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Der Grossaktionär Temasek reduziert sein Aktienpaket am Sensorenhersteller AMS Osram auf unter 3 Prozent. Das geht aus einer Beteiligungsmeldung an die Schweizer Börse SIX hervor. Wie der Meldung weiter entnommen werden kann, liegt ihr auch tatsächlich ein Verkauf von Aktien durch das staatliche Investmentvehikel Singapurs zugrunde.

Zur Erinnerung: Wenn man genau sein will, geht der Einstieg des langjährigen Grossaktionärs aufs Jahr 2016 zurück, als Temasek dem Sensorenhersteller eine Beteiligung an der amerikanischen Heptagon verkaufte. Ein grösseres Aktienpaket erhielten die Asiaten allerdings erst zwei Jahre später zugeteilt, als die ursprünglich getroffene Entschädigungsvereinbarung zu ihren Gunsten nachgebessert wurde. Diese Nachbesserung sah eben auch eine Zuteilung eines grösseren Aktienpakets vor.

Wurden damals noch Kurse von 75 Franken und mehr bezahlt, kosteten die Valoren von AMS Osram zuletzt keine 12 Franken mehr. Darüber, zu welchen Kursen Temasek das Aktienpaket in den Büchern stehen hat, lassen sich bestenfalls Mutmassungen anstellen. Was sich sagen lässt ist, dass der Grossaktionär im Frühling 2020 die Kapitalerhöhung zur Finanzierung der milliardenschweren Übernahme von Osram durch AMS mit einem Murren mittrug. Im Zuge dessen erhielt das staatliche Investmentvehikel Singapurs neue Aktien zu 9,20 Franken das Stück zugeteilt. Damals blieben die mit der Kapitalerhöhung betrauten Banken auf gut 72 Millionen nicht gezeichneter Aktien sitzen und mussten diese später über den offenen Markt veräussern. Unter den Banken war neben der HSBC auch die UBS. Beide Banken wurden diese Titel mit einem blauen Auge wieder los – nicht so Temasek.

Kursentwicklung der Aktien von AMS Osram seit Anfang 2018 (Quelle: www.cash.ch)

Mich überrascht weniger die Beteiligungsreduktion als solche. Vielmehr scheint mir der Zeitpunkt um sich von Aktien des Sensorenherstellers zu trennen ziemlich ungünstig. Die Meldepflicht nach Unterschreiten des Schwellenwerts von 3 Prozent geht auf den 12. Mai zurück. Nur wenige Tage zuvor fiel der Kurs mit etwas mehr als 10 Franken auf den tiefsten Stand seit ziemlich genau zwei Jahren. Es darf angenommen werden, dass der Grossaktionär zu diesem Zeitpunkt schon die Reissleine gezogen hatte.

Als AMS Osram am Morgen des 26. Aprils mit einem enttäuschenden Quartalsausblick aufwartete, war das wohl der eine Tropfen zuviel, der das Fass zum Überlaufen brachte. Den Grundstein für eine Beteiligungsreduktion legten die Asiaten rückblickend bereits Mitte Dezember, als sie ihr Paket auf knapp unter 5 Prozent reduzierten. Dadurch mussten sie sich erst wieder als Verkäufer von Aktien zu erkennen geben, als bei 3 Prozent die nächste meldepflichtige Schwelle unterschritten wurde.

Ich gehe übrigens davon aus, dass sich Temasek ganz aus dem AMS-Aktionariat zurückziehen wird – oder dies längst getan hat. Vielleicht fällt der Verkaufsdruck der letzten Wochen ja nun endlich weg...

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Ende November liess Evolva eine kleinere Bombe platzen: Veraison habe sich für 7,5 Millionen Franken mit etwas mehr als 6 Prozent eingekauft, liess der Hersteller von Nahrungsmittelergänzungsmitteln die Medien in einer Mitteilung wissen. Damit stieg der für seine aktive Einflussnahme bei Unternehmen berüchtigte Vermögensverwalter quasi über Nacht zum zweitgrössten Einzelaktionär nach Pictet Asset Management auf.

Wie immer, wenn sich Veraison bei einem Unternehmen einnistet, liessen sich die Trittbrettfahrer nicht lange bitten. Mit spekulativen Käufen bescherten sie den Aktien innerhalb von zwei Tagen mal eben schnell ein Kursplus von 20 Prozent.

Bei den Evolva-Aktien war zuletzt ein Aufbäumen zu beobachten (Quelle: www.cash.ch)

Seither ist es ruhig um Evolva geworden. Bis vor wenigen Tagen, als das Unternehmen ebenfalls in einer Medienmitteilung durchblicken liess, dass die unter dem neuen Firmenchef Christian Wichert eingeleiteten Initiativen erste Früchte zeigen würden. Ausserdem bekräftigte es die diesjährigen Vorgaben. Das verlieh den zuvor schwachen Aktien wieder etwas Rückenwind.

Mit einem Einstandspreis von knapp 12 Rappen je Aktie steht Veraison gar nicht mal so schlecht da. Ganz anders die Trittbrettfahrer. Sie bezahlten Anfang Dezember Kurse von 15 Rappen und mehr und haben nun das Nachsehen. Zumindest für sie wird das "Abenteuer Evolva" immer mehr zu Geduldsprobe. Aber wie pflegte die verstorbene Börsen-Legende André Kostolany doch stets zu sagen: "Aktiengewinne sind Schmerzensgeld. Erst kommt der Schmerz, dann das Geld."

 

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