Eine auf zehn Jahre fixierte Hypothek kostet heute 3 Prozent, dass bedeutet bei einem mit einer Million Franken belehnten Objekt 30'000 Franken Zinskosten im Jahr. Noch 2021 bekam man eine solche Finanzierung zu 1 Prozent, also mit 10'000 Franken Zinslast jährlich: "Dies führt dazu, dass viele wechseln wollen", sagte Donato Scognamiglio in einem Video-Interview mit AWP Finanznachrichten.

Der Titularprofessor an der Universität Bern und Geschäftsführer sowie Mitinhaber des Immobilienanalysebüros IAZI spricht damit die 2022 klar beobachtete, gestiegene Beliebtheit der Saron-Hypothek an. Diese hat keinen auf eine Laufzeit fixierte Zinssatz als Basis, sondern richtet sich nach dem Banken-Refinanzierungssatz Saron, der eng mit dem Leitzins der Schweizerischen Nationalbank (SNB) korreliert. Aktuell sind Saron-Zinsen immer noch günstiger als zehnjährige Festhypotheken, weil die SNB das Zinsniveau bisher erst auf 0,5 Prozent angehoben hat. Der Zins für eine Saron-Hypothek liegt rund 0,4 bis 1,3 Prozentpunkte über dem Leitzins. 

"Ich gehe dann in den Saron, in der Hoffnung, dass der Saron immer günstig bleibt - das ist natürlich eine Illusion." Sollte die SNB den Zins im Dezember weiter anheben, was allgemein erwartet wird, dann steige auch der Saron an. "Egal, ob man die Teuerung bei den Hypotheken schon jetzt spürt oder nicht, wir werden die Rechnung bezahlen." Dies bei Festhypotheken spätestens, wenn die Laufzeit verlängert werden müsse, oder beim Saron bei den nächsten Zinserhöhungen. Hypothekarnehmerinnen und -nehmer bleibe also nichts anderes übrig als zu sparen oder ihren Konsum einzuschränken. 

Donato Scognamiglio im Interview (Video: AWP).

Scognamiglio bestätigte im Interview auch eine gewisse Preiskorrektur am Immobilienmarkt. Über diese wird vom dem Hintergrund steigender Hypothekarzinsen verstärkt gesprochen. 

"Investieren in Immobilien lohnt sich eigentlich immer", sagte Scognamiglio. Doch jetzt gebe es Alternativen wie Pfandbriefe oder Obligationen. Die Preise für Immobilien kämen daher unter Druck. Auswertungen von Immobilien-Transaktionen durch IAZI zeigten leichte Preiskorrekturen. Scognamiglio erwartet keinen Crash, sagt aber: "Die Zeiten jährlich steigender Preise sind vorbei." 

Keine Entwarnung gibt der Experte bei der Wohnungsnot: "Wenn wir den Immobilienmarkt mit einem Hotel vergleichen, dann ist das Hotel ausgebucht." Die Einwanderung von jährlich 80'000 bedeute, dass 40'000 Wohneinheiten benötigt würden. In Zentrumsregionen wie Zürich, Bern, Genf und Lausanne, aber auch Winterthur sei es schwierig, eine Wohnung zu finden. Weiterhin hoch sei aber die Fluktuation, die sich aber nicht in den Leerstandszahlen niederschlage.

(cash.ch)