Für die Uniper-Aktie ging es am Freitagvormittag aufwärts, sie konnte sich von ihrem jüngsten Rekordtief absetzen. Der Kurs kletterte um bis zu 12 Prozent fast wieder auf 10 Euro. Erst am Montag hatte die Aktie mit 8,78 Euro einen neuen Tiefpunkt erreicht. Auf Jahressicht beläuft sich das Minus der im MDax notierten Aktie auf über 77 Prozent.

Uniper spielt eine zentrale Rolle für die deutsche Energieversorgung und beliefert mehr als hundert Stadtwerke und Industriefirmen. Der grösste deutsche Gasimporteur steht wegen der Krise mit Russland stark unter Druck. Die Firma musste in den vergangenen Wochen viel teureres Gas am Markt einkaufen, um die Verträge mit ihren Kunden bedienen zu können. Bisher kann Uniper die Mehrkosten nicht weitergeben und hat deshalb Liquiditätsprobleme. Das Management zog deshalb Ende Juni seine Jahresprognose zurück und bat um staatliche Hilfe.

Wie die Stabilisierungsmassnahmen aussehen werden, ist noch unklar. Nicht zuletzt Uniper und sein finnischer Mehrheitseigentümer Fortum sind sich darüber uneins. Erst am Donnerstag hatte der Hauptaktionär mitgeteilt, dass es bislang keine Entscheidung gebe. Der Konzern setze die Gespräche mit der Bundesregierung fort, um Uniper sowohl in finanzieller Hinsicht als auch mit Blick auf die Geschäftsrisiken zu stabilisieren und so die Versorgungssicherheit in Deutschland zu gewährleisten, hiess es.

Fortum schwebt eine Restrukturierung Unipers vor - mit dem Ziel, eine Versorgungssicherheitsgesellschaft im Eigentum des Bundes zu gründen. Der Konzern hält 78 Prozent an Uniper und gehört selbst zu mehr als 50 Prozent dem finnischen Staat. Uniper hat hingegen bei der Bundesregierung einen Vorschlag eingereicht, der unter anderem Eigenkapital-Komponenten enthält, durch die sich der Bund an Uniper beteiligen könnte. Zudem sieht der Vorschlag Fremdkapital-Mittel durch eine Aufstockung einer KfW-Kreditlinie vor.

Im Moment wird die für Deutschland wichtige Pipeline Nord Stream 1 gewartet, sodass kein Gas mehr durch die Röhren unter der Ostsee fliesst. Aber schon davor drosselte der russische Staatskonzern Gazprom die Lieferungen auf 40 Prozent und begründete das mit einer fehlenden Turbine. Die Bundesregierung hält das Argument für vorgeschoben und befürchtet, dass auch nach der Wartung kein Gas mehr durch Nord Stream 1 fliesst./lew/ngu/stk

(AWP)