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Auch bei den Schweizer Nebenwerten hat sich in den vergangenen Monaten die Spreu vom Weizen getrennt. Gerade zuvor gut gelaufene und dadurch stolz bewertete Wachstumsaktien hatten substanzielle Kursverluste zu beklagen.

Einer Strategiestudie aus dem Hause Credit Suisse ist zu entnehmen, dass die Aktien kleinerer europäischer Unternehmen innerhalb von nur drei Monaten durchschnittlich 3 Prozent eingebüsst und um gut 4 Prozent schlechter als jene grosser Konzerne abgeschnitten haben. Viele der 55 von der Schweizer Grossbank mitverfolgten Nebenwertefonds seien sogar noch stärker zurückgefallen. Nicht zuletzt aufgrund ihrer eher ungünstigen Länderallokation.

Denn Länder wie Schweden oder die Schweiz mit einer vergleichsweise soliden Entwicklung seien in den Aktienvermögen der Fonds untergewichtet, so die Studienverfasser. Mit einem Untergewicht im Umfang von rund 2 Prozent zählt unser Heimmarkt zu den am stärksten untervertretenen Märkten überhaupt.

Dies macht sich bei den beliebtesten Titeln der Fonds genauso wie bei jenen mit dem höchsten Anteil am verwalteten Vermögen bemerkbar: Anders als noch vor wenigen Monaten sucht man Aktien prominenter Schweizer Unternehmen vergebens.

Als bei Nebenwertefonds beliebteste Titel nennen die Experten Ashtead Group, St. James’s Place, Aareal Bank, Ingenico, Compag Plas Oun, Barratt Developments, ASM, Croda International, Wirecard, Howden Joinery, Jupiter Fund und Freenet. Anders als noch vor wenigen Monaten sind die beiden Schweizer Vertreter ams und Clariant nicht mehr auf dieser Liste zu finden.

Zu den Aktien mit dem grössten Anteil am verwalteten Vermögen eines Fonds zählen hingegen Zumtobel mit 11,3 Prozent, gefolgt von Logwin mit 10,1 Prozent, Ricardo mit 7,2 Prozent, Bang & Olufsen mit 7,1 Prozent, Wienerberger mit 6,9 Prozent sowie Villeroy & Boch mit 6,4 Prozent. Auch auf dieser Liste werden die Titel von ams nicht mehr länger genannt.

Interessant finde ich, was die Credit Suisse noch schreibt. Beispielsweise, dass die 100 europäischen Nebenwerte mit der seit Jahresbeginn stärksten Kursentwicklung kaum in den Portfolios der mitverfolgten Fonds vertreten seien. In den beiden von der Schweizer Grossbank erstellten Listen finden sich nur gerade 5 der 100 besten Aktien. Und auch die im bisherigen Jahresverlauf stärksten Schweizer Nebenwerte wie Bobst, Leonteq, Evolva, Ypsomed, Cosmo oder PubliGroupe sucht man unter den Favoriten vergebens.

Je selektiver das Handelsgeschehen an den europäischen Märkten wird, desto schwieriger wird es für die Nebenwertefonds, mit den Vergleichsindizes Schritt zu halten. Bleibt aus Sicht der Verantwortlichen und der Anleger nur zu hoffen, dass im weiteren Jahresverlauf nicht amerikanische Verhältnisse Einzug halten. Denn in Übersee fordert das schwierige und sehr selektive Marktgeschehen bereits erste Opfer unter den Fonds.

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Zuerst die gute Nachricht: In den USA haben die auf Kredit getätigten Aktienkäufe erneut abgenommen. Noch im Februar lag ihre Gesamtsumme bei rund 466 Milliarden Dollar und damit auf dem höchsten Stand in der Geschichte. Nach einem Rückgang auf 450 Milliarden Dollar im Folgemonat fielen die Aktienkäufe im April auf 437 Milliarden Dollar.

Die schlechte Nachricht ist, dass sich die überhitzte Situation zwar etwas entspannt hat. Gerade bei stolz bewerteten Wachstumsaktien scheinen amerikanische Hedgefonds Geld vom Tisch genommen zu haben. Allerdings könnte es sich gerade bei diesem Rückgang der auf Kredit getätigten Aktienkäufe um den Vorboten für eine Baisse handeln.

In einem Kommentar schreibt mein Berufskollege Doug Short von einer zeitlichen Differenz von gut zwei Monaten zwischen neuen Rekordständen bei kreditfinanzierten Aktienwerten und einem substanziellen Rückschlag am amerikanischen Aktienmarkt. Seinen Beobachtungen zufolge galt dies sowohl Anfang 2000 als auch Mitte 2007.

Mir ist durchaus bewusst, dass ich mir mit meiner schon seit Wochen vorsichtigen Haltung keine Freunde gemacht habe. Dennoch bleibe ich dabei: Der amerikanische Aktienmarkt befindet sich in einer weit fortgeschrittenen Phase seiner mittlerweile fünfjährigen Hausse.

Dafür spricht nicht nur die jüngste Entwicklung bei den auf Kredit getätigten Aktienkäufen. Auch die Branchenrotationen der letzten Monate, das Nachfrageverhältnis von Put- zu Call-Optionen und die damit verbundene Sorglosigkeit, der ungebändigte und immer extremer werdende Risikoappetit der Anleger sowie wie auf einem tiefen Stand stagnierende Volatilität passen perfekt in dieses Bild.