Nach VW-Angaben vom Mittwoch kann es in einzelnen Wagen an den hinteren zwei der vier Gasflaschen, die bei Routine-Checks nicht ganz von aussen eingesehen werden können, zu unbemerkter Korrosion kommen - mit langfristiger Materialschwächung und "im ungünstigsten Fall" schlagartigem Austritt des CNG-Gemischs.

Im April hatte sich ein Touran-Fahrer in Deutschland Verbrennungen an den Beinen zugezogen, als während des Tankens der gasförmige Treibstoff plötzlich aus einem Vorratsbehälter ausgetreten war. Die Autos würden nun genau inspiziert, Gasflaschen bei Bedarf vorläufig deaktiviert oder ersetzt. Es gehe um CNG-Varianten des Touran aus dem Modelljahr 2006 sowie zwischen 2010 und 2015.

Astra verkürzt Reparaturfrist

Wegen der Schwere des Mangels habe das Astra ein strengeres Rückrufverfahren angeordnet als üblich. Die Rückruffrist habe das Astra auf drei Monate verkürzt. Normalerweise habe ein Hersteller 12 Monate Zeit für die Mängelbehebung. Nun müsse die Rückrufaktion bis am 31. August 2022 abgeschlossen sein, sagte ein Astra-Sprecher am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP.

Zudem werde die Rückrufaktion vom Astra überwacht. Dies bedeute, dass alle betroffenen Fahrzeuge repariert werden müssten. Das Monitoring erfolge mit einem monatlichen Statusbericht des Importeurs an das Astra, sagte der Sprecher.

In der Schweiz seien insgesamt 899 Fahrzeuge vom Rückruf betroffen. Davon stünden 390 Fahrzeuge in Verkehr, während 509 Fahrzeuge stillgelegt seien, sagte der Sprecher.

Wiederzulassung nicht möglich ohne Reparatur

Das Astra hat per 8. Juni 2022 die 509 ausser Verkehr gesetzten VW-Touran mit sofortiger Wirkung für eine Wiederzulassung gesperrt. Eine Wiederzulassung ist nur bei einem Strassenverkehrsamt gegen Vorweisung einer VW-Markenvertreter-Bestätigung möglich, dass das Fahrzeug im Rahmen der Rückrufaktion instand gestellt wurde.

Bei in Verkehr stehenden Fahrzeuge, die bis am 31. August 2022 nicht kontrolliert bzw. instand gestellt wurden, übergibt das Astra den Fall an die kantonalen Strassenverkehrsämter. Diese fordern die Fahrzeughalter auf, ihr Auto umgehend bei einem offiziellen VW-Markenvertreter zu reparieren zu lassen. Bei Nichtbeachtung dieser Aufforderung werden die betroffenen Fahrzeuge ausser Verkehr gesetzt.

Gas-Autos sind Nischenprodukt

Nicht zum ersten Mal gibt es bei VW-Erdgasmodellen Schwierigkeiten mit den Tanks beziehungsweise Flaschen. Eine frühere Austauschaktion lief auch für entsprechende Ausgaben des Passat und Caddy, in denen die Wandstärke durch Rosten unter ein kritisches Mass sinken konnte.

Im niedersächsischen Duderstadt barst 2016 eine Flasche und verletzte den Fahrer schwer. Mehrere Tankstellenkonzerne hatten daraufhin ihren Stationen empfohlen, vorübergehend kein Erdgas mehr zu verkaufen.

In der Schweiz sind gasbetriebene Autos selten. Von den 4,6 Millionen Wagen haben laut dem Astra-Sprecher nur 11'000 einen Gasmotor. Zum Vergleich: Es gibt mittlerweile schon 70'000 E-Autos.

jb/tv

(AWP)