Der ISM Einkäufermanager-Index ist von Oktober bis Februar unter die 50er Marke gefallen, was eine Kontraktion in der Verarbeitungsindustrie und eine abnehmende wirtschaftliche Tätigkeit anzeigt. Allerdings wurden die Einkäufer von einem starken US-Dollar und der Nachfrageflaute aus dem Energiebereich sowie einem Lagerbestandsüberhang belastet. Seit März haben sich aber der Ölpreis stabilisiert und die US-Zinserwartungen entspannt, weshalb die Geschäftsbeurteilung wieder deutlich über 50 Punkte geklettert ist. Vor allem der stark erholte Auftragseingang stimmt positiv bezüglich wieder anziehender unternehmerischer Aktivitäten.

Auch bei der Industrieproduktion schlägt sich der Ölpreis ungleich stärker als in vergangenen Rezessionsszenarien auf die Auslastung nieder, welche für den Nichtenergiebereich noch keine rückläufige Produktion ausweist. Allerdings spielen hier die Lagerbestände und die Profitabilität der Unternehmungen eine wichtigere Rolle. So gelingt es den Unternehmungen nur schwer, die Lagerbestände der Nachfrage anzupassen. Gleichzeitig lassen tendenziell steigende Lohnkosten die Gewinnmargen schrumpfen. So scheint zumindest in diesem Bereich der Realwirtschaft das Rezessionsrisiko noch nicht gebannt zu sein.

Indikatoren, welche auf der Einkommensseite basieren, sind hingegen noch weit vom Rezessionsniveau entfernt. Der Conference Board Leading Economic Index, der aus 10 offiziellen Subindizes aus den Segmenten Arbeitsstunden, Löhne, Entlassungen, Aufträge und den sogenannten Financial Conditions (Marktbewertungen, Risikoprämien, Finanzierungskonditionen) hervorgeht, notiert in der längerfristigen Betrachtung der gleitenden annualisierten 6-Monats-Veränderungen deutlich über der Rezessionsbarriere von minus 4,5%. Hier machen sich v.a. die niedrigen Renditen (steile Zinskurve), die Börsenerholung und die stark rückläufigen Arbeitslosenhilfen bemerkbar.

Allfällige Rezession frühestens 2017
Auch der wohl sicherste Rezessionsindikator, die Entwicklung der Arbeitslosenrate, schlägt noch keinen Alarm. Hier werden ein langfristiger Monatsdurchschnitt von 36 Monaten mit einem kürzeren Durchschnitt von drei Monaten verglichen und bei entsprechender Kreuzung der gleitenden Mittel die Trendwenden eingeläutet. Zurzeit liegen die Werte dermassen auseinander, dass frühestens im nächsten Jahr mit einer allfälligen Rezession zu rechnen wäre, wenn nicht früher ein Nachfrageschock in Form eines Preisschubes (Ölpreis), einer Lohnsteigerung (Engpässe) oder eines Börseneinbruchs (Konsum, Investitionen) eintreffen wird.

Die tiefe Produktivität sowie die ausgereizten Kostensenkungsmassnahmen bei gleichzeitig abnehmender Profitabilität und zunehmender Unternehmensverschuldung haben jedoch dazu geführt, dass die US Wirtschaft nur noch knapp auf Potentialwachstum hinsteuert und die nötigen Stabilisatoren fehlen. Die zu einseitige Unterstützung durch den privaten Konsum verdeutlicht die Abhängigkeit von den Finanzmärkten und der Zentralbankmassnahmen. Die scheinbar widerstandsfähigen Wirtschaftsentwicklungen basieren auf allzu fragmentierten Märkten, weshalb nicht ausgeschlossen werden kann, dass plötzlich erneut eine starke Risikoaversion eintritt.

Zuversichtlich stimmt der einfache gleitende 12-Monatsdurchschnitt des S&P500, der trotz kurzweiligem Überschreiten des aktuellen Indexstandes wieder deutlich darunter notiert und damit einen anhaltenden positiven Trend anzeigt. In Kombination mit den ausgewählten Konjunkturindikatoren lässt sich, zumindest aus heutiger Sicht der Charttechnik, ein Ende des Bullenmarktes noch nicht voraussagen.

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