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Es kam doch noch, das Jahresend-Rally, wenn auch spät. Und es hievte den breit gefassten Swiss Performance Index (SPI) quasi in letzter Minute in den grünen Bereich. Für das Gesamtjahr errechnet sich aus heutiger Sicht ein Plus von gut 2 Prozent.

Dennoch könnte die Bilanz für die hiesigen Aktionäre ernüchternder kaum sein. Denn von den 20 grössten Schweizer Publikumsunternehmen weisen nach 12 Monaten nur gerade deren vier eine positive Kursentwicklung auf. Aktien wie die von LafargeHolcim oder der Swatch Group erlitten gar prozentual zweistellige Verluste.

Gerade für die Aktionäre dieser Unternehmen dürfte es wie Hohn klingen, wenn die Banken und ihre Anlagestrategen den Börsen abermals ein vielversprechendes Jahr vorhersagen. Reiner Zweckoptimismus - oder wird jetzt tatsächlich alles besser?

Fakt ist: Wir müssen hierzulande auf ein weiteres Jahr stagnierender Unternehmensgewinne zurückblicken. Das mag nicht zuletzt mit dem unpopulären Entscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB) von Mitte Januar zusammenhängen, in einer Nacht-und-Nebel-Aktion den Mindestkurs gegenüber dem Euro aufzugeben. Zweifelsohne hat der daraufhin erstarkte Franken im Jahresverlauf seine Spuren in der Gewinnentwicklung hiesiger Firmen hinterlassen. Doch auch die Schwellenländer, lange Jahre verlässliche Wachstumsgaranten, werden immer mehr zur Hypothek.

Diese Turbulenzen werden uns womöglich noch eine ganze Weile begleiten und nicht nur bei den Aktionären der betroffenen Unternehmen, sondern auch bei allen anderen Anlegern für eine Achterbahn der Gefühle sorgen. War es in den vergangenen Monaten wichtig, die richtigen Einzelaktien im Wertschriftendepot zu haben, so wird es im Hinblick auf das kommende Jahr sogar elementar.

Bei meinen Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2016 setze ich deshalb auf Aktien von Unternehmen mit hausgemachten Hemmnissen. Bekommen die Firmen diese aus eigener Kraft wieder in den Griff, winken höhere Kurse - und das völlig unabhängig von der allgemeinen Börsenentwicklung. Im Zuge von Window-Dressing-Transaktionen mussten viele dieser Aktien in den letzten Wochen überdurchschnittlich stark Federn lassen. Das ist nicht ungewöhnlich, ist die volumenarme zweite Dezemberhälfte doch geradezu berüchtigt für Kursübertreibungen.

Anders als in früheren Jahren starte ich nur mit sieben anstatt mit zehn Aktienpositionen, gleichzeitig aber mit taktischer Liquidität für zukünftige Gelegenheitskäufe, ins Rennen.

Standardwerte:

Credit Suisse

Längst ist die anfängliche Jubelstimmung über den Rücktritt des zuletzt wenig erfolgsverwöhnten Konzernchefs Brady Dougan einer nüchterneren Betrachtung gewichen. Wer sich von seinem Nachfolger, Tidjane Thiam, ein rasch wirksames Rezept gegen die hausgemachten Probleme erhofft hatte, wurde enttäuscht.

So fragwürdig es auch sein mag, die Aktionäre mit 6 Milliarden Franken zur Kasse zu bitten, nur um diesen in den kommenden Jahren eine grosszügige Dividende entrichten zu können: Die Massnahmen zur Stärkung der Eigenkapitalbasis sind vollzogen. Jetzt blickt das Unternehmen nach vorn.

Als neuer starker Mann bei der Credit Suisse steht Tidjane Thiam nun in der Pflicht. Er muss beweisen, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist. Das schafft er allerdings nur, wenn er sich erfolgreich den Kosten annimmt. Gelingen ihm diesbezüglich Fortschritte, ist den Aktien der Schweizer Grossbank ein Vorstoss in die Region von 28 bis 30 Franken gewiss.

LafargeHolcim

Schon vor dem Zusammenschluss mit Lafarge galt Holcim als der unangefochtene Weltmarktführer. Gut kam bei den Anlegern vor allem die starke Stellung in den rasch wachsenden Schwellenländern an. Durch die Hochzeit mit der französischen Nummer zwei ist der Ergebnisbeitrag aus den aufstrebenden Weltregionen sogar noch gewachsen. Dumm nur, haben sich die dortigen Aussichten spürbar eingetrübt.

Der Zusammenschluss von Holcim und Lafarge stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Der neu entstandene Zementhersteller konnte die hohen Erwartungen bislang nicht erfüllen. Erst Ende November verschrieb sich das Unternehmen ambitiösen Mittelfristzielen. Noch haben diese bei Analysten keinen Einzug in die Bewertungsmodelle gefunden. Die Skepsis ist gross, nicht zuletzt aufgrund der herausfordernden Situation in den für das Unternehmen wichtigen Schwellenländern.

Gerade diese weitverbreitete Skepsis könnte sich aus Sicht der Aktionäre aber als vorteilhaft erweisen. Ausserdem ist nicht auszuschliessen, dass der russische Grossinvestor Eurocement seine bei gut 6 Prozent liegende Beteiligung weiter ausbaut.

Nestlé

Den Aktien von Nestlé haftet der Ruf des langweiligen Indexschwergewichts an. Defensive Attribute, wie sie der in Vevey beheimatete Nahrungsmittelhersteller auf sich vereint, könnten im Hinblick auf das kommende Jahr jedoch vermehrt wieder gefragt sein.

Auf grössere Veränderungen im Firmenportfolio wartete man in den vergangenen Monaten vergeblich. Auch das Aktienrückkaufprogramm wurde nicht kräftig aufgestockt. Doch wie sagt man so schön: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Branchenkennern zufolge liesse sich bei Nestlé mit vergleichsweise geringen Veränderungen nicht nur ein höheres Wachstum aus eigener Kraft, sondern auch gleich noch eine Verbesserung der Margen erzielen. Für Fantasie ist aus Aktionärssicht jedenfalls gesorgt.

Zurich Insurance Group

Die traditionsreiche Versicherungsgruppe kommt nicht aus den Negativschlagzeilen heraus. Nachreservierungen in Deutschland, erfolgloser Übernahmeversuch in Grossbritannien und Rochaden an der Unternehmensspitze - man fragt sich: Was mag noch alles kommen?

Der Finanzchef George Quinn dürfte sich jedenfalls wehmütig die sorgenfreien Tage bei seinem ehemaligen Arbeitgeber Swiss Re zurückersehnen. Denn bei der Zurich Insurance Group wartet eine ganze Menge Arbeit auf ihn. Quinn sei allerdings der richtige Mann für diese Aufgabe, so lasse ich mir von Analysten sagen.

Hauptattraktion der Aktien bleibt die attraktiv hohe Dividendenrendite von 6,6 Prozent, sofern die Versicherungsgruppe weiterhin daran festhält. Seit dem Rücktritt von Firmenchef Martin Senn scheint diese nicht länger in Stein gemeisselt zu sein. Was komischerweise kaum ein Thema ist: Die Zurich Insurance Group kann auf ein Überschusskapital von rund 3 Milliarden Dollar zurückgreifen und falls nötig "von der Substanz leben".

Nebenwerte:

Basilea

Noch bis vor wenigen Wochen war die Welt der Aktionäre von Basilea in allerbester Ordnung. Selbst die geplante Zweitkotierung in New York, anfänglich noch kritisch hinterfragt, wurde zusehends als roter Teppich für neue Investoren aus Übersee betrachtet.

Dann begab das Unternehmen allerdings eine millionenschwere Wandelanleihe und legte die Pläne für die Zweitkotierung zurück in die Schublade. Obschon dieser Weg mit einer geringeren Verwässerung für die Aktionäre verbunden ist, wurden die Aktien mit einem Minus von 17 Prozent abgestraft. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die zuvor herumgereichten Übernahmespekulationen dadurch einen Dämpfer erlitten.

Die Transformation hin zum vollintegrierten Pharmaunternehmen ist zwar mit hohen Investitionen verbunden. Diese dürften sich für die Aktionäre auf längere Sicht jedoch ausbezahlt machen. Erstmals in der Firmengeschichte rücken schwarze Zahlen in Reichweite - ein Meilenstein.

Logitech

In den vergangenen zwei Jahren liess sich mit den Aktien von Logitech unter dem Strich kein Geld verdienen. Das erstaunt, kann der in Lausanne beheimatete Peripheriegerätehersteller auf einen Turnaround zurückblicken, der seinesgleichen sucht. Beim Vergleich mit einer Trägerrakete würde Logitech nun die nächste Stufe zünden. Denn nun gilt es für das Unternehmen, auf den Wachstumspfad zurückzufinden.

Wichtige Anhaltspunkte verspricht die Ergebnispräsentation von Ende Januar, gilt das Weihnachtsquartal doch saisonal als das umsatzstärkste des ganzen Jahres. Noch bis vor wenigen Wochen wurde dem Peripheriegerätehersteller ein starkes Weihnachtsgeschäft nachgesagt. Diese Stimmen sind zuletzt etwas verstummt. Darf man dem für die UBS tätigen Experten jedoch Glauben schenken, dann wird Logitech anlässlich der Quartalsergebnispräsentation die Jahresprognosen erhöhen.

Die hohen Nettobarmittel lassen eine weiterhin grosszügige Dividendenpolitik sowie weitere Aktienrückkäufe erwarten.

OC Oerlikon

Seit wenigen Wochen zählt auch der traditionsreiche Industriekonzern zu den Opfern der Turbulenzen in den Schwellenländern. Seit dem diesjährigen Investorentag wissen wir: Gerade im Textilmaschinengeschäft bekommt das Unternehmen diese kräftig zu spüren, was es zu grösseren Restrukturierungs- und Kosteneinsparmassnahmen zwingt.

Dennoch bleibt OC Oerlikon eine Schweizer Dividendenperle und das nicht erst seit der Verstärkung des Oberflächenbehandlungsgeschäfts durch den Kauf von Sulzer Metco.

Auch wenn sich die Aktionäre hinsichtlich einer Sonderdividende oder eines Aktienrückkaufprogramms noch in Geduld üben müssen, wird früher oder später ein Geldregen über sie hereinprasseln. Doch selbst diesem Umstand trägt der Aktienkurs derzeit keine Rechnung.

Ein Überblick:
 

Titel Einstandspreis
Credit Suisse N (VN 1213853) 21,92 Franken
LafargeHolcim N (VN 1221405) 50,00 Franken
Nestlé N (VN 3886335) 74,65 Franken
Zurich Insurance N (VN 1107539) 257,00 Franken
   
Basilea N (VN 1143244) 95,30 Franken
Logitech N (VN 2575132) 15,05 Franken
OC Oerlikon N (VN 81682) 9,01 Franken

 

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