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Noch bis vor wenigen Wochen sassen die Leerverkäufer fest im Sattel. Die drohende Eskalation im Handelsstreit zwischen Washington und Peking sowie die Angst vor einem plötzlichen Abflauen der Weltwirtschaft hielten die Aktienkurse im Zaum.

Mittlerweile werden die Leerverkäufer allerdings immer öfter aus dem Sattel gehoben und abgeworfen - auch bei Aktien von Unternehmen aus der Schweiz. Es überrascht deshalb nicht, dass viele unter ihnen freiwillig die Reissleine ziehen und ihre Wetten entnervt schliessen.

Dass die Schweizer Börsenbetreiberin SIX hierzu bis heute keine öffentlich zugänglichen Statistiken führt, ist eine Unterlassungssünde sondergleichen. Zu erkennen geben müssen sich Leerverkäufer nur dann, wenn sie hierzulande mit 3 Prozent der Stimmen oder mehr gegen ein Unternehmen spekulieren.

In diese ziemlich lukrative Bresche springen Beratungsfirmen wie etwa IHS Markit. Sie schliessen von den im Rahmen der Wertpapierleihe angebotenen und ausgeliehenen auf die leerverkauften Aktien. Allerdings lassen sich die besagten Anbieter diese Dienste teuer bezahlen - womit letztere nur gutbetuchten Marktakteuren zugänglich sind. Alle übrigen tappen mehr oder weniger im Dunkeln.

Einzig für die in New York gehandelten Aktien aus dem Swiss Market Index (SMI) führt und veröffentlicht die New York Stock Exchange alle zwei Wochen entsprechende Statistiken. Im Wissen, dass sich Leerverkäufer aufgrund der besseren Handelbarkeit vorzugsweise in den hiesigen Aktien tummeln, stellen die New Yorker Statistiken bestenfalls die Spitze des Eisbergs dar.

Dennoch lassen sich wertvolle Rückschlüsse ziehen. So haben die Leerverkäufer ihre dortigen Wetten gegen die UBS zuletzt auf 8,56 Millionen American Deposit Receipts (ADRs) zurückgefahren. Das wiederum entspricht mehr oder weniger einer Halbierung innerhalb weniger Wochen.

Seit die Papiere der grössten Schweizer Bank im August mal kurz weniger als 10 Franken kosteten, haben sie zuletzt zwar Boden gutgemacht. Allerdings zählen sie auch weiterhin zu den Schlusslichtern aus dem SMI.

Gar von einer Kapitulation berichten mir alteingesessene Händler bei den Genussscheinen von Roche. Seit Tagen reiht sich beim Indexschwergewicht ein Kursrekord an den nächsten - eine ziemlich schmerzhafte Angelegenheit für die Leerverkäufer.

Endlich schreiben auch die "Bons" von Roche neue Kursrekorde (Quelle: www.cash.ch)

Die Angst vor einer Umsatzerosion bei Schlüsselpräparaten wie Rituxan, Herceptin oder Avastin muss einer optimistischeren Grundhaltung Platz machen – was angesichts der starken Umsatzentwicklung nach neun Monaten alles andere als überrascht. Damit verlieren die Leerverkäufer auch noch ihr letztes Ass im Ärmel.

Mit 3,65 Millionen ADRs laufen in New York gut 20 Prozent weniger Wetten gegen den Pharma- und Diagnostikkonzern als bei der letzten Erhebung zwei Wochen zuvor.

Auch bei den dort gehandelten Titeln der Credit Suisse sowie der ehemaligen Novartis-Tochter Alcon haben die Leerverkäufer - wohl in weiser Vorahnung - den Rückzug angetreten. Aus Verzweiflung wächst Wut. Mal schauen, ob sich das auch in den nächsten Erhebungen der New York Stock Exchange niederschlägt...

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Noch mehr Geld als ihre Wetten gegen das "Wer-ist-Wer" aus dem Swiss Market Index (SMI) kosteten die Leerverkäufer diejenigen gegen kleinere und mittelgrosse Unternehmen. Besonders schmerzhaft waren jene gegen U-blox.

Als der einzige reine Schweizer Vertreter des "Internets-der-Dinge" vor einer Woche zum Investorentag lud und seine Mittelfristziele schmälerte, deutete alles auf ein weiteres für die Leerverkäufer lukratives Kursfiasko hin.

Allerdings steckten die Aktien von U-blox die Schmach rund um tiefere Mittelfristziele überraschend gut weg und setzten in den darauffolgenden Tagen ihren Kursanstieg fort. Mitunter ein Grund: Entgegen den anders lautenden Erwartungen einiger Leerverkäufer hielt das in Thalwil beheimatete Unternehmen an den diesjährigen Zielvorgaben fest.

Interessant ist auch die Reaktion von François-Xavier Bouvignies. Der für die UBS tätige Analyst erhöht seine Gewinnschätzungen um bis zu 35 Prozent und beziffert das 12-Monats-Kursziel für die mit "Neutral" eingestuften Papiere neuerdings auf 87 (zuvor 61) Franken. Er sieht die Talsohle im für U-blox wichtigen chinesischen Markt erreicht und rechnet ab dem kommenden Jahr mit einer Belebung.

Der UBS-Analyst erwischte bei den Aktien von U-blox genau den richtigen Zeitpunkt, um seine Verkaufsempfehlung zu überdenken (Quelle: www.cash.ch)

Rückblickend lässt sich bei U-blox schon beinahe von einer Kapitulation der UBS auf Raten sprechen - zumal die Grossbank bis Ende August sogar noch zum Verkauf der Aktien riet.

Ich muss dem UBS-Analysten an dieser Stelle ein Kränzchen winden, machte er seine Verkaufsempfehlung doch nahe den Mehrjahrestiefstständen rückgängig.

 

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