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Langjährige Aktionäre von Adecco zeichnen sich durch viel Geduld und starke Nerven aus. Denn wie bei kaum einem anderen im Swiss Market Index vertretenen Unternehmen unterliegt die Gewinnentwicklung des in Chéserex beheimateten Stellenvermittlers starken, von der Konjunktur abhängigen Ausschlägen. Stummer Zeuge ist der Kursverlauf, der einer Achterbahnfahrt gleicht.

In diesen Tagen stehen die Namenaktien von Adecco wieder hoch in der Anlegergunst. Die Papiere des Westschweizer Unternehmens haben sich seit ihrem Rückschlag von Mitte Januar nicht nur um 30 Prozent erholt, sie notieren damit auch um gut 10 Prozent über dem Stand von Ende Dezember.

Das hat denn auch seine Gründe. So wird Adecco hierzulande als einer der wenigen Gewinner der ab März erwarteten Liquiditätsschwemme seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) gehandelt. Einer Strategiestudie aus dem Hause Helvea entnehme ich, dass beim Stellenvermittler alleine schon ein moderates Wirtschaftswachstum zu einem kräftigen Umsatz- und Gewinnplus führen könnte. Der Studienverfasser begründet dies damit, dass viele Unternehmen in einer ersten Phase des Aufschwungs temporäre und nicht permanente Stellen schaffen. Nur so lasse sich in einem unsicheren Umfeld rasch auf Veränderungen reagieren, schreibt er.

Für Fantasie sorgt auch die in den letzten Jahren grosszügige Ausschüttungspolitik. Schliesslich gilt Adecco als Pionier unter den Schweizer Unternehmen, was die Bilanzgestaltung anbetrifft. Im Sommer 2012 das Unternehmen ein mit 400 Millionen Euro dotiertes und mit einer Unternehmensanleihe finanziertes Aktienrückkaufprogramm auf und schufen so Aktionärswerte.

Anlässlich der Jahresergebnispräsentation vom 11. März erwarten Analysten eine Erhöhung der Dividende auf 2,10 Franken je Aktie, was einer Rendite von 2,8 Prozent entspräche. Vermutlich fällt der Antrag an die Generalversammlung jedoch noch grosszügiger aus. Ein erster Vorgeschmack lieferte vergangene Woche der niederländische Rivale Randstad. Er kündigte eine höher als erwartete Dividende an.

Überraschend pessimistisch gibt sich der alteingesessene Experte der Deutschen Bank. In einer Studie zu den europäischen Stellenvermittlern erhöht er bei den Papieren von Adecco zwar das Kursziel auf 46 (39) Franken. Weil sich davon aber ein Abwärtspotenzial von 40 Prozent ableiten lässt, hält der Studienverfasser an seiner Verkaufsempfehlung fest.

Während viele seiner Berufskollegen mit einem hohen organischen Wachstum rechnen, geht der Experte im Jahresverlauf von einer schmerzhaften Verlangsamung aus. In den USA befinde sich der Arbeitsmarkt in einer sehr fortgeschrittenen Phase des Aufschwungs. Gleichzeitig seien die relativen Markterwartungen bei den europäischen Stellenvermittlern in der Nähe ihrer zyklusbedingten Höchststände.

Obschon der Experte seine diesjährigen Gewinnschätzungen für Adecco erhöht, liegen sie noch immer um 12 Prozent unter den Konsensschätzungen. Seine Prognosen für das Folgejahr reduziert er in der aktuellen Studie gar um 13 Prozent.

Meines Erachtens schliessen sich die Dividendenfantasien im Vorfeld der Jahresergebnispräsentation von Mitte März und die Vorbehalte der Deutschen Bank nicht unbedingt aus. Meines Erachtens bleiben die Aktien von Adecco eine Wette auf einen weiter nachgebenden Franken sowie auf einen konjunkturellen Aufschwung im umliegenden Europa.

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Nachdem Transocean bei der Ausschüttungspolitik auf die Bremse tritt, rückt die Zurich Insurance Group bei den im Swiss Market Index vertretenen Unternehmen auf Rang zwei nach, was die Höhe der Dividendenrendite anbetrifft. Den Thron erklimmt Swiss Re. Allerdings bleibt unklar, ob sich die Aktionäre des Rückversicherungskonzerns auch nächstes Jahr wieder auf eine Sonderdividende freuen dürfen.

Eine mir aus London zugespielte Unternehmensstudie von HSBC zur Zurich Insurance Group beinhaltet auf den ersten Blick keine spektakulären Informationen. Nach der jüngsten Ergebnisenttäuschung reduziert der zuständige Experte seine Gewinnschätzungen. Dadurch fällt das Kursziel für die mit "Neutral" eingestuften Aktien auf 315 (324) Franken, was nur unwesentlich über den aktuellen Kursnotierungen liegt.

Bei genauerem Hinsehen lässt sich der Studie allerdings entnehmen, dass der Verfasser neben einer regulären Ausschüttung von 17,50 Franken auch gleich noch mit einer Sonderdividende von 10 Franken je Aktie rechnet. Das wiederum entspräche aus heutiger Sicht einer attraktiv hohen Rendite von 9 Prozent und damit alles anderem als einem Apropos für die Aktionäre.

Mit dieser mutigen Einschätzung steht der für HSBC tätige Experte allerdings fast alleine da, selbst wenn die gleichzeitig recht vorsichtige Einschätzung der Aktien etwas inkonsequent anmuten lässt. Soviel ich weiss rechnet ansonsten nur gerade sein Berufskollege bei Goldman Sachs mit einer Sonderdividende oder einem Aktienrückkaufprogramm.

Meines Erachtens spricht nicht zuletzt auch die wieder verhaltenere Ergebnisqualität eher gegen eine deutlich grosszügigere Ausschüttung an die Aktionäre. Was aber nicht heissen will, dass ich mich zu gegebener Zeit nicht doch noch eines Besseren belehren lassen muss.
 

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