Das war doch zu erwarten. In der Handelsbilanz hat die Schweiz einen enormen Überschuss gegenüber USA und dass das Folgen haben könnte, musste fast schon klar sein. So exportierte die Schweiz im vergangenen Jahr um 38,5 Milliarden Franken mehr Waren und Dienstleistungen in die USA als von dort importiert wurden. Die kleine Schweiz hatte dabei einen annähernd so grossen Handelsüberschuss wie die mehr als 50mal so grosse EU. Die 27 Länder der Gemeinschaft schrieben 2024 nämlich auch „nur“ einen Handelsüberschuss zu USA von 50 Milliarden Euro.

US-Präsident Donald Trump hat seit seinem Amtsantritt solche Handelsbeziehungen, die USA hohe Defizite bringen, im Visier. Die nun verhängten 39 Prozent Zoll auf Schweizer Exporte in die USA sind damit keine grosse Überraschung.

Ob Trump damit seine Ziele erreichen wird, muss sich zeigen. Eins erreicht er sicherlich: Die US-Staatseinnahmen nehmen zu. Das vordergründig aufgeführte Ziel – America first und die Stärkung der US-Wirtschaft – wird durch den hohen Zoll zumindest bezogen auf Produkte aus der Schweiz – möglicherweise nicht erreicht.

Ein Blick in die Handelsbilanz zeigt: Schweizer Exporte sind zu rund 50 Prozent Pharmazeutika und bei diesen gibt es in der Regel patentierten Schutz. Wenn US-Bürger, Patienten, auf bestimmte Wirkstoffe und Medikamente angewiesen sind, lässt sich das nicht so schnell verändern. Zölle dürften das kurzfristig kaum schaffen.

Angesichts einer gewissen Abhängigkeit von Pharmazeutika aus der Schweiz und des hohen Anteils des Sektors an Schweizer-Exporten in die USA dürften sich die hohen Zölle möglicherweise weniger auf die heimische Wirtschaft auswirken als vor allem bei Politikern befürchtet.

Börsianer scheinen so zu denken. Denn nach Bekanntgabe der US-Zollpläne passierte bei Schweizer Aktien nichts, oder so gut wie nichts. SMI und SPI ging in den folgenden Tagen nur etwa zwei Prozent nach unten und bringen inzwischen sogar ein Kursplus zwischen drei und vier Prozent.

Aber dennoch: Trump ist unberechenbar und möglicherweise legt er im Zollstreit noch nach. Anleger, die auf Nummer sicher gehen und auf Titel setzen wollen, die kaum von US-Zöllen betroffen sind, legen sich heimische Aktien von Unternehmen mit geringer Abhängigkeit von US-Exporten ins Depot.

Wenig betroffen von US-Zöllen dürfte Holcim sein. Der Baukonzern hat das Geschäft in Nordamerika im Sommer abgespaltet und konzentriert sich jetzt mehr auf Europa, Lateinamerika und Asien. Logistikkonzern Kühne & Nagel ist ebenfalls kaum von US-Zöllen tangiert. Der Schweiz-Anteil des SMI-Mitglieds ist gering. Eine Umgehung von hohen US-Zöllen ist die Produktion vor Ort in USA. Baustoff- und Chemiekonzern Sika etwa dürfte deshalb vom Zollstreit kaum betroffen sein. Das Unternehmen aus Baar produziert annähernd sämtliche in USA verkauften Produkte in den Staaten selbst.

Flughafen Zürich ist ebenfalls ein Wert, für den die hohen US-Zölle direkt jedenfalls weniger relevant sind. Die Hälfte der Umsätze erzielt der Airport in Zürich Kloten im Fluggeschäft, grosse Teile der restlichen Erlöse stammen aus Beteiligungen an Flughäfen in Indien und Brasilien und dem Duty-Free-Geschäft an den Flughäfen. Eine Besonderheit hat Hörgerätehersteller Sonova vorzuweisen. Laut einer internationalen Vereinbarung aus dem Jahr 1976 sind Geräte für Menschen mit Behinderung von Zöllen ausgenommen. 85 Prozent der Produkte des Unternehmens fallen unter diese Bestimmungen. Die USA haben die Vereinbarung ebenfalls ratifiziert und Präsident Trump hat das bisher nicht geändert.

Anleger können sich die Titel einzeln ins Depot legen oder ein Zertifikat von Zürcher Kantonalbank (ISIN: CH1474807430). Die ZKB hat jetzt nämlich ein Bonus-Produkt auf diese fünf Zoll-resistenten Unternehmen aufgelegt. Der Clou dabei: Anleger sind mit dem Produkt nicht nur bei einer möglichen positiven Kursentwicklung von Firmen, die von hohen Zöllen eher nicht betroffen sind, voll mit dabei, sondern erhalten auch eine garantierte Mindestzahlung, falls die Basiswerte auf der Stelle treten oder nicht auf den Knock-out-Level bei 70 Prozent des Ausgangswertes fallen. Der Bonusbetrag beträgt zwölf Prozent des Nennwerts. Bezogen auf die Laufzeit des Zertifikats mit Rückzahlung am 25. März 2027 – also einer Laufzeit von 18 Monaten – wäre das immerhin eine jährliche Bonuszahlung von rund acht Prozent. Das Zertifikat ist noch bis 19. September in der Zeichnung, die genauen Daten werden beim Fixing am 19. September festgelegt.