konzern ab 1. Oktober durch die sogenannte Gasumlage den Grossteil seiner gestiegenen Kosten an seine Kunden weitergeben kann. Ausserdem arbeite der Konzern gemeinsam mit der Bundesregierung weiter "mit Hochdruck" an der dauerhaften Lösung für die Notlage, wie es am Montag hiess. Das Rettungspaket sieht für Uniper unter anderem eine Kapitalerhöhung von rund 267 Millionen Euro zum Ausgabepreis von 1,70 Euro je Aktie unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionäre vor. Dies wird zu einer Beteiligung des Bundes an Uniper von rund 30 Prozent führen.

Momentan gehören Fortum noch 78 Prozent an Uniper. Der finnische Konzern sieht sich seinerseits nun offenbar gezwungen, angesichts des gestiegenen Bedarf an Barmitteln, erste Gespräche mit seiner Regierung zu führen. Momentan verfüge der Konzern zwar noch über ausreichende Finanzmittel, um die aktuellen Anforderungen zu erfüllen, teilte er am Montagmorgen in Helsinki mit. Das Unternehmen führe aber auch Gespräche mit dem finnischen Staat darüber, wie der Liquiditätsbedarf im Falle weiterer starke Energiepreissteigerungen gesichert werden könne.

Fortum hofft, nach Auslieferung der abgesicherten Stromverträge und Freigabe der Sicherheiten wieder liquider zu sein, wenn die höheren Einkaufspreise auf die Kunden umgelegt werden können. Ende letzter Woche summierten sich Fortums gebundene Sicherheiten nach Angaben des Konzerns auf geschätzt rund 5 Milliarden Euro. Das sei ein Anstieg von einer Milliarde Euro innerhalb einer Woche. Weiterhin hat sich Fortum nach eigenen Angaben an die nordischen Marktaufsichtsbehörden gewandt und fordert, "unverzüglich Massnahmen zur Stabilisierung des Marktes zu ergreifen". Der Ausfall auch nur eines kleineren Marktteilnehmers bei dem derzeitigen Preisniveau wäre nur schwer zu verarbeiten und könnte zu schwerwiegenden Störungen des nordischen Stromsystems führe, warnte Fortum.

Die im MDax notierten Uniper-Aktien waren am Montag zunächst knapp sieben Prozent auf 5,05 Euro und damit den tiefsten Stand seit der Abspaltung vom Eon-Konzern im September 2016 gefallen. Von diesem Rückschlag konnte sich die Aktie aber wieder erholen und kostete zuletzt mit 5,45 Euro etwas mehr als am Freitag. Die Marktkapitalisierung von Uniper ist seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs auf weniger als zwei Milliarden Euro gefallen. Damit sind die Anteile des Versorgers die grössten Verlierer unter den deutschen Standardwerten seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Die Fortum-Aktien legten knapp zwei Prozent zu. Seit dem 23. Februar sackte der Börsenwert um rund die Hälfte auf neun Milliarden Euro ab./lew/zb/nas

(AWP)