Die Aktien legten zuletzt um 1,54 Prozent auf 26,33 Euro zu, während der Index der mittelgrossen Werte MDax um 1,13 Prozent zulegte. Bereits jüngst war wieder das Mehrjahreshoch von Ende Mai bei gut 28 Euro in den Blick gerückt. Mit einem Plus von 50 Prozent sind die Aktien im bisherigen Jahresverlauf zweitbester Wert im MDax.
Der Umsatz wuchs im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut die Hälfte auf 102,5 Millionen Euro. Das operative Ergebnis (Ebit) verdreifachte sich auf 17,2 Millionen Euro. Unter dem Strich steht ein Überschuss von 17,3 Millionen Euro nach 7,7 Millionen vor einem Jahr. Damit sieht Unternehmenschef Felix Grawert den Konzern auf Kurs zu den Jahreszielen.
Er kalkuliert mit Erlösen von 450 bis 500 Millionen Euro. Als operatives Ergebnis sollen davon 21 bis 23 Prozent hängen bleiben. Die Erwartungen stehen erneut unter dem Vorbehalt, dass globale Krisensituationen weiter keine signifikanten Auswirkungen auf die Entwicklung des Geschäfts haben.
Beim Auftragseingang peilt der Vorstandschef 520 bis 580 Millionen Euro an. Hier stehen nach sechs Monaten fast 283 Millionen Euro in den Büchern. Insgesamt summierten sich die Aufträge für Anlagen damit zuletzt auf gut 314 Millionen Euro. Der grösste Teil davon soll noch in diesem Jahr an die Kunden gehen, wie es weiter hiess. Analystin Olivia Honychurch vom Investmenthaus Jefferies sieht Aixtron auf Kurs, zumindest das obere Ende der Zielspannen zu erreichen, da wesentlichen Geschäftstreiber der letzten Monate noch an Schwung gewinnen dürften.
Aixtron ist ein Profiteur von Trends wie Energieeffizienz, Alternative Energien, Digitalisierung und Elektromobilität. Dabei kommt dem Unternehmen der wachsende Einsatz sogenannter Verbindungshalbleiter zugute. Aixtron stellt Anlagen her, die hauchdünne Schichten aus zwei Elementen auf spezielle Träger auftragen - Verbindungshalbleiter entstehen. Diese ermöglichen eine effizientere Energieleitung und halten hohe Temperaturen aus, was unter anderem für Schnellladetechnik grosse Vorteile bietet. Aber auch Anlagen im Bereich Optoelektronik sind gefragt, angesichts des Wachstums von 3D-Sensorik.
Wie schon zum Jahresstart war auch im zweiten Quartal die Nachfrage nach Anlagen zur Produktion effizienter Leistungselektronik auf Basis von Siliziumkarbid (SiC) und Galliumnitrid (GaN) hoch. SiC-Bauteile werden unter anderem in Computer-Servern eingesetzt und bieten auch Potenzial für die Verwendung in Hybrid- oder Elektrofahrzeugen.
Während Aixtron bei GaN-Anlagen bereits eine marktbeherrschende Stellung habe, peile das Management dies perspektivisch auch bei den SiC-Anlagen an, sagte jüngst Analyst Martin Marandon-Carlhian vom Investmenthaus Oddo BHF. Demnach ist das SiC-System von Aixtron deutlich produktiver als das des Hauptwettbewerbers Tokyo Electron.
Und auch das Interesse an Anlagen zur Herstellung von Micro-LED ist hoch. Hier gab es die erste Order für Anlagen zur Volumenproduktion der Chips, die auf Bildschirmen und Displays stärkere Kontraste und kräftigere Farben ermöglichen. Sie gelten als günstigere Alternative zu Oleds. Experten sehen hier viel Potenzial. So vermutete Jefferies-Analystin Honychurch schon im späten Frühjahr, als Endkunden der Micro-Led, die dann von dessen Zulieferer AMS Osram kommen dürften, den iPhone-Konzern Apple .
Zunächst gehe es wohl nur um die Apple Watch, die im zweiten Halbjahr 2024 herauskommen werde, hatte Honychurch gesagt. Ein mögliches MicroLed-iPhone, das ab dem zweiten Halbjahr 2026 denkbar sei, könnte für Aixtron perspektivisch einen zusätzlichen Milliardenumsatz bedeuten, da dafür deutlich mehr Anlagen des Maschinenbauers gebraucht würden.
Im Zuge des Aufbaus der Produktionskapazitäten dürften in den kommenden Monaten weitere Bestellungen des Kunden eintrudeln, sagte Grawert in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Gespräche mit anderen potenziellen Kunden seien in unterschiedlichen Stadien. Insgesamt geht der Konzernchef davon aus, dass 2023 ein bedeutender Umsatzanteil mit solchen Micro-LED-Anlagen generiert wird. Ein Trend, der sich 2024 fortsetzen sollte.
Die Auftragslage stimmt die Unternehmensführung denn auch zuversichtlich, dass das Geschäftsvolumen in den kommenden Quartalen weiter anziehen wird. Daher wurden die Vorräte weiter aufgestockt, was beim freien Mittelzufluss Spuren hinterliess. So belief sich der Free Cashflow im zweiten Quartal auf vier Millionen Euro - fast 80 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Dabei scheint Aixtron weiterhin von den Lieferkettenproblemen und dem Teilemangel, der viele Branchen seit Monaten belastet, kaum etwas zu spüren. Bereits im Mai hatte Finanzchef Christian Danninger betont, dass "Lieferanten frühzeitig auf unser erwartetes Wachstum" vorbereitet worden seien. Das ermögliche es, Anlagen wie geplant zu liefern.
Gleichzeitig plant das Management gegen Ende 2022/ Anfang 2023 weitere Preiserhöhungen, um die steigenden Rohstoff, Energie- und Arbeitskosten auszugleichen, wie es in der Telefonkonferenz nach der Zahlenvorlage hiess./mis/he/zb/jha/he
(AWP)