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Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. So will es zumindest der Volksmund. Ob es im vorliegenden Streit zwischen der Investmentbank J.P. Morgan und ihrer Mitbewerberin Morgan Stanley lachende Dritte gibt, ist allerdings fraglich.

Für die Strategen von J.P. Morgan um Mislav Matejka steht fest: Noch ist es zu früh, um sich bei Aktien für eine wirtschaftliche Wachstumsverlangsamung zu rüsten. Sie gehen davon aus, dass sich das jüngste Aufbäumen konjunkturresistenter Valoren wie jenen von Nestlé, Roche und Novartis als blosses Strohfeuer erweist. Die unmissverständliche Botschaft der Strategen deshalb: Hier eröffnen sich Verkaufsgelegenheiten.

Zuspruch erhält der Schweizer Aktienmarkt mit seinen drei Schwergewichten hingegen aus einer für mich überraschenden Ecke. Chefstratege Graham Secker von Morgan Stanley widerspricht den Aussagen seiner Berufskollegen bei J.P. Morgan in weiten Teilen. Seines Erachtens sind Aktien aus der Schweiz auf kurze Sicht zwar taktisch überkauft.

Gerade die Novartis-Aktien bekunden seit dem grossen Derivatverfall wieder sichtlich Mühe (Quelle: www.cash.ch)

Anders als in den letzten Monaten findet Secker neuerdings jedoch sogar wohlwollende Worte für den Schweizer Aktienmarkt. Wie er in einem mir aus London zugespielten Strategiepapier schreibt, bewegen sich die Bewertung und die Dividendenrendite im Rahmen des langjährigen Durchschnitts. Ausserdem findet Secker sichtlich Gefallen am starken Gewinnmomentum hiesiger Unternehmen.

Seit wenigen Wochen misst man konjunkturabhängigen und konjunkturresistenten Aktien bei Morgan Stanley wieder etwa in einem ähnlichen Umfang Gewicht in den Kundenportefeuilles ein.

Nach dem grossen Derivatverfall vom vorderen Freitag hat die Kurserholung bei den Valoren von Nestlé, Roche und Novartis an Schwung verloren. Damit scheinen sich meine kürzlich geäusserten Befürchtungen zu bestätigen, wonach die Indexschwergewichte zuvor vor allem von verfallsbedingten Impulsen profitiert haben könnten. Noch wäre es allerdings zu früh, um das jüngste Aufbäumen als blosses Strohfeuer abzutun und J.P. Morgan zum Sieger des Streits zwischen den beiden amerikanischen Investmentbanken zu küren.

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Während die UBS beim Börsenüberflieger Zur Rose seit Februar entschieden zum Verkauf rät, wollte sich die Erzrivalin Credit Suisse bisweilen nicht zu den Aktien der Versandapotheke festlegen – zumindest nicht die im Investment Banking der Grossbank angesiedelten Analysten.

In den Handelsräumen der Universalbank Schweiz kommentiert man die Papiere hingegen schon eine ganze Weile. Neuerdings sind letztere sogar auf der Liste von Aktien zu finden, bei denen die dortigen Verantwortlichen mit einem taktischen Einstieg liebäugeln – gemeinsam mit jenen von Vifor Pharma.

Raum für einen Einstieg bei der Versandapotheke besteht allemal, werden momentan doch nur gerade die Valoren von Landis+Gyr taktisch zum Kauf empfohlen.

Für die Aktien von Zur Rose erwiesen sich die letzten zwei Wochen unter dem Strich als ein Nullsummenspiel (Quelle: www.cash.ch)

Es ist übrigens nicht die erste Liebensbekundung aus den Handelsräumen der Universalbank Schweiz für den Börsenüberflieger Zur Rose. Wie regelmässige Leserinnen und Leser des Insider-Briefing wissen, warnte das Fachblatt Apotheke adhoc in den letzten Wochen mehr als einmal vor Verzögerungen bei der Einführung elektronischer Medikamentenrezepte im wichtigen deutschen Markt. In den Handelsräumen der Credit Suisse eilte man den Papieren von Zur Rose dann jeweils verbal zu Hilfe und tat die Ängste vor möglichen Verzögerungen als "übertrieben" ab.

Auch heute Mittwoch werden die Aktien der Versandapotheke wieder von einem Apotheke-adhoc-Artikel belastet. Zur Stunde beläuft sich das Minus auf mehr als 5 Prozent. Ich bin deshalb neugierig, ob auf Worte auch Taten folgen und die Grossbank eine taktische Kaufempfehlung ausspricht – oder ob es vorerst bei einem reinen Lippenbekenntnis bleibt.

 

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