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Während meinen Südfrankreich-Ferien hat sich am Schweizer Aktienmarkt einiges getan – selbst wenn der Swiss Market Index (SMI) wieder in etwa dort steht wie vor meiner Abreise. Was mir in den letzten Tagen beim Verfassen des Insider Briefings allerdings ins Auge stach: Gleich bei mehreren Aktien aus dem renommierten Börsenbarometer warfen Analysten auf ihren Verkaufsempfehlungen das Handtuch.

Allen voran der für die Zürcher Kantonalbank tätige Bankenanalyst Javier Lodeiro. Er stufte die dividendenstarken Papiere der UBS von "Untergewichten" auf "Marktgewichten" herauf. Damit reagiert Lodeiro auf Aussagen der Firmenvertreter anlässlich einer Telefonkonferenz zum kürzlich veröffentlichten Quartalsergebnis, wonach in der zweiten Jahreshälfte mit rückläufigen Kreditkosten zu rechnen sei.

Das ändert nichts an der Tatsache, dass der bekannte Bankenanalyst den künftigen Firmenchef Ralph Hamers nach seinem Amtsantritt im September mit dem grossen Besen kehren sieht. Mit anderen Worten: Die UBS könnte schmerzhafte Bilanzbereinigungen ins Ergebnis für das Schlussquartal verpacken.

Auch Analyst Jean Sassus von der französischen Investmentbank Oddo macht seine erst Mitte April ausgesprochene Verkaufsempfehlung wieder rückgängig und erhöht sein Anlageurteil für die Aktien der UBS von "Reduce" auf "Neutral". Das Kursziel lautet neuerdings 13,30 (zuvor 13) Franken, obwohl Sassus seine diesjährigen Gewinnschätzungen für die grösste Schweizer Bank um fast 40 Prozent erhöht. Er trägt damit der widerstandsfähigen Ertragsentwicklung im Wealth Management – insbesondere beim Zinsdifferenzgeschäft – Rechnung. Kosteten die Aktien Mitte April keine 9 Franken, waren es zuletzt gut 11 Franken.

Bei Givaudan war hingegen der Berufskollege von CFRA dazu gezwungen, über die Bücher zu gehen. Erst vor wenigen Tagen stufte er die Aktien des Aromen- und Duftstoffherstellers aus Genf mit einem Kursziel von 4000 von "Sell" auf "Hold" herauf. Die Angst vor steigenden Rohmaterial- und Personalkosten sei nicht länger angebracht, so gibt sich der Analyst sichtlich geläutert. Sein Arbeitgeber CFRA ist übrigens nicht etwa irgendwer, sondern das einstige Aktien-Research von Standard & Poor's.

Höhenflug der Givaudan-Aktien über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)

Der Druck auf Goldman Sachs und Bernstein Research mit ihren Verkaufsempfehlungen für die beliebten Papiere von Givaudan steigt ins Unerträgliche.

Doch auch ausserhalb des SMI kommt es zum einen oder anderen Handtuchwurf. Da wäre am heutigen Montag beispielsweise die Heraufstufung der Aktien des Hörgerätespezialisten Sonova von "Underweight" auf "Equal-weight" mit einem Kursziel von 180 (zuvor 194) Franken durch Michael Jüngling von Morgan Stanley.

Meines Erachtens ist diese Abkehr von langjährigen Verkaufsempfehlungen – und dies teils mit fadenscheinigen Argumenten – nicht unbedingt ein Zeichen der Stärke.

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Seit Basilea vor wenigen Tagen eine neue Wandelanleihe zur Zeichnung auflegte, ist bei den Aktien des Basler Pharmaunternehmens der Wurm drin. Um gut 15 Prozent ging es innerhalb weniger Tage nach unten – begleitet von stark anschwellenden Handelsaktivitäten.

Seit der Wandelpreis bekannt ist, hat sich der Kursrückgang sogar noch beschleunigt. Das legt die Vermutung nahe, dass sich gewisse Grossinvestoren von Aktien trennen, um von der neuen Wandelanleihe zu zeichnen. Eine weitere Erklärung sind Absicherungstransaktionen über Leerverkäufe auf die Emission der Wandelanleihe hin. Die Börse ist ein ziemlich komplexer Ort geworden...

Seit Tagen kranken die Aktien von Basilea unter einer merkwürdigen Kursschwäche (Quelle: www.cash.ch)

In einer Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX gibt sich nun der norwegische Staatsfonds als Grossaktionär zu erkennen. Wie der Meldung entnommen werden kann, haben die Skandinavier zuletzt Aktien zugekauft und halten neuerdings 3,3 Prozent der Stimmen.

Ob der norwegische Staatsfonds neu eingestiegen ist, oder schon zuvor an Basilea beteiligt war, lässt sich nicht abschliessend sagen. Was sich allerdings sagen lässt: Es ist das erste Mal überhaupt, dass die Skandinavier überhaupt in Verbindung mit dem Pharmaunternehmen aus Basel gebracht werden.

Umso mehr bin ich neugierig, ob der Verkaufsdruck in den nächsten Tagen nicht endlich nachlässt. Spätestens nach Emission der neuen Wandelanleihe sollte das eigentlich zu erwarten sein.

 

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