Damit wird es nun doch nichts mit sechs Prozent operativer Umsatzrendite in diesem Jahr. Wegen konjunktureller Unsicherheiten und weiter steigendem Kostendruck gehen die Wolfsburger nur noch von mehr als vier Prozent aus, wenn Sondereinflüsse herausgerechnet werden. Im vergangenen Jahr war die bereinigte Umsatzrendite von VW Pkw von 3,2 auf 3,6 Prozent gestiegen. Die Volkswagen-Vorzugsaktie hatte bereits am Vortag unter unerwartet hohen Investitionsausgaben des Gesamtkonzerns gelitten, am Mittwoch gab der Kurs in einem sehr schwachen Markt weiter nach.

Am Abend wollte VW in Hamburg eine Studie des geplanten Kleinwagens der elektrischen ID-Reihe zeigen. Der ID.2 soll bis 2026 startklar sein, in Spanien produziert werden, in etwa Polo-Grösse haben und in der Basisversion weniger als 25 000 Euro kosten. Markenchef Thomas Schäfer sagte, der Entwurf werde auch beim Design andeuten, "wo es insgesamt mit Volkswagen" hingeht. Klimaschützer fordern seit langem, nicht nur grössere Fahrzeuge mit alternativen Antrieben auszustatten.

Als "nächste grosse Herausforderung" steht Schäfer zufolge dann ein noch kleineres E-Auto auf dem Plan: "Wir müssen uns auch um Fahrzeuge unter 20 000 Euro kümmern." Es hatte Kritik gegeben, weil VW etwa die elektrische Variante des Up im Mini-Segment wohl auslaufen lässt.

Mayer betonte, die Konzern-Hauptsparte müsse weiter auf ihre Kosten achten. Zudem dürfte es 2023 bei einem "sehr herausfordernden Umfeld im Hinblick auf die Versorgung, die Rohstoff- und Energiepreise sowie die geopolitische Lage" bleiben. Abschreibungen auf das Geschäft in Russland belasteten das Markenergebnis 2022 mit 500 Millionen Euro.

Der Anteil reiner Stromer soll bei VW Pkw in Europa bis 2030 mindestens 80 Prozent betragen, bis 2026 sollen zehn neue E-Modelle kommen. Der ID.2 wird eines davon sein - das Konzept firmiert vorerst unter der Bezeichnung "ID.2all". Dieses Jahr folgt unter anderem noch die Elektro-Limousine ID.7. Ein grosser Teil der Investitionen 2022 entfiel auf den Anlauf des ID.4 in den Werken Emden und Chattanooga.

Zur wachsenden Rivalität mit chinesischen Anbietern meinte Schäfer: "Die Konkurrenz hält uns auf unseren Zehenspitzen, der Druck wird höher." Das sei im Autogeschäft aber normal. VW steuere mit grösserer lokaler Fertigungstiefe gegen: "Wir machen mehr in China für China."

In Nordamerika will die Marke bis zum Ende des Jahrzehnts einen E-Auto-Anteil von wenigstens fünf Prozent schaffen. Zusammen mit den Ausgaben für Vernetzungstechnik sollen die Investitionen bis 2027 fünf Milliarden Euro erreichen. Gleichzeitig sollen mehrere moderne Verbrennermodelle eingeführt werden, ebenso in Südamerika. VW begründet dies mit regional unterschiedlichen Nachfragestrukturen. Deshalb nennt man keine Pauschaldaten zum Ausstieg aus klassischen Benzinern und Dieseln, was bei Klimaschützern Kritik hervorruft.

Das abgelaufene Jahr war für die VW-Kernmarke betriebswirtschaftlich gesehen eine Besserung. Der Gewinn im laufenden Geschäft stieg - ohne Sonderfaktoren - um 22,5 Prozent auf 2,65 Milliarden Euro. Umbauten im Vertrieb und gedrückte Kosten hätten dabei eine Rolle gespielt, hiess es.

Jedoch brachte VW mit rund 4,6 Millionen Fahrzeugen deutlich weniger Autos an die Kunden (minus 6,8 Prozent). In Europa liegen nun über 660 000 Bestellungen vor. "Die Priorität liegt darauf, die bestellten Fahrzeuge zügig zu produzieren und an die Kunden auszuliefern."

Der Umsatz der VW-Kernmarke kletterte 2022 um 8,7 Prozent auf 73,8 Milliarden Euro. Das lag nicht zuletzt an den höheren Autopreisen. Diese hatten infolge der allgemeinen Inflation, aber auch wegen des engen Angebots auf den Neu- wie Gebrauchtwagenmärkten angezogen. Volkswagen sprach in diesem Zusammenhang von einer "verbesserten Preisdurchsetzung". Ausserdem sei der Umfang der Verkaufshilfen gesunken, bei vielen Händlern gingen die üblichen Rabatte zurück.

Die umstrittenen E-Fuels für Verbrennungsmotoren nannte Schäfer einen "sinnvollen Zusatz", sie seien aber kein Ersatz für Elektroantriebe. Kritisch sieht er die Pläne der EU für stark verschärfte Regeln zum erlaubten Ausstoss von Stickoxiden (Euro 7), die teure neue Technik nötig macht: "Die Technologie, die jetzt gefordert wird, auf den letzten Metern (des Verbrenners) einzusetzen, ist suboptimal."/jap/men

(AWP)