Gegen Montagmittag notierte die Uniper-Aktie über ein Prozent im Plus bei 9,46 Euro. Das vor einer Woche erreichte Rekordtief von 8,78 Euro bleibt damit aber nah. So war der Aktienkurs angesichts der wirtschaftlichen Probleme und eines erwarteten Staatseinstiegs in den letzten Wochen stark gefallen.

Uniper hatte die Kreditlinie mit der KfW-Bankengruppe Anfang Januar angesichts des sich damals anbahnenden Ukraine-Kriegs und den damit verbundenen Schwankungen an den Rohstoffmärkten vereinbart und sie Ende März vorsichtshalber bis Ende April 2023 verlängert.

Der Konzern steht wegen der ausbleibenden russischen Gaslieferungen unter Druck. Er muss zur Erfüllung seiner Verträge teureres Gas am Markt einkaufen, was zu Liquiditätsproblemen führt. Nach Aussagen von Firmenchef Klaus-Dieter Maubach erfährt Uniper tägliche Mittelabflüsse im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Ausserdem hat das Unternehmen vergangene Woche begonnen, Gas aus seinen selbst genutzten Speicherkapazitäten zu entnehmen. Auch dies geschehe aus Liquiditätsgründen und zur Erfüllung von Verträgen.

Derweil arbeitet die Regierung an einem Hilfspaket für Uniper. Das Unternehmen hatte zuletzt bei der Bundesregierung einen Antrag auf Stabilisierungsmassnahmen gestellt. Laut dem Vorsitzenden des Konzernbetriebsrats, Harald Seegatz, droht Uniper die Insolvenz innerhalb weniger Tage. "Es ist klar, dass Uniper nicht wochenlang warten kann, sondern in wenigen Tagen Hilfe braucht", sagte das Aufsichtsratmitglied der Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag. Wie diese Hilfe jedoch aussehen wird, ist noch unklar.

Nicht zuletzt Uniper und sein finnischer Mehrheitseigentümer Fortum sind sich darüber uneins. Fortum schwebt eine Restrukturierung Unipers vor - mit dem Ziel, eine Versorgungssicherheitsgesellschaft im Eigentum des Bundes zu gründen. Der Konzern hält 78 Prozent an Uniper und gehört selbst zu mehr als 50 Prozent dem finnischen Staat.

Uniper reichte hingegen bei der Bundesregierung einen Vorschlag ein, der unter anderem Eigenkapital-Komponenten enthält, durch die sich der Bund an Uniper beteiligen könnte. Zudem sieht der Vorschlag eine Aufstockung der KfW-Kreditlinie vor. Analysten erwarten in Kürze eine Lösung.

Die Kommentare Finnlands und seitens Fortum seien "nach dem Treffen konstruktiv" gewesen, die Verhandlungen aber in einer heiklen Phase, schrieb beispielsweise JPMorgan-Analyst Vincent Ayral am Freitag. Wahrscheinlich werde abgewartet, ob nach dem Wartungsstillstand von Nord Stream 1, Russland wieder Gas durch die Pipeline schickt.

Voraussichtlich noch bis 21. Juli wird die für Deutschland wichtige Pipeline Nord Stream 1 gewartet, sodass kein Gas mehr durch die Röhren unter der Ostsee fliesst. Aber schon davor drosselte der russische Staatskonzern Gazprom die Lieferungen auf 40 Prozent und begründete das mit einer fehlenden Turbine. Die Bundesregierung hält das Argument für vorgeschoben und befürchtet, dass auch nach der Wartung kein Gas mehr durch Nord Stream 1 fliesst. Ob nach dem 21. Juli wieder Gas fliessen wird, ist ungewiss.

Das Ausmass der Unterstützung für Uniper dürfte vom Zeitpunkt und der Gas-Durchleitungsmenge abhängen, ergänzte Analyst Ayral. Sein Kollege Alberto Gandolfi von der US-Investmentbank Goldman Sachs hält eine Entschädigung für die bisherigen Verluste indes für unwahrscheinlich./lew/mis/zb

(AWP)