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Von wegen defensiv und langweilig: Der Schweizer Aktienmarkt wusste sich in den vergangenen 12 Monaten einmal mehr gekonnt in Szene zu setzen. Mit einem Plus von knapp 14 Prozent gehört der breit gefasste Swiss Performance Index zu den besten Börsenbarometern in ganz Europa.

Als treibende Kraft erwiesen sich die drei Indexschwergewichte Nestlé, Roche und Novartis. Alleine die im Jahresvergleich um 36 Prozent höheren Aktien von Novartis trugen hierzulande mehr als die Hälfte zur Gesamtmarktentwicklung bei. Doch auch die Valoren von Roche und Nestlé standen jenen des Basler Pharmakonzerns in Nichts nach.

Auf der Jagd nach Rendite wurden private wie auch institutionelle Anleger im Jahresverlauf vor allem bei diesen dividendenstarken Indexschwergewichten fündig. Verstärkt wurde diese Jagd durch Spekulationen rund um ein Rückkaufprogramm der Europäischen Zentralbank für Staatsanleihen nach amerikanischem Vorbild. Diese gipfelten darin, dass sich die Schweizerische Nationalbank zu einer Einführung negativer Einlagezinsen gezwungen sah.

Im Zuge der mittlerweile ins sechste Jahr gehenden liquiditätsgetriebenen Hausse hat sich auch der Schweizer Aktienmarkt in seiner Entwicklung längst von jener der Unternehmensgewinne losgelöst. Und das obschon die US-Notenbank schon vor Monaten einen geldpolitischen Kurswechsel eingeleitet hat und vermutlich noch vor Mitte nächsten Jahres erstmals die Leitzinsen erhöhen wird. In ihre Lücke springen andere Zentralbanken führender Wirtschaftsnationen.

Kein Wunder sind die meisten Banken und ihre Strategen im Hinblick auf das kommende Jahr zuversichtlich, was die Aktienmärkte anbetrifft. Einige Experten verfallen geradezu in Euphorie und sagen den Märkten noch auf Jahre hinaus steigende Kurse vorher.

Dieser Zweckoptimismus ist gefährlich, scheint mir die Aktienhausse nach mittlerweile sechs Jahren doch weit fortgeschritten. Anders als die letzten 12 Monate steht 2015 deshalb der Kapitalerhalt im Vordergrund, was auch Auswirkungen auf die Auswahl meiner Schweizer Aktienfavoriten für das kommende Jahr hat.

Zudem gibt es eine Neuerung gegenüber den letzten Jahren: Ich werde die Favoritenliste einmal im Monat einer Überprüfung unterziehen und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen.

An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei den treuen Leserinnen und Lesern meiner Kolumne bedanken. Die letzten Wochen haben einmal mehr gezeigt, dass auch ich nur mit Wasser koche. Etwas anderes zu behaupten wäre sehr verwegen. Dennoch erfüllt es mich noch immer mit viel Freude, täglich das hiesige Börsengeschehen zu kommentieren.

Bei meinen vor Jahresfrist kommunizierten Aktienfavoriten werde ich in der morgigen Kolumne Bilanz ziehen. Hier nun aber schon mal meine Schlüsselempfehlungen für die nächsten 12 Monate:

Standardwerte:

Holcim

Der geplante Zusammenschluss zwischen Holcim als Weltmarktführer und Lafarge als weltweite Nummer zwei kommt gut voran. Erst vor wenigen Wochen haben die beiden Zementhersteller von der europäischen Wettbewerbsbehörde grünes Licht für das Vorhaben erhalten. Zwar hat die Behörde ihren Entscheid an Bedingungen geknüpft. Diese sind aus heutiger Sicht jedoch erfüllbar, weshalb sich die Skepsis bei Anlegern und Analysten nach und nach legen und den Aktien eine grundlegende Neubeurteilung bescheren sollte.

Nestlé

Nach wachstumsreichen Jahren wird Nestlé in Zukunft wohl einen Gang zurückschalten müssen. Ob der Westschweizer Nahrungsmittelhersteller die langfristige Bandbreite von 5 bis 6 Prozent bei der organischen Umsatzentwicklung dann noch zu erreichen vermag, bleibt abzuwarten. Analysten sagen Nestlé jedenfalls schon heute eine Wachstumsverlangsamung vorher. Das Risiko von Enttäuschungen hält sich deshalb vermutlich in Grenzen. Neben einer stabilen Dividende erhoffe ich mir frische Impulse in Form einer substanziellen Erhöhung des Aktienrückkaufprogramms.

SGS

Die Aussichten von SGS haben sich in den letzten Monaten weiter eingetrübt. Mittlerweile bekunden nicht nur die Kunden aus dem Bergbau sichtlich Mühe. Der rasante Ölpreiszerfall stellt das Genfer Traditionsunternehmen auch in der Öl- und Gasindustrie vor Herausforderungen. Die Krise birgt allerdings auch Chancen für SGS, eröffnen sich dadurch doch günstige Übernahmegelegenheiten. Es ist zu erwarten, dass diese beiden Geschäftsfelder aggressiv ausgebaut werden. Darüber hinaus ist die Wahrscheinlichkeit eines strategischen Befreiungsschlags in Form einer Übernahme des britischen Rivalen Intertek gestiegen.

Swatch Group

Noch bis vor wenigen Monaten eilte der Swatch Group der Ruf als Börsenliebling voraus. Davon ist jedoch nicht mehr viel zu verspüren: Die Angst vor negativen Folgen der Apple Watch und einer prononcierteren Wachstumsschwäche in Asien haben tiefe Spuren in der Kursentwicklung hinterlassen. Schon heute gilt in Analystenkreisen als sicher, dass der Westschweizer Luxusgüterhersteller einen eher enttäuschenden Zahlenkranz für das laufende Geschäftsjahr vorlegen wird. Ich halte die Vorbehalte rund um den im Frühjahr anstehenden Verkaufsstart der Apple Watch für übertrieben. Dasselbe gilt für die im Laufe dieses Jahres beobachtete Kurskorrektur. Obschon der Bewertungsaufschlag der etwas liquideren Inhaberpapiere auf 4 Prozent geschmolzen ist, gebe ich den Namenaktien ganz klar den Vorzug. Schliesslich geht mit diesen auch ein fünfmal höheres Stimmrecht einher.

Swiss Re

Im kommenden Frühling dürfte Swiss Re den Aktionären zum dritten Mal in Folge neben einer regulären Ausschüttung eine Sonderdividende auszahlen. Und wie in den letzten Jahren werden die Aktien die damit verbundene Kursscharte rasch wieder gutmachen. Ob die Aktionäre auch in Zukunft auf Sonderdividenden hoffen dürfen, hängt von der Häufigkeit grosser Naturkatastrophen ab. Auch wenn die Papiere einer Wette auf ein weiteres schadenarmes Jahr gleichkommen, sehe ich nach der kursseitigen Durststrecke der vergangenen Jahre wieder Aufwärtspotenzial.

Nebenwerte:

Basilea

Obschon Basilea in den letzten 12 Monaten wichtige Meilensteine erreichen konnte, fielen die Aktien weit unter die im Frühjahr erklommenen Jahreshöchststände. Im kommenden Jahr dürfte das Basler Biotechnologieunternehmen nun endlich erste Früchte ernten, entscheidet die US-Gesundheitsbehörde FDA doch über die Marktzulassung für das Pilzmedikament Isavuconazol. Bei einem positiven Entscheid, wovon auf Basis der heutigen Faktenlage ausgegangen werden kann, steht der Transformation hin zu einem voll integrierten Pharmaunternehmen nichts mehr im Wege. Die Übernahmefantasien rund um Basilea haben spürbar nachgelassen, was die im Jahresverlauf mässige Kursentwicklung erklären könnte. Wichtiger als Spekulationen jeglicher Art sind jedoch fundamentale Fakten. Solche erhoffe ich mir in den kommenden Monaten.

DKSH

Die politischen Unruhen im Schlüsselmarkt Thailand und ihre Folgen machen DKSH noch immer das Leben schwer. Allerdings äusserten sich die Firmenverantwortlichen im Kontakt gegenüber Analysten und Anlegern zuletzt wieder zuversichtlicher. Die Veröffentlichung eines vermutlich eher verhaltenen Jahresergebnisses dürfte bei den Aktien die vorläufige Talsohle bedeuten. Die Situation in Asien sollte sich nach und nach aufhellen und den Anlegern das überzeugende Geschäftsmodell und die auf lange Sicht intakten Wachstumsaussichten zurück in Erinnerung rufen. Mit dem zwanzigfachen nächstjährigen Gewinn sind die Aktien zwar nicht günstig bewertet. Qualität und Einzigartigkeit haben jedoch seit je her ihren Preis. Ausserdem feiert das traditionsreiche Geschäftsdienstleistungsunternehmen 2015 sein 150-jähriges Bestehen.

Molecular Partners

Nach einem eher enttäuschenden Börsengang konnten erste Kaufempfehlungen den Aktien von Molecular Partners doch noch Leben einhauchen. Das Unternehmen ist auf Proteintherapien spezialisiert. Diese finden vor allem auf dem Gebiet der Krebstherapie und bei Augenerkrankungen Anwendung. Molecular Partners verfügt über vier Produkte in der klinischen und vorklinischen Entwicklung sowie über zahlreiche Produkte im Forschungsstadium. Mit dem gemeinsam mit dem US-Partner Allergan entwickelten Augenheilmittel Abicipar tritt der Börsenneuling in Konkurrenz zu Lucentis von Roche und Novartis sowie Eylea von Regeneron und Bayer. Auf diesem Gebiet werden jährlich 5 Milliarden Franken umgesetzt, Tendenz steigend. Damit ist aus Sicht der Aktionäre für Fantasie gesorgt. Aufgrund des engen Marktes und der Tatsache, dass Molecular Partners noch immer tiefrote Zahlen schreiben, eignen sich die Papiere nicht für alle Anlegerinnen und Anleger.

Die Window-Dressing-Wette

Ich habe in den letzten Wochen mehrfach über saisonale Verhaltensmuster geschrieben, unter anderem darüber, dass Banken und Vermögensverwalter ihre Aktienportfolios vor Jahresende noch von Aktien mit einer stark unterdurchschnittlichen Kursentwicklung "säubern". In diesem Jahr sind unter anderem die Papiere von Credit Suisse, Micronas, Meyer Burger und Transocean solchen Bereinigungstransaktionen zum Opfer gefallen. Ergänzend zu meinen Schweizer Aktienfavoriten für 2015 wette ich bei diesen vier Aktien deshalb mit einem kurzfristigen Anlagehorizont auf steigende Kurse. Diese Engagements haben ganz klar einen spekulativen Charakter.