Zu den guten Vorsätzen für das neue Jahr gehört für viele Anleger stets auch der überprüfende Blick ins Portfolio. Das investierte Vermögen soll dem wirtschaftlichen Umfeld und den eigenen Bedürfnissen angepasst werden.

Die Schweizer Banken geben Jahr für Jahr bekannt, wie ihre empfohlene Vermögensaufteilung aussieht. Nach dem ausserordentlich guten Aktienjahr 2013 sind Börsenpapiere auch für das bevorstehende Jahr für die meisten Finanzinstitute von hoher Priorität. Die meisten Banken empfehlen risikobereiten Anlegern eine Aktienquote zwischen 60 und 70 Prozent. Obligationen bleiben mit zehn bis 20 Prozent untergewichtet. Wer weniger Risiko eingehen will, sollte gemäss Banken lediglich 25 bis 30 Prozent in Aktien investieren, dafür den Obligationenanteil deutlich erhöhen. 

Fragt man unabhängige Vermögensberater nach der idealen Vermögensaufteilung, kommen wiederum andere Prozentzahlen zum Vorschein. Andri Peer, Inhaber der Vermögensverwaltung Peersuna, beispielsweise investiert die Gelder seiner risikobereiten Kunden "nur" zu 45 Prozent in Aktien, hingegen zu 35 Prozent in Obligationen und Immobilien, zu 15 Prozent in Cash sowie zu einem kleinen Anteil in Rohstoffen - sinnvollerweise über einen Fonds. 

Eine noch simplere Verteilung fährt der Schweizer Investment-Guru Marc Faber. Er hat sein Vermögen seit Jahren nach dem Schlüssel 25 Prozent Aktien, 25 Prozent Immobilien, 25 Prozent Cash- und Obligationen und 25 Prozent Edelmetall aufgeteilt.

Strategie und Risiko

Doch was bedeutet dieser Zahlenwirrwarr für den Anleger? "Als wichtigen ersten Schritt gilt es, Grundsätzliches zur Portfolioaufteilung zu beachten", sagt Florian Schubiger vom Beratungsunternehmen Vermögenspartner. So müsse der Anleger zuallerst wissen, welchen Teil des Vermögens er zum Leben brauche und was er investieren möchte.

Sollte sich in der Lebenssituation des Anlegers etwas Grundlegendes verändert haben, muss dies auch in Bezug auf die Anlagestrategie und die Risikobereitschaft beachtet werden. Gemäss Peer hat gerade dieser Punkt einen wesentlichen Anteil am Anlageerfolg.

Die zweite wichtige Grundlage der Vermögensallokation ist für Schubiger das emotionslose Hinterfragen der eigenen Strategie, bevor man allfällige Änderungen beschliesst. Denn einer sinnvollen Diversifikation stünden oft persönliche Vorlieben im Weg. Der Winterthurer Finanzberater hat bei seinen Kunden die Erfahrung gemacht, dass viele von Anfang an eine bestimmte Aktie im Kopf hatten und Überwindung brauchen, sich davon zu lösen. "Es ist deshalb wichtig, sich zuerst mit der Aktienquote im Portfolio und erst in einem zweiten Schritt mit Einzeltiteln zu beschäftigen", sagt Schubiger. 

Nicht gierig werden

Nicht vergessen werden sollte die Kostenstruktur des Portfolios. "Ein neues Jahr ist immer eine gute Gelegenheit, die direkten und indirekten Kosten zu hinterfragen", sagt der Sarganser Vermögensverwalter Peer. So können Anleger häufig einiges einsparen. Als verbreitete Kostenfresser nennt er beispielsweise aktiv betreute Obligationenfonds, die im derzeitigen Tiefzinsumfeld mehr Gebühren verursachen als überhaupt Rendite abwerfen. 

In einem Punkt sind sich die beiden Experten einig: Wenn es an den Börsen gut läuft, wie das im letzten Jahr der Fall war, tendierten viele Privatanleger dazu, ihr Portfolio zu vernachlässigen. "Eine schlechte Anlagestrategie macht sich meistens bemerkbar, wenn die Börse schlecht läuft", sagt Schubiger. Momentan sei hingegen eine gute Gelegenheit, das Portfolio einem "Gesundheitscheck" zu unterziehen und allfällig die einen oder anderen Gewinne zu realisieren - anstatt gierig zu werden.