"Manchmal fehlt gar nicht viel", steht auf der Anzeige der Migros Bank. Der Betrachter erkennt darauf die Konturen eines Autos und den Hinweis auf einen Privatkredit. Ein anderer Anbieter wirbt mit dem Slogan "Mit Credit-now werden Ihre Träume ganz schnell wahr" - für Fahrzeuge, Möbel oder Kleider.

Mit solchen oder ähnlich verlockenden Angeboten buhlen dutzende Schweizer Kreditinstitute um Kunden. Wer gerade zu wenig Geld zur Verfügung hat, soll dennoch an die begehrten Objekte kommen. Für die Kreditgeber ist das ein lukratives Geschäft: Dank tiefer Zinsen können sie zu günstigen Konditionen Geld aufnehmen und es dann mit einer beachtlichen Zinsdifferenz den Konsumenten leihen. Anders als bei Hypothekenzinsen, Sparkonten oder der Säule 3a sind hier die Zinsen bislang nicht ins Rutschen geraten.

Für eine Laufzeit von zwölf Monaten und einen Betrag von 10'000 Franken verlangen die verschiedenen Anbieter derzeit Zinsen zwischen 5,9 und 14,5 Prozent (siehe Tabelle). Das dürfte sich bald ändern. Denn der Bundesrat senkt per 1. Juli 2016 den Höchstzinssatz für Konsumkredite von derzeit 15 auf 10 Prozent. Die historisch tiefen Zinsen hätten die Regierung dazu veranlasst, wie es der entsprechenden Mitteilung heisst: "Mit diesem Schritt können künftig auch die Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer von der gegenwärtigen Tiefzinsphase profitieren."

Kleinere Anbieter unter Druck

Marc Hallauer vom unabhängigen Kreditberater credaris erwartet, dass sich die Mehrheit der Zinsen zwischen 7,9 und 9,9 Prozent einpendeln werden, nachdem diese schon in jüngster Zeit ins Rutschen gerieten. Allerdings dürften viele Anbieter die obere Grenze ihres Zinsbandes senken und die untere unangetastet lassen.

Eine weitere Senkung des Zinsniveaus dürfte vor allem die kleineren Anbieter wie bob Finance oder eny Finance unter Druck setzen, die sich bisher durch tiefe Zinssätze hervorgehoben haben. Zudem wird der Markteintritt für neue Anbieter erschwert, davon könnten auch Fintech-Unternehmen betroffen sein, wie Kredit-Experte Marc Hallauer sagt. "Auf längere Sicht könnte es zu einer Konsolidierung in der Branche und zu weniger Wettbewerb kommen", sagt Kredit-Experte Marc Hallauer.

Gefahr von unseriösen Anbietern

Der Bundesratsbeschluss soll zudem dazu führen, dass weniger riskante Kredite vergeben werden. Sinken die Zinsen, verschärfen die Banken ihre Bonitäts-Anforderungen, so die Überlegung. Das könnte laut Hallauer einen negativen Nebeneffekt haben. Nämlich den, dass eine wachsende Zahl von wenig kreditwürdigen Kunden, die bisher Kredite bekommen haben, aus dem Markt ausgeschlossen wird und vermehrt auf unseriöse Anbieter ausweicht. Davon gibt es jede Menge, wie eine Google-Suche mit den Begriffen "Kredit ohne Bonität" oder "Kredit mit Betreibung" zeigt. Bei vielen Kreditinseraten im Internet handelt es sich um Betrüger, die vor allem Gebühren verlangen.

Zu den Nutzniessern könnten auch Crowdlending-Plattformen gehören. Dort treffen sich Privatpersonen, die Geld für Investitionen brauchen mit solchen, die Kapital gewinnbringend anlegen wollen. Ein Markt, der derzeit zwar stark wächst, im internationalen Vergleich aber noch in den Kinderschuhen steckt. Der klassische Konsumkreditmarkt ist noch immer rund 1000mal grösser als der Peer-to-Peer-Kreditmarkt.

Unabhängig von der Zinshöhe und der Wahl des Anbieters sollten Konsumkredite keine impulsiven Spontankäufe sein. Bei Überstrapazierung des eigenen Budgets droht schnell der Fall in eine gefährliche  Schuldenspirale. Am Anfang einer jeden Kreditaufnahme sollte deshalb die Frage stehen: "Brauche ich dieses Produkt wirklich?" Darüber hinaus es ein paar wichtige Tipps, wenn es um Privatkredite geht:

  • Sind Sie kreditwürdig? Diese Frage ist zentral für Kreditgeber. Anhand von statistischen Risikofaktoren wie Alter, Nationalität, Aufenthaltsstatus, Wohnort und Häufigkeit von Wohnorts- und Arbeitsplatzwechseln wird die Wahrscheinlichkeit geprüft, ob ein Kunde den Kredit zurückzahlen kann. Fällt der Bescheid negativ aus, fällt nicht nur der Kredit ins Wasser. Auch wird die Ablehnung der Zentralstelle für Kreditinformation (ZEK) gemeldet, was zukünftige Kredite zusätzlich erschwert. Den Kredit also erst beantragen, wenn man sicher ist, diesen auch zu bekommen. Eine kostenlose Bonitätsprüfung bietet beispielsweise comparis an.
  • Die Rückzahlungsraten nicht zu hoch ansetzen, aber die Laufzeit eher lange ansetzen. Wer die Raten nicht bezahlen kann, dem droht ein Verzugszins oder ein Eintrag ins ZEK-Register. Man kann jedoch jederzeit mehr einzahlen als vereinbart, umgekehrt geht das nicht.
  • Der Ausstieg aus einem Vertrag ist jederzeit möglich, solange der Restkredit (ohne Zinsen) zurückgezahlt wird. Einige Institute verrechnen dafür eine Bearbeitungsgebühr. Aber Austrittshürden und feste Laufzeiten wie beim Leasing oder bei Hypotheken gibt es bei Privatkrediten nicht.
  • Vorsicht vor Sofort-Krediten: Das Konsumkredit-Gesetz (KKG) verbietet sofortige Auszahlungen von Darlehen. Bei Privatkrediten besteht eine Wartefrist von 14 Tagen. Innerhalb dieser Frist kann man sich kostenlos zurückziehen. Anbieter, die mit Sofort-Krediten werben, bewegen sich also in der Illegalität.
  • Um in der Schweiz Konsumkredite anzubieten, benötigen Banken eine Schweizer Lizenz. Bei Firmensitzen im Ausland gilt demzufolge Alarmstufe rot. Viele Betrüger arbeiten mit Firmen aus Deutschland oder Österreich.
  • Prüfen Sie die Möglichkeit, Geld von Freunden oder Bekannten zu bekommen. Auch bei privaten Darlehen ist ein schriftlicher Vertrag mit Laufzeit, Kündigungstermin und Zins Pflicht.

 

Schweizer Privatkredit-Anbieter

Anbieter Zinssatz, in %
Migros Bank Online 5,9
eny Finance 6,9 / 8,9*
cashgate 4,9** / 7,9* / 9,9*
Migros Bank Filiale 7,9
Genfer KB 7,9
bob money (Valora) 8,9
Bank-now classic 7,9-13,9*
Cembra Money Bank 9,95-14,5*

Quelle: moneyland.ch, cash; Stand 25.04.2016

*Der Zinssatz variiert je nach Bonität des Kunden

**für Eigenheimbesitzer

Bedingungen: Kreditbetrag 10'000 CHF, Wohnland Schweiz, Laufzeit 12 Monate, Neukredit, Festanstellung, Einkommen 80'000 CHF