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In den vergangenen Tagen bot sich den Akteuren am Schweizer Aktienmarkt das gewohnte Bild: Die Handelsvolumina sind selbst für diese Zeit des Jahres weiterhin äusserst dünn – was bei einigen Aktien schon beinahe zu willkürlichen Kursausschlägen führt.

Wer nach Beispielen sucht, stösst einmal mehr unweigerlich auf die Valoren des Sorgenkinds GAM. Am Montagvormittag reichten läppische 40'000 Aktien, um den Kurs um ganze 10 Rappen steigen zu lassen. Die Aktionärinnen und Aktionäre des Vermögensverwalters dürften auch weiterhin in einem Wechselbad der Gefühle gefangen bleiben – zwischen Übernahmespekulationen und erodierenden Erträgen.

Apropos Spekulationen: In den kommenden Tagen dürfte bei den ehemaligen Aktionärinnen und Aktionären des Pharmaunternehmens Vifor das Geld aus dem Verkauf an die australische CSL eingehen. Freuen dürfen sich vor allem der Financier Martin Ebner und seine Gattin Rosmarie. Ihnen fliessen aus der Übernahme umgerechnet 2,3 Milliarden Franken zu. Und diese wollen wieder angelegt werden.

Bauen die beiden ihre Beteiligungen an Intershop (gut 34 Prozent) und Temenos (knapp 11 Prozent) aus – oder schnüren sie gar neue Aktienpakete? Dass Ebner in wenigen Tagen seinen 77. Geburtstag feiert und erst kürzlich sein Steckenpferd BZ Bank an die Graubündner Kantonalbank verkaufte, spricht eher gegen zusätzliche neue Abenteuer.

Dennoch dürfte beim einstigen "Wegbereiter des Aktiensparens" wohl ein nicht unbeachtlicher Teil der besagten Milliarden in Aktien fliessen. Womöglich aber breit gestreut. Und wer weiss: Vielleicht gibt sich das Ehepaar Ebner früher oder später dann doch beim einen oder anderen kleinen oder mittelgrossen Unternehmen aus der Schweiz als bedeutende Aktionäre zu erkennen. Für Fantasie ist jedenfalls gesorgt – zumal bei den Ebners vielleicht schon bald eine weitere Milliarde Franken eingehen könnte.

Denn seit Mittwochabend steht Temenos mal wieder im Zentrum von Übernahmespekulationen. Die beiden Finanzinvestoren EQT und Thoma Bravo hätten ihre Pläne noch nicht verworfen, wie ein auf Börsengerüchte spezialisiertes Londoner Webportal berichtet. Die Hartnäckigkeit der beiden Finanzinvestoren – ihnen wird schon seit Oktober ein Interesse nachgesagt – habe die Genfer nun dazu veranlasst, die beiden amerikanischen Investmentbanken Citigroup und Morgan Stanley hinzuzuziehen.

Der Call-Warrant TEMJJB auf die Aktien von Temenos kostete zuletzt deutlich mehr als noch vor wenigen Tagen (Quelle: www.cash.ch)

Ich frage mich allerdings, ob da nicht Spielchen getrieben werden. So gab es im Vorfeld der Berichte aus London auffällige Käufe im Call-Warrant TEMJJB. Diese beliefen sich zwischen dem 3. und dem Nachmittag des 10. August auf insgesamt 750'000 Warrants. Im Zuge der besagten Berichte zogen die Kurse kräftig an.

Sollten die jüngsten Spekulationen auch diesmal wieder ohne Übernahmeangebot versanden, hielte ich es durchaus für angebracht, wenn die SIX Swiss Exchange dieses seit Oktober zu beobachtende Katz-und-Maus-Spiel mal etwas genauer unter die Lupe nehmen würde. Für mich riecht das Ganze jedenfalls zusehends nach kleinen fiesen Spielchen...

Wenden wir uns nun aber einem anderen Thema zu: Der Vermögensverwalter Harris Associates steigt mit etwas mehr als 10 Prozent (zuvor knapp 5 Prozent) der Stimmen zum bedeutendsten Aktionär der Credit Suisse auf. Diese Meldung machte von Mittwoch auf Donnerstag wie ein Lauffeuer die Runde. Doch anders als die Offenlegungsmeldung an die amerikanische Börsenaufsicht SEC vermuten liesse, liegt der Verdoppelung der Beteiligung kein Zukauf von Aktien zugrunde.

Stattdessen berücksichtigt der Vermögensverwalter neuerdings auch Titelbestände von Kunden, die ihre Beteiligungen bisher in eigenem Namen meldeten, wie Anlagechef David Herro gegenüber den Kollegen der Finanz und Wirtschaft einräumte.

Ganz ohne Hintergedanken dürften die Amerikaner diesen Schritt jedoch nicht vollzogen haben. Müsste ich raten, dann würde ich behaupten, dass Harris Associates künftig eine aktivere Rolle als Grossaktionär übernehmen wird. Und wer weiss: Vielleicht geht der Vermögensverwalter ja sogar in die Opposition, sollte die Credit Suisse Ende Oktober nicht mit einer glaubwürdigen neuen Strategie aufwarten...

Anders als die Aktionäre der Grossbank haben jene von Zurich Insurance gut lachen. Die Versicherungsgruppe wartete am frühen Donnerstagmorgen mit einem überzeugenden Halbjahresergebnis auf. Nicht nur beim Betriebsgewinn (BOP), auch bei der SST-Quote wurden die jeweiligen Analystenschätzungen teils klar übertroffen.

Kursentwicklung der Zurich-Aktien rund um die Ergebnisveröffentlichung vom Donnerstag (Quelle: www.cash.ch)

Für Firmenchef Mario Greco und seine Belegschaft gab es aus Börsenkreisen denn auch nur Beifall. Einzig der Finanzwertespezialist Keefe, Bruyette & Woods stänkerte wie gewöhnlich. Wie Analyst William Hawkins gestern Donnerstag in einem Kommentar festhielt, sind die Zahlen nur von mässiger Qualität. Ausserdem will er verstanden wissen, dass das mit 1,8 Milliarden Dollar dotierte Aktienrückkaufprogramm zu keiner Gewinnverdichtung führt. Vielmehr soll es die Gewinnverwässerung aus dem Verkauf von Lebensversicherungspolicen in Deutschland auffangen. Unnötig zu erwähnen, dass derselbe Analyst bei den Zurich-Aktien seit einer gefühlten Ewigkeit mit "Underperform" und einem Kursziel von 370 Franken zum Ausstieg rät.

Ich sehe nun aber ein anderes Problem erwachsen: Nach den Halbjahreszahlen, dem Aktienrückkaufprogramm und dem Verkauf von Lebensversicherungsbeständen in Italien und Deutschland droht dem dividendenstarken Titel nun eine Nachrichtenflaute bis zum diesjährigen Investorentag von Mitte November. Erst dann wird die Versicherungsgruppe ihre neuen Mittelfristziele kommunizieren und das Aktienrückkaufprogramm womöglich weiter aufstocken. Mit anderen Worten: Es mangelt kurzfristig an Kurstreibern.

An dieser Stelle nochmals kurz ein kleines Beispiel dafür, wie dünn die Geld- und Briefkurse momentan sind: Am Mittwochmorgen trieb jemand bei Adval Tech den Kurs mit dem Kauf nur einer Aktie um 11 Prozent in die Höhe.

Mal schauen, ob es auch kommende Woche wieder zu ähnlichen Beobachtungen kommt. Mehr dazu nächsten Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

 

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