Bis um 9.55 Uhr gewinnen die Aktien satte 32,2 Prozent auf 51,55 Franken, während der Gesamtmarkt 0,3 Prozent im Plus steht. Einen Grossteil der Gewinne büsste die Aktie damit aber bereits wieder ein. Denn zur Börseneröffnung war sie gar um 92 Prozent in die Höhe gesprungen.
Der Kursanstieg muss jedoch relativiert werden: Allein in 2021 büssten die Titel infolge abermaliger Enttäuschungen um das E-Rezept fast 90 Prozent ein. Die Kurse aus im Frühjahr 2021 bei über 500 Franken bleiben also noch in weiter Ferne.
"Für Zur Rose ist dies ein Befreiungsschlag", kommentiert die ZKB den Deal mit der Migros. Rund 360 Millionen Franken soll er dem schuldengeplagten Unternehmen nämlich in die Kasse spülen. Damit reduziere sich pro-forma Nettoverschuldung auf 30 Millionen von 390 Millionen, rechnet die ZKB vor.
Die Gruppe sei damit ihr "Huhn-Ei-Problem" losgeworden, heisst es denn auch bei der US-Bank Jefferies. Der zuständige Analyst spricht damit an, dass das Unternehmen lange vor dem Dilemma stand, ob man die Marktstellung in Deutschland weiter ausbauen, und dafür Schulden machen, oder sich auf Profitabilität konzentrieren solle.
Zuletzt sah sich Zur Rose angesichts wachsender Schulden und anhaltenden Verzögerungen bei der deutschlandweiten Umsetzung des E-Rezepts gezwungen, den Fokus auf die Profitabilität zu legen. Nun will sich das Unternehmen aber wieder voll auf den deutschen Markt und das E-Rezept ausrichten.
Die Gruppe bekomme "deutlich mehr Luft" in der Geduldsprobe in Hinblick auf die Lancierung des elektronischen Rezepts in Deutschland, so denn auch der zuständige ZKB-Experte. Der Investment-Case sei für Investoren also deutlich weniger riskant geworden.
Unsicher sei allerdings, wie hoch der künftige monatliche Liquiditätsverbrauch ohne die Stütze des Schweizer Geschäfts ausfalle. Und das E-Rezept in Deutschland komme weiterhin nur schleppend voran, so der ZKB-Analyst weiter.
Er teilt damit die Zweifel vieler Marktbeobachter, ob das E-Rezept in Deutschland tatsächlich wie von Gesundheitsminister Karl Lauterbach angekündigt Mitte 2023 kommt. Immer wieder wird ins Feld geführt, dass gerade aus der Ärzteschaft wenig Unterstützung komme. Auch technische Mängel und Probleme beim Datenschutz werden beanstandet. Immerhin sollen hier zuletzt Fortschritte erzielt worden sei, wie es zuletzt in der Fachpresse hiess.
jl/ra
(AWP)
1 Kommentar
Die Zur Rose Group ist nur vordergründig schuldenfrei geworden durch den Verkauf des Schweizer Geschäfts. Es hat in der Bilanz der Gruppe nämlich einen Aktivposten betitelt mit Goodwill in Hähe von Sfr. 400.000.--. Da hat man ungedeckte Kosten kurzerhand in Aktivposten umgewandelt. Leider kann ich nicht so gut englisch sonst hätte ich bei der vorgestrigen Telefonkonferenz die Frage gestellt, wie man gedenkt diesen Posten abzutragen. Bin Aktionärin (Kauf bei Sfr. 360.-- pro Aktie) und verfolge deshalb seit einiger Zeit die Machenschafen der Zur Rose Gruppe.
Die hätten letztes Jahr eigentlich Konkurs anmelden müssen, denn sie waren unter Berücksichtigung dieser Sfr. 400.000.-- überschuldet. Haben das Problem dann aber mit einer Kapitalerhöhung gelöst und nun neuerdings mit dem Verkauf des Schweizer Geschäfts. Da das mit dem elektronischen Patientendossier wahrscheinlich noch lange nicht klappt, denke ich mir, dass es über kurz oder lang zur Insolvenz kommen wird.