Das Netzgeschäft gehört zum sogenannten Kerngeschäft von Eon, die Atomkraftwerke hingegen zum Nicht-Kerngeschäft. Die Zusammensetzung der Gesamtprognose hat sich also verändert. Auf Konzernebene wurde der Ausblick aber bestätigt. Bislang wächst Eon dieses Jahr wegen der hohen Energiepreise kräftig. Allerdings liegen sowohl der bereinigte operative Gewinn als auch der bereinigte Konzernüberschuss nach neun Monaten leicht unter den Vorjahreswerten. Hintergrund ist neben fehlenden Einmaleffekten auch die Abschaltung von zwei Kernkraftwerken Ende 2021.

Insgesamt fielen die Neunmonatszahlen besser aus als von den Analysten erwartet, an der Börse überwogen allerdings die schlechten Nachrichten. Die Aktie des Dax -Konzerns verlor zeitweise an die 2,6 Prozent. Zuletzt notierte sie 2,1 Prozent im Minus bei 8,54 Euro. Analyst John Musk von der kanadischen Bank RBC wertete die Nachrichten unter dem Strich leicht negativ.

Mit dem Kursabschlag am Mittwoch macht die Aktie erstmal einen Rücksetzer. In den vergangenen Tagen hatte sie sich ausgehend von ihrem Mitte-Oktober erreichten bisherigen Tief des laufenden Jahres bei 7,28 Euro rund ein Fünftel erholt. Möglicherweise sei die starke Kursentwicklung in den vergangenen zwei Wochen auch Ausdruck von einer am Markt erwarteten Anhebung des Ausblicks gewesen, kommentierte Analyst Sam Arie von der Schweizer Grossbank UBS.

Im Netzgeschäft erwartet das Eon-Management 2022 nun nur noch 5,3 bis 5,5 Milliarden Euro bereinigten operativen Gewinn. Anfang und Ende der Spanne fallen damit 200 Millionen Euro niedriger aus als bislang. Die Analysten schätzten das Segment vor der Zahlenvorlage durchschnittlich auf knapp unter 5,5 Milliarden Euro im Gesamtjahr. Konzernchef Leonhard Birnbaum hatte bereits im August angemerkt, dass das Netzgeschäft am unteren Ende der bisherigen Spanne landen könnte.

Die Kombination aus hohen Kosten durch Netzverluste und das mildere Wetter führten im bisherigen Jahresverlauf zu einer Belastung im niedrigen dreistelligen Millionenbereich, sagte Finanzchef Marc Spieker in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Zu Netzverlusten kommt es, weil Netzbetreiber verpflichtet sind, Energienetze mit einer gewissen Grundspannung zu versorgen. Dafür wird auch Strom am Markt zugekauft. Dieser ist nach wie vor sehr teuer, was die Ergebnisse bei Eon drückt. Beide Effekte werden laut Spieker aber nach dem etablierten Regulierungsmechanismus in den Folgejahren wieder vollständig aufgeholt. Somit seien sie "wirtschaftlich neutral", erläuterte er.

Gleichzeitig erhöhte das Management Anfang und Ende der Spanne für das Nicht-Kerngeschäft um jeweils 100 Millionen Euro: Hier werden zwischen 0,9 und 1,1 Milliarden Euro bereinigter operativer Gewinn erwartet. Treiber sind die hohen Energiepreise sowie die von Eon erwartete Mehrproduktion durch den von der Bundesregierung beschlossenen Streckbetrieb von Atomkraftwerken. Die Analysten erwarteten im Schnitt 857 Millionen Euro für das Geschäftsfeld, in dem Eon auch den Rückbau von Kernkraftwerken sowie das Erzeugungsgeschäft in der Türkei bündelt.

Seit Mitte Oktober ist klar, dass das von Eons Tochterfirma Preussenelektra betriebene Atomkraftwerk Isar 2 in Niederbayern noch bis längstens Mitte April weiter laufen wird. Der Konzern erwartet davon nächstes Jahr zusätzliche Strommarkterlöse für zwei Terawattstunden, die aber schon dieses Jahr ergebniswirksam werden. Auf 2023 habe die Mehrproduktion an Atomstrom keine Auswirkungen, sagte Spieker.

Bis Ende September stieg Eons Konzernumsatz auch dank der hohen Energiepreise um 70 Prozent auf rund 81,6 Milliarden Euro. Der bereinigte operative Gewinn ging um drei Prozent zurück auf 6,1 Milliarden Euro. In gleichem Masse fiel auch der bereinigte Konzernüberschuss auf 2,1 Milliarden Euro. Unterm Strich belief sich der Gewinn nach neun Monaten auf 3,8 Milliarden Euro und blieb damit quasi stabil. Die mittelfristigen Ziele bis 2026 wurden bestätigt.

Das Zahlenwerk des Versorgers habe dank einer starken Erholung im dritten Quartal für Zuversicht gesorgt, schrieb Analyst Vincent Ayral von der US-Bank JPMorgan. Sein Kollege Alberto Gandolfi von der US-Investmentbank Goldman Sachs verwies auf gute Nachrichten zum Schuldenabbau.

Ähnlich hatte sich am Dienstag auch schon Andrew Fisher von der Privatbank Berenberg geäussert: Staatliche Unterstützungsmassnahmen für private Verbraucher und Unternehmen dürften Energielieferanten wie Eon, Engie und Centrica zugutekommen, schrieb er. Insbesondere für Eon gingen damit die Risiken mit Blick auf die Verschuldung zurück./lew/men/jha/

(AWP)