Die beiden Firmen gehen unterschiedlich mit den steigenden Kakaopreisen um. Lindt & Sprüngli ist bisher um 29 Prozent gestiegen, wobei der Lindor-Hersteller die höheren Kosten an die Kunden weitergeben konnte. Dabei führte er neue Produkte wie Schokolade im Dubai-Stil ein, die gut ankommen auf dem Markt. Im Gegensatz dazu ist Barry Callebaut um 29 Prozent gefallen. Der weltweit führende Produzent von Schokolade in Grossmengen leidet unter seiner mangelnden Preissetzungsmacht.

Die Kosten für Kakao sind für beide Unternehmen eine Herausforderung. Der Preis verharrt nach einer Vervierfachung in den Jahren 2023 und 2024 weiterhin auf einem hohen Niveau. Während Lindt für dieses Jahr zweistellige Preiserhöhungen plant, haben die Kunden von Barry Callebaut – darunter Nestlé und Hershey – ihre Bestellungen ausgesetzt. Sie warten ab, ob die Preise sinken.

«Barry Callebaut sieht sich einer perfekten Sturmkonstellation aus gedämpfter Nachfrage und begrenzter Preissetzungsmacht gegenüber», so Ignacio Canals Polo, Analyst bei Bloomberg Intelligence. Im Gegensatz dazu «hebt sich Lindt inmitten der aktuellen Turbulenzen auf dem Kakaomarkt durch seine Premium-Positionierung ab».

Der Premium-Hersteller Lindt konnte Marktanteile von Wettbewerbern wie Mondelez gewinnen. Die Einführung seiner Dubai-Schokolade Ende vergangenes Jahr wurde von UBS-Analyst Joern Iffert als Blockbuster bezeichnet. Es handelt sich um eine der «besten Produkteinführungen in der Geschichte» von Lindt, so Iffert.

Laut einem Sprecher von Lindt werden die Preise aufgrund der höheren Kakaopreise in diesem Jahr weiter steigen. Dennoch geht das Unternehmen davon aus, dass sich der Trend vom quantitativen zum qualitativen Konsum von Premium-Schokolade fortsetzen wird.

Kunden von Barry Callebaut reduzieren den Schokoladenanteil in ihren Produkten

Unterdessen reduzieren die Kunden von Barry Callebaut den Schokoladenanteil in ihren Produkten, was die Margen belastet. Im April senkte das Unternehmen seine Umsatzprognose für das Jahr, woraufhin die Aktie einbrach. Eine weitere Belastung für Barry Callebaut ist das Interesse von Aktien-Leerverkäufern, da das Kakaoangebot weiter knapp bleibt und die westafrikanischen Erzeuger die Verkäufe für die nächste Saison in Erwartung höherer Preise zurückhalten.

Die Leerverkaufsquote lag laut Daten von S&P Global Market Intelligence zum 3. Juni bei 23 Prozent des Streubesitzes des Unternehmens. «Jeder Anstieg des Kakaopreises wirkt sich negativ auf den freien Cashflow aus», sagte Damian Burkhardt, Leiter des Schweizer Aktienportfolios bei EFG Asset Management. «Das ist der Grund, warum das Interesse an Leerverkäufen so hoch ist.»

Die Aktien von Barry Callebaut verzeichneten unter CEO Peter Feld, der im April 2023 nach dem plötzlichen Ausscheiden von Peter Boone das Ruder übernommen hatte, eine negative Jahresrendite von insgesamt 30 Prozent. Demgegenüber erzielten die Wettbewerber im gleichen Zeitraum laut Daten von Bloomberg eine positive Rendite von etwa 14 Prozent. Barry Callebaut reagierte nicht auf eine Bitte um Stellungnahme.

Die durchschnittlichen Kursziele der Analysten signalisieren, dass sich das Schicksal der beiden Schweizer Hersteller in den kommenden zwölf Monaten umkehren könnte. Ihren Prognosen zufolge könnte die Aktie von Barry Callebaut - vergangenen Monat auf den tiefsten Stand seit 2011 gefallen - von dem aktuellen Niveau um 31 Prozent zulegen.

Die Aktie und der Partizipationsschein von Lindt, die sich derzeit in der Nähe von Rekordhochs bewegen, könnten hingegen um 12 Prozent fallen. BNP-Analyst Mikheil Omanadze bezeichnet die Lindt-Aktie als teuer. David Roux von Morgan Stanley hingegen ist der Meinung, dass Lindt «sich in der ultimativen Bewährungsprobe für Schokoladenmarken hervorgetan hat». Selbst angesichts der diesjährigen Kursrally sieht er die Prämie des Schokoladenherstellers gegenüber anderen europäischen Konsumgüterherstellern weiterhin als gerechtfertigt an. 

(Bloomberg)