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Uns trennen zwar noch immer etwas mehr als zweieinhalb Wochen vom neuen Jahr. Allerdings lässt sich schon heute sagen, dass das Aktienjahr 2021 ein ausserordentlich guter Jahrgang wird. In Dollar betrachtet notiert der Swiss Performance Index (SPI) um gut 18 Prozent über dem Stand von Anfang Januar. Das bewegt sich in etwa im Rahmen des Weltaktienindex von MSCI. Da müssten die Kurse in den kommenden zweieinhalb Wochen kräftig ins Rutschen geraten, um an dieser beeindruckenden Bilanz noch rütteln zu können.

Interessant ist, dass die Indexprognosen für 2022 weit auseinander gehen. Es ist gefühlt Jahre her, seit sich die Banken und ihre Strategen letztmals so uneinig waren. Während Chefdenker Sebastian Rädler und seine Abteilungskollegen bei der Bank of America den breit gefassten Stoxx Europe 600 Index bis Ende Dezember nächsten Jahres um 10 Prozent auf 430 Punkte fallen sehen, halten die Strategen der französischen Investmentbank Oddo vehement dagegen. Sie rechnen 2022 mit einem Börsenjahrgang, der es ohne weiteres mit jenem von 2021 aufnehmen kann und den Vergleich nicht zu scheuen braucht.

Auf diese Aktien setzt die UBS fürs Börsenjahr 2022

Lange Rede kurzer Sinn: Die Oddo-Strategen sehen den Stoxx Europe 600 Index um 17 Prozent auf 556 Punkte steigen. Ihres Erachtens könnte die Unternehmensgewinnentwicklung die Politik des billigen Geldes als treibende Kraft hinter den Kursavancen ablösen.

Lässt sich von den durchschnittlichen nächstjährigen Erwartungen auf ein Gewinnwachstum von acht Prozent schliessen, geht man bei Oddo gar von 23 Prozent aus. Gewisse Vorbehalte macht man jedoch auch bei der französischen Investmentbank. Sollte sich die Teuerung als hartnäckiger als gedacht erweisen, Pandemieängste auf die Wirtschaftsentwicklung drücken oder es zu neuen geopolitischen Brandherden kommen, könnte den Strategen zufolge alles anders kommen. Mit 463 Punkten läge das Jahresendziel für den Stoxx Europe 600 Index sogar dann noch über jenem der Bank of America.

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Es kommt einem Tabubruch ziemlich nahe: Erstmals seit Jahren warnen die Charttechniker der Credit Suisse um David Sneddon vor einem stärkeren Franken. Und um dieser Warnung den nötigen Nachdruck zu verleihen, gehen sie beim Euro-Franken-Kurs für einen Anlagehorizont von drei bis sechs Monaten von "Neutral" auf "Negative". Nach dem Bruch der wichtigen bei 1,05 Franken verlaufenden Unterstützungslinie rechnen die Experten mit einem Rücksetzer in die Region von 1,0235 Franken. Dabei stützten sie sich einerseits auf die Momentum-Indikatoren und andererseits auf die wichtigsten gleitenden Durchschnitte ab. Ihre unmissverständliche Botschaft: Anleger sollten jegliches Aufbäumen des Euros zum Verkauf nutzen.

Selbst beim Dollar- Franken-Kurs schwenken Sneddon und seine Mitarbeiter auf eine vorsichtigere Haltung um und stufen das Währungspaar immerhin von "Positive" auf "Neutral" herunter. Dieser Schritt überrascht insofern, als dass die Charttechnikexperten ansonsten eigentlich optimistisch für den Dollar sind. Neuerdings sieht man den Greenback über die nächsten drei bis sechs Monate zwischen 0,91 Franken unten und 0,9375 Franken oben hin-und-her pendeln.

Entwicklung des Euros zum Franken seit Februar 2015 (Quelle: www.cash.ch)

Ich wäre nicht überrascht, wenn dieser Kommentar auch in den Handelsräumen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) herumgereicht wird und dort für rote Köpfe sorgt. Nach einem kurzen Aufbäumen notiert der Euro nur unwesentlich über dem Mehrjahrestief von vor wenigen Tagen bei 1,0376 Franken. Letztmals war die europäische Einheitswährung im Juli 2015 so günstig zu haben

Der Grund liegt auf der Hand: Erst kürzlich sorgten die Devisenstrategen der Deutschen Bank für Gesprächsstoff, als sie den Franken als ideale Absicherung gegen den Teuerungsschub anpriesen – eine Meinung, die sich mittlerweile auch an den Märkten durchzusetzen scheint. Schliesslich sind die Zinsen unter Berücksichtigung der Teuerung im umliegenden europäischen Ausland negativer als in der Schweiz.

Mal schauen, ob die SNB am kommenden Donnerstag wenigstens so etwas wie eine Drohkulisse aufbaut...

 

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