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Am nächsten Donnerstag erwartet uns einmal mehr eine geballte Ladung an Unternehmensergebnissen. Neben den beiden Chemieherstellern Sika und Clariant und dem Schwergewicht Roche legt an diesem Tag auch der Industriekonzern ABB den Zahlenkranz für das zweite Quartal vor.

Dann wird sich zeigen, ob die Ergebnisängste der letzten Wochen - ausgelöst durch eine Häufung von Gewinnschätzungsreduktionen aus dem Analystenlager - im Fall von ABB gerechtfertigt waren.

Interessant ist jedenfalls, dass die Papiere des Sorgenkinds unter den Unternehmen aus dem Swiss Market Index (SMI) seit wenigen Tagen wieder auf Kaufinteresse stossen. Angeblich kursieren in Londoner Kreisen Gerüchte, wonach jemand still und leise ein Aktienpaket schnüre. Das wiederum passt zu den jüngsten Handelsaktivitäten - nicht nur den aktien- sondern auch den derivatseitigen.

Die ABB-Aktien haben sich zuletzt auf tiefem Niveau stabilisiert (Quelle: cash.ch)

Gut möglich also, dass das Grossaktionariat um Investor AB und Cevian Capital schon bald Zuwachs erhält. Zur Erinnerung: Mitte April hatte mit Artisan Partner ein weiterer für seine aktive Einflussnahme bei Unternehmen bekannter Finanzinvestor die Beteiligung auf über 3 Prozent ausgebaut.

Anders als die anderen beiden Grossaktionäre fordert Artisan Partners eine radikale Aufspaltung von ABB in zwei bis drei voneinander unabhängige Unternehmen. Sollten sich weitere finanzkräftige Finanzinvestoren einkaufen, wäre interessant zu wissen, welchem der beiden Lager sie sich anschliessen.

Ob sich mit einer Unternehmensaufspaltung Aktionärswerte freisetzen liessen, bleibt allerdings fraglich. Schon auf den Verkauf des Stromnetzgeschäfts an den langjährigen japanischen Partner Hitachi reagierte die Börse bekanntlich überraschend unterkühlt.

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Der zermürbende Kurszerfall hatte es bereits vermuten lassen: Meyer Burger blickt auf eine fast schon erschreckend schwache erste Jahreshälfte zurück. Mit 122 Millionen Franken setzte das Solarzulieferunternehmen aus dem bernischen Gwatt nur noch gut halb so viel um, als noch zwischen Januar und Juni letzten Jahres. Dem steht sogar ein Auftragseingang von gerade mal noch 94 Millionen Franken gegenüber.

Während sich Firmenchef Hans Brändle in der Medienmitteilung enttäuscht zeigt, räumt Verwaltungsratspräsident Remo Lütolf offen ein, dass die Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr das Geschäftsmodell und die Strategie in Frage stellt. Man wolle mit industriellen Partnern neue Geschäftsmodelle entwickeln, die nachhaltigen Mehrwert für das Unternehmen schaffen, so lässt er durchblicken.

Kursentwicklung der Aktien von Meyer Burger über die letzten zehn Jahre (Quelle: cash.ch)

Eine ziemlich späte Einsicht - zumal spätestens nach dem heutigen Montag auch die industriellen Partner wissen, wie schlecht es um Meyer Burger steht. Man braucht kein Experte in Verhandlungstechnik zu sein, um zu erahnen, dass der Solarzulieferer nicht in einer Position der Stärke in die Verhandlungen steigt - einmal mehr zum Nachteil für die Aktionäre.

Es riecht jedenfalls förmlich nach einer weiteren schmerzhaften Verwässerung für die Aktionäre, wie immer eine solche auch aussehen könnte...
 

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