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Bei den im Swiss Market Index (SMI) vertretenen Grossunternehmen müssen die Aktionäre von Richemont am längsten auf die Dividende warten. Etwas mehr als zwei Monate ist es her, dass sie die Gutschriftsanzeige ihrer Hausbank im Briefkasten vorfanden.

Liesse sich ein erstes Resümee ziehen, dann folgendes: Noch nie zuvor wurden die hiesigen Aktionäre so grosszügig abgefunden wie in diesem Jahr. An der Schweizer Börse ticken die Uhren anders. Bescherung ist nicht erst an Weihnachten.

Alleine bei den 20 grössten Schweizer Unternehmen prasselten in diesem Jahr 37,5 Milliarden Franken auf die Aktionäre nieder, die milliardenschweren Aktienrückkäufe von Swiss Re, Novartis und Co. noch nicht eingerechnet.

Stimmt es, was die Spatzen am Hauptsitz der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in Bern von den Dächern pfeifen, dann müssen sich nach den Pensionskassen nun auch die Unternehmen warm anziehen. Und das nicht nur, weil uns vor wenigen Tagen die erste Kaltwetterfront des Winters erreicht hat. Denn als Antwort auf die von der Europäischen Zentralbank (EZB) zu erwartende Geldschwemme könnte die SNB mit einer sofortigen Aufhebung sämtlicher Ausnahmeregelungen für negative Einlagezinsen aufwarten (siehe gestrige Kolumne).

Unternehmen, die ihre Frankenguthaben nicht rechtzeitig dem operativen Geschäft zuführen oder einen spontanen Firmenkauf tätigen, erhalten die rote Karte gezeigt. Dass einige unter ihnen den Schwarzen Peter an die Aktionäre weiterreichen, gilt als sehr wahrscheinlich.

In einer beneidenswerten, weil vorteilhaften Lage befinden sich Unternehmen wie Adecco, Zurich Insurance Group oder ABB. Sie alle legen entweder in Euro oder Dollar Rechnung ab und wälzen ihre Sichtguthaben vorwiegend in diesen Währungen vor sich her.

Erhebungen der Nachrichtenagentur Bloomberg verraten Interessantes: Beim SMI wurden für das Geschäftsjahr 2014 Dividenden in der Grössenordnung von 288,75 Indexpunkten ausgeschüttet, was rechnerisch einer Rendite von 3,2 Prozent entspricht. Für das laufende Geschäftsjahr rechnen Analysten mit einem Dividendenwachstum von gerade mal 2,4 Prozent, gefolgt von 5,2 Prozent für 2016 und 9,1 Prozent für 2017.

Der im vergangenen Jahr erzielte Cashflow wird bei Bloomberg sogar mit 736,31 Indexpunkten, der Gewinn je Aktie immerhin mit 488,15 Indexpunkten angegeben. Mit anderen Worten: Selbst wenn sich die Rahmenbedingungen für die grossen Schweizer Unternehmen weiter eintrüben, sind über die nächsten Jahre weitere Dividendenrekorde wahrscheinlich.

Mit einem Verhältnis vom Unternehmenswert (Enterprise Value) zum operativen Gewinn (EBITDA) von 14 und einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17,5 ist der Schweizer Aktienmarkt längst kein Schnäppchen mehr. Das Dividendenargument dürfte jedoch so lange stechen, wie die Zinsen tief bleiben. Denn eines wissen wir inzwischen: Auf dem Höhepunkt der Politik des billigen Geldes ist die Rendite das knappste aller Güter.

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Nach dem Einstieg des französischen Milliardärs Xavier Niel bei Orange Schweiz blieb kein Stein auf dem anderen. Zuerst wurde die Nummer drei unter den hiesigen Telekommunikationsanbietern in Salt umgetauft. Dann begann das Unternehmen mit der Veröffentlichung von Quartalsergebnissen, obschon es nicht dazu gezwungen wäre.

Auch der seit gestern bekannte Zahlenkranz für das dritte Quartal trägt die Handschrift Niels: Dank der schon vor Monaten gestarteten Preisoffensive steuerte das Mobilfunkgeschäft zwar stärker zum Gesamtumsatz bei. Gleichzeitig verwässerte der Geschäftszweig jedoch die Margen.

Ein Blick auf das Produktangebot und die Tarife von Salt verrät, dass das Unternehmen noch einmal kräftig an der Preisschraube gedreht hat. Für rote Köpfe dürfte bei der Konkurrenz vor allem der Promotionsrabatt von 50 Prozent beim "Plus Swiss"-Angebot sorgen. Bei den Tarifansätzen für Neukunden werden die von Swisscom und Sunrise Communications klar unterboten.

Bislang hielt man es bei den selbsterklärten Marktführern nicht für nötig, mit tieferen Tarifansätzen auf den Vorstoss von Salt zu reagieren. Nur dank dieser glücklichen Fügung hinterliess die Preisoffensive noch keine Bremsspuren in der Geschäftsentwicklung der beiden anderen Anbieter. Eines gilt aber schon heute als sicher: Die goldenen Zeiten im "lukrativsten Mobilfunkmarkt der Welt" gehören wohl endgültig der Vergangenheit an.
 

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