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Jeweils einmal in der Woche blicken Analyst Paul Winter von der UBS und seine Kollegen den Fondsmanagern etwas genauer auf die Finger. In Form von Ranglisten berichten sie, in welche Aktien besonders viel Geld fliesst und um welche die Manager aktiv verwalteter Fonds hingegen einen grossen Bogen machen – beziehungsweise sogar mit Leerverkäufen auf rückläufige Kurse spekulieren.

Ich muss zu meiner Schmach einräumen, dass ich die Erhebungen in den letzten Wochen etwas gar aus den Augen verloren habe. Das mag auch damit zu tun haben, dass mit den Valoren von Nestlé, Swiss Re und Roche stets die "üblichen Verdächtigen" auf der Rangliste mit den zehn am häufigsten gemiedenen oder leerverkauften Aktien zu finden waren.

Umso grösser war die Überraschung, als ich jetzt mal wieder einen Blick auf die Erhebungen der Grossbank wagte. Siehe da, die Genussscheine von Roche stiegen mal eben schnell zu den beliebtesten Titeln in ganz Europa auf. Mit anderen Worten: Auf keine andere Aktie eines europäischen Unternehmens laufen auch nur annähernd so üppige Wetten.

Was mich allerdings ein bisschen irritiert ist, dass dieser Siegeszug – anders als eigentlich zu erwarten wäre – nicht Hand-in-Hand mit steigenden Kursen geht. In den vergangenen vier Wochen büssten die Valoren des Pharma- und Diagnostikkonzerns aus Basel knapp 10 Prozent ein. Damit beläuft sich das Minus seit Jahresbeginn sogar auf 16 Prozent.

Die "Bons" von Roche hatten in den letzten zwei Wochen einen überraschend schweren Stand (Quelle: www.cash.ch)

Über die Gründe für die geballte Zuversicht bei Fondsmanagern lassen sich bestenfalls Mutmassungen anstellen. Da wäre zum einen mal die Fähigkeit des Unternehmens, steigende Herstellkosten zeitnah über Preiserhöhungen weitergeben zu können. Zum anderen sind ab Oktober wegweisende Studienergebnisse zum Alzheimermittel Gantenerumab zu erwarten. Dem Pharmaanalysten der UBS zufolge könnten diese Studienergebnisse eine grössere Kursbewegung nach sich ziehen.

Ich schrieb in diesem Zusammenhang kürzlich:

Auf einen Studienerfolg zu spekulieren käme da schon einer ziemlich gewagten, wenn nicht gar dreisten Einzelwette gleich.

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Wenn internationale Grossinvestoren vom Schlag der amerikanischen Blackrock bei einem Publikumsunternehmen aus der Schweiz einen der vordefinierten Schwellenwerte verletzt, dann müssen sie sich als Käufer oder Verkäufer von Aktien zu erkennen geben. Die Schweizer Börse SIX macht die Beteiligungsveränderung dann öffentlich – wenn auch mit ziemlicher Verspätung. Dennoch bieten diese Beteiligungsmeldungen interessante Einblicke in das Verhalten unserer übermächtigen Gegenspieler aus dem angelsächsischen Raum.

Und wenn wir schon beim Thema Blackrock sind: Der weltgrösste Vermögensverwalter hat seinen Stimmenanteil am hiesigen Pharma-Urgestein Vifor zuletzt auf 9,02 (zuvor 5,61) Prozent erhöht. Als Meldegrund wird unter anderem der Erwerb von Aktien genannt.

Dass die Amerikaner bei Vifor als Käufer in Erscheinung treten, überrascht selbst mich. Schliesslich wurden der australischen CSL im Zuge des Übernahmeangebots fast 94 Prozent aller ausstehenden Aktien angedient. Da fragt sich doch, wie es überhaupt sein kann, dass Blackrock mehr als 9 Prozent der Stimmen kontrolliert.

Die Vifor-Aktien fallen seit Tagen durch Bocksprünge auf (Quelle: www.cash.ch)

Auch diesbezüglich schaffen die Detailinformationen aus der Beteiligungsmeldung Klarheit. Der Vermögensverwalter hält gerade einmal etwas mehr als 4 Prozent über Aktien selbst. Bei einem weiteren knappen Prozent handelt es sich um Stimmrechte, die ihm von Dritten weiterdelegiert wurden. Die Differenz – und da treffe ich jetzt mal eine Annahme – entfallen womöglich auf Derivate.

Das erklärt allerdings noch nicht, was die Amerikaner bei Vifor eigentlich aushecken. Spekulieren sie auf ein grosszügigeres Barangebot für die noch ausstehenden Aktien? Oder sitzen sie noch bis über beide Ohren in Derivaten auf die Aktien des Pharmaunternehmens? Die einzigen mir bekannten Call-Warrants VIFBDZ und VIZFIU verfallen mit dem grossen Derivatverfall vom 17. Juni – mit Ausübungspreisen zwischen 175 und 180 Franken aus heutiger Sicht vermutlich wertlos...

 

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