In einer aktuellen Strategiestudie sagen die für die Credit Suisse tätigen Verfasser eine Belebung der Übernahme- und Fusionstätigkeit vorher. In den ersten zwei Monaten dieses Jahres seien in Europa zwar erstmals wieder mehr Firmentransaktionen als im Vorjahr bekannt geworden. Das Transaktionsvolumen liege jedoch noch immer um mehr als 60 Prozent unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre.

Den für die Schweizer Grossbank tätigen Strategen zufolge spricht einiges für eine weitere Belebung der Übernahme- und Fusionstätigkeit. Denn für gewöhnlich folge letztere der Aktienmarktentwicklung mit einer zeitlichen Verzögerung von rund 12 Monaten und jener des Unternehmervertrauens um bis zu 18 Monate. Ausserdem seien Firmenübernahmen selten zuvor so gewinnverdichtend wie in den vergangenen zwei Monaten ausgefallen. Darüber hinaus seien die Bilanzen vieler Unternehmen deutlich solider als in der Vergangenheit und auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hätten zuletzt eine Aufhellung erfahren.

Im bisherigen Jahresverlauf seien 20 Prozent des Transaktionsvolumens an Käufer aus der Private Equity Industrie gegangen. Dieser Anteil sei doppelt so hoch wie gewöhnlich, so die Studienverfasser. Und obschon sich in Europa mit Firmenübernahmen insgesamt eine Gewinnverdichtung von 6 Prozent realisieren liesse, würden die Aktien der akquirierenden Unternehmen den jeweiligen Vergleichssektor über einen Anlagehorizont von 24 Monaten nur in 46 Prozent der Fälle übertreffen.

Möglicherweise zählen die Strategen in der Studie deshalb ganz bewusst die Namen möglicher Übernahmekandidaten auf. Unter den von den Experten genannten Firmen finden sich mit Lindt & Sprüngli, Sonova und Straumann auch drei prominente Schweizer Unternehmen. Aus quantitativer Sicht mache die tiefe Verschuldung und die hohe Free-Cashflow-Rendite aber auch Georg Fischer, Forbo, Komax oder Actelion zu interessanten Übernahmezielen.

Ich für meinen Teil bin überrascht, auf der Liste der Credit Suisse Unternehmen wie Georg Fischer, Komax, Sonova oder Straumann zu finden. Sowohl Georg Fischer als auch Komax verfügen über statutarische Eintragungsbeschränkungen. Dass die beiden Unternehmen in die Hände von Finanzinvestoren fallen, ist deshalb höchst unwahrscheinlich. Bei Sonova und Straumann handelt es sich hingegen um die jeweiligen Weltmarktführer. Die beiden Unternehmen könnten damit höchstens das Interesse breit diversifizierter amerikanischer Medizinaltechnikunternehmen wecken, was ich ebenfalls für recht unwahrscheinlich halte. Aber wer weiss, vielleicht bekommen die für die Credit Suisse tätigen Strategen ja doch noch recht, sollte die Übernahme- und Fusionstätigkeit über die kommenden Monate weiter anziehen.

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Für Roche ist die in den USA erhaltene Marktzulassung von T-DM1 zur Behandlung von Brustkrebs ein wichtiger Meilenstein. Das Präparat ist vorerst zwar nur zur Behandlung in zweiter Linie zugelassen, ein Zulassungsverfahren zur Behandlung in erster Linie läuft allerdings.

Aktuellen Analystenkommentaren entnehme ich, dass die US-Gesundheitsbehörde FDA dem Brustkrebsmedikament T-DM1 einige Wochen früher als erwartet die Marktzulassung erteilt habe. Ausserdem überrasche die Preisgestaltung in positiver Weise. Und tatsächlich sind die monatlichen Behandlungskosten mit 9800 Dollar mehr als doppelt so hoch wie mit dem bisherigen Standardmedikament Herceptin, das 4500 Dollar im Monat kostet. In Analystenkreisen ging man bisher von monatlichen Behandlungskosten mit T-DM1 von 5000 bis 5500 Dollar aus.

Bei den meisten Bankinstituten wird man die Umsatzschätzungen für T-DM1 wohl oder übel deutlich nach oben anpassen müssen. Auch wenn die Bons von Roche über die letzten Wochen gut gelaufen sind, sollten sich solche Aufwärtsrevisionen positiv in der zukünftigen Kursentwicklung der Papiere niederschlagen. Fantasie geht bei Roche derzeit jedoch vor allem  von der grundsoliden Bilanz und der dadurch vorhandenen finanziellen Flexibilität zur Entrichtung einer Sonderdividende aus.

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Die Börsenparty ist bisher spurlos an Micronas vorüber gegangen. Während der Schweizer Aktienmarkt in den letzten Wochen von einem Mehrjahreshöchst zum nächsten kletterte, fielen die Namenaktien des in Zürich niedergelassenen Halbleiterunternehmens am vergangenen Donnerstag auf neue Jahrestiefststände.

Das für das Geschäftsjahr 2012 veröffentlichte Ergebnis wurde den ehrgeizigen Markterwartungen zwar gerecht. Für Enttäuschung sorgte jedoch der für die erste Hälfte des laufenden Jahres abgegebene Ausblick. Denn die Firmenverantwortlichen rechnen gerademal mit einem Umsatz von rund 70 Millionen Franken und einer im unteren einstelligen Prozentbereich liegenden EBI-Marge.

In den vergangenen zwei Jahren erwies sich die indirekte Abhängigkeit vom japanischen Grosskunden Toyota als Vorteil, stellte dieser doch die meisten seiner europäischen und amerikanischen Mitbewerber in den Schatten.

Mit ihrer expansiven Geldpolitik macht die Bank of Japan Micronas nun allerdings einen gehörigen Strich durch die Rechnung: Denn mit der Bekanntgabe eines neuen Inflationsziels läutete die japanische Zentralbank eine weitere Runde im Abwertungswettlauf ein und schickte den Yen damit auf Talfahrt. Der schwache Yen trifft den Zürcher Halbleiterhersteller an einem wunden Punkt, obschon er eigenen Angaben zufolge einen Teil des Währungsrisikos abgesichert hat. Darüber hinaus erweisen sich auch die neuen Vorschriften zur Verbuchung von Vorsorgeverbindlichkeiten als ertragsschmälernd.

Meines Erachtens widerspiegeln sich mittlerweile beide Faktoren weitestgehend in den Konsensschätzungen sowie im aktuellen Kurs- und Bewertungsniveau. Kann Micronas beim japanischen Grosskunden währungsbedingte Preiserhöhungen durchsetzen, besteht durchaus Aufwärtspotenzial. Ein solches winkt den Aktionärinnen und Aktionären auch dann, wenn die gedrückte japanische Währung gegenüber dem Euro und dem Schweizer Franken wieder erstarkt. Aus dem währungsseitigen Gegenwind könnte so durchaus Rückenwind werden. Allerdings sind bei Micronas aus heutiger Sicht vor allem zwei Dinge gefragt: viel Geduld und gute Nerven.