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Gerade noch rechtzeitig in die Börsenschwäche der letzten Tage hinein wartet die UBS mit einer Liste bestehend aus europäischen Aktien auf, bei welchen sie mit deutlich tieferen Kursen rechnet. Es sind übrigens ausgerechnet deren 13 – als ob die beiden Autorinnen Michele de Souza und Sutanya Chedda die Unglückszahl mit voller Absicht ins Spiel gebracht hätten. Vielleicht würde sich der eine oder andere abergläubische Anlagekunde ja zum Verkauf verleiten lassen...

Und gleich noch etwas fällt mir auf: Es sind überraschend viele Schweizer Vertreter zu finden. Von den 13 Titel, welchen sich Anleger den Strateginnen zufolge entledigen sollten, sind immerhin vier aus der Schweiz.

Dass man auf der Liste auf die Genussscheine von Roche trifft, überrascht mich nicht. Erst vergangene Woche brach der bekannte Pharmaanalyst Michael Leuchten mit einem Tabu, als er zwar das 345 Franken lautende 12-Monats-Kursziel wiederholte, die Valoren gleichzeitig aber von "Neutral" auf "Sell" abwatschte.

Die "Bons" von Roche hatten in den letzten zwei Wochen einen schweren Stand (Quelle: www.cash.ch)

Wie Leuchten schreibt, dreht sich bei Roche momentan alles um die Studienergebnisse zum Alzheimerwirkstoff Gantenerumab. Diese werden für das vierte Quartal erwartet und dürften über das kommerzielle Potenzial entscheiden. Berechnungen der UBS zufolge ist bei Gantenerumab noch immer alles offen. Je nach Ausgang der Studien ist der Nettobarwert der zukünftigen Erträge mit dem Wirkstoff irgendwo zwischen 0 und 120 Franken je Genussschein und Inhaberaktie anzusiedeln. Der Analyst selbst gibt sich zurückhaltend, wenn nicht gar pessimistisch.

Ich kommentierte die Herunterstufung am Freitag wie folgt:

Mit den Aktien von Swiss Re, Emmi und Temenos finden sich hingegen gleich drei "alte Bekannte" der Grossbank auf der Liste wieder. Die Verkaufsempfehlung für die Valoren des Milchverarbeiters Emmi geht dabei auf Juli 2019 zurück, als Kurse von 825 Franken bezahlt wurden. Unter einem guten Stern stand die Empfehlung von Analyst Joern Iffert eigentlich nie, kosteten die Aktien zuletzt doch 1000 Franken und mehr. Das 12-Monats-Kursziel wurde zwischenzeitlich denn auch auf 840 (ursprünglich 815) Franken erhöht.

Mit der Verkaufsempfehlung für die dividendenstarken Valoren von Swiss Re sorgte die grösste Schweizer Bank kürzlich für Gesprächsstoff, als sich ihre Fondstochter trotz Empfehlung zeitnah mit einer Reduktion des 12-Monats-Kursziels auf 75 (zuvor 87) Franken mit gut 3 Prozent beim Rückversicherer aus Zürich einnistete. Mittlerweile hat die Fondstochter ihr Paket wieder auf unter 3 Prozent reduziert. Ganz bei Swiss Re ausgestiegen sein dürfte sie indes nicht.

Vierte im Bunde sind die Aktien von Temenos. Bei letzteren rät die UBS sogar schon seit Mitte Januar 2019 zum Verkauf – neuerdings noch mit einem 12-Monats-Kursziel von 84,50 Franken. Analyst Hannes Leitner hegt ernsthafte Zweifel an der Erreichbarkeit der firmeneigenen Wachstumsziele. Während die Bankensoftwareschmiede aus Genf ein jährliches Umsatzwachstum zwischen 10 und 15 Prozent anstrebt, geht Leitner für die nächsten Jahre bloss von einem jährlichen Umsatzplus von 9 Prozent aus. Und auch bei der operativen Marge (EBIT) bleibt der Analyst mit etwas mehr als 38 Prozent bis in vier Jahren hinter dem firmeneigenen Zielwert von mindestens 41 Prozent zurück.

Aufstieg und Fall der Aktien von Temenos über die letzten 10 Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Wichtige Anhaltspunkte verspricht der in diesen Tagen zur Veröffentlichung anstehende Zahlenkranz für das erste Quartal. Nach mehreren Ergebnisenttäuschungen in Folge muss Temenos den Beweis antreten, auf dem Weg hin zu den Mittelfristzielen wieder Tritt fassen zu können. Schon seit Jahren gerät das Unternehmen immer mal wieder in den Strudel von Übernahmespekulationen. Bislang blieb es stehts bei ebensolchen.

Nicht weniger interessant als die Liste der Verkaufsempfehlungen aus Überzeugung ist jene der UBS mit den "Kaufempfehlungen aus Überzeugung" mit nicht weniger als 30 Aktien. Mit Zurich Insurance ("Buy" mit einem 12-Monats-Kursziel von 520 Franken) und Richemont ("Buy" mit einem 12-Monats-Kursziel von 159 Franken) ist die Ausbeute aus Schweizer Sicht allerdings um einiges magerer als bei den Verkaufsempfehlungen.

 

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