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Beinahe täglich werden mir wieder neue Ausblicke auf das kommende Jahr zugespielt. Die Anlagestrategen amerikanischer Investmentbanken waren über das lange Thanksgiving-Wochenende nicht untätig und melden sich nun einer nach dem anderen zu Wort.

Wer sich konkrete Aussagen zum Schweizer Aktienmarkt oder zum Franken erhofft, legt die Strategiepapiere allerdings enttäuscht wieder weg. Eine willkommene Ausnahme bildet der Ausblick von Morgan Stanley. Anders als viele ihrer Berufskollegen haben die Autoren nicht nur eine Meinung zu unserem Heimmarkt, sondern auch zum Franken.

Im Hinblick auf den nahenden Jahreswechsel werden Aktien aus der Schweiz gar als Schlüsselkaufempfehlung angepriesen. Das überrascht, machen die für die amerikanische Investmentbank tätigen Strategen doch schon eine ganze Weile einen grossen Bogen um Pharmawerte wie Roche und Novartis.

Dennoch fehlt der Empfehlung ein bisschen die Überzeugung, wenn man bedenkt, dass diese beiden Schwergewichte rund einen Drittel zur Börsenkapitalisierung aller im Swiss Market Index (SMI) vertretenen Unternehmen beitragen. Vermutlich machen das die Valoren von Nestlé wett, wird den Anlagekunden bei Morgan Stanley doch zu einem Übergewicht bei Nahrungsmittelaktien geraten.

Der SPI hat sich seit März 2009 verdreifacht... (Quelle: www.cash.ch)

Die Autoren erwarten eine Wachstumsbeschleunigung bei den hiesigen Unternehmensgewinnen und verweisen auf die vergleichsweise günstige Bewertung nach der unterdurchschnittlichen Kursentwicklung der letzten Jahre. Darüber hinaus finden sie Gefallen an den defensiven Qualitäten, sollte es an den Börsen zu einem Rückschlag kommen.

Ein weiteres Argument liefern die Währungsstrategen von Morgan Stanley. Sie rechnen noch einmal mit einem deutlich schwächeren Franken. Im Zuge dessen sehen die Experten den Euro-Franken-Kurs bis Mitte 2018 auf 1,28 Franken klettern. Dabei wird auf die ungünstige Zinskonstellation zwischen den beiden Währungen und die Überbewertung des Frankens hingewiesen. Der Kauf von Euro gegen Franken gilt bei der amerikanischen Investmentbank übrigens als eine der Schlüsselideen für 2018.

Es ist kein Geheimnis, dass ein schwacher Franken die Gewinne der hiesigen Grossunternehmen kräftig steigen liesse und dem Schweizer Aktienmarkt weiteren Rückenwind verleihen würde.

Anders als viele ihrer Berufskollegen verraten die Autoren im Strategiepapier auch gleich, auf welche Einzelaktien Anleger in der Schweiz setzen sollten. Neben den bereits erwähnten Papieren von Nestlé werden auch jene von Novartis, UBS, Richemont, Credit Suisse und Swiss Re mit "Overweight" zum Kauf empfohlen.

Mit einem stolzen Plus von 20 Prozent sticht der Swiss Performance Index (SPI) schon im laufenden Jahr positiv hervor (siehe "An der Börse wird kräftig auf Pump gezockt" von gestern). Ob das Börsenbarometer im kommenden Jahr daran anknüpfen kann, wird leider Gottes in New York und nicht bei uns entschieden.

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Gestern Nachmittag wurden die Aktien von AMS zeitweise mit einem Kursabschlag von mehr als 7 Prozent gehandelt. Zu viel für die erfolgsverwöhnten Anteilseigner des Sensorenherstellers aus Unterpremstätten.

Mächtige Leerverkäufer hätten versucht, die Valoren auf unter 100 Franken zu drücken, so heisst es. Aus London ist gar von einem orchestrierten "Coup" zu vernehmen.

Allerdings wurde dieser "Coup" fürs erste vereitelt und ein Abtauchen der beliebten Aktien in den zweistelligen Frankenbereich in letzter Minute abgewendet.

Das ist nicht zuletzt Berichten aus Asien zu verdanken, wonach die chinesische Regierung noch einmal zig Milliarden Dollar für die Weiterentwicklung der heimischen Halbleiterindustrie bereitstellen will. Dass ein Teil davon in strategische Übernahmen fliesst, ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

...und die Aktien von AMS haben sich alleine seit Jahresbeginn im Kurs verdreifacht. (Quelle: www.cash.ch)

Seit sich die chinesische Unis Technology im Mai am deutschen Rivalen Dialog Semiconductor beteiligt hat, wird China an der Börse auch ein Interesse an AMS nachgesagt. Bisweilen blieb es stets bei Spekulationen.

Wer weiss, wie die amerikanischen Leerverkäufer ticken, der ahnt, dass das letzte Wort nach dem vereitelten "Coup" noch nicht gesprochen ist. Gut möglich, dass diese mächtigen Marktakteure in den nächsten Tagen noch einmal einen Anlauf nehmen werden...
 

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