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Totgesagte leben länger. Das gilt in diesen Tagen auch für den Franken. Allen Unkenrufen zum Trotz lässt unsere Heimwährung gegenüber dem Euro wieder ihre Muskeln spielen. Dass letzterer auf den tiefsten Stand seit Januar vor einem Jahr und damit in unmittelbare Nähe zum Mindestkurs zurückgefallen ist, dürfte vor allem bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) für Hektik sorgen.

Nicht zuletzt deshalb, weil sich das Aufbäumen nicht mehr nur alleine mit den immer zahlreichen geopolitischen Brandherden erklären lässt. Nein, es steckt vermutlich sehr viel mehr dahinter. Denn mittlerweile treffen aus dem Devisenhandel sogar erste Spekulationen ein, wonach die SNB unmittelbar davorstehe, wieder zugunsten des Euros zu intervenieren. Ein Schuss vor den Bug ausländischer Hedgefonds und Währungsspekulanten wäre denn auch überfällig.

In einem Kommentar klopft sich der für JP Morgan tätige Verfasser selber auf die Schulter, und das mit gutem Grund. Schon vor Monaten hatte er vor einem Rückschlag des Euros auf den Mindestkurs von 1,20 Franken gewarnt.

Interessant ist auch, was der viel beachtete Währungsstratege über die Gründe für das jüngste Erstarken des Frankens schreibt. Der Ruf als sicherer Hafen in von Unsicherheiten geprägten Zeiten sei für einmal nur von untergeordneter Bedeutung, so der Experte. Die Gründe seien deshalb nicht bei den geopolitischen Entwicklungen der vergangenen Monate zu suchen, sondern vielmehr von fundamentaler Natur.

Die Schweiz befinde sich schon seit längerer Zeit in einem chronischen Ungleichgewicht der Zahlungsströme. Der Leistungsbilanzüberschuss sei mittlerweile so umfangreich, dass dieser nicht mehr auf natürliche Weise durch Kapitalabflüsse ins Ausland abgebaut werden könne. Der Verfasser des Kommentars hält auch das Zinsniveau nicht mehr für unattraktiv genug, um in diesem Zusammenhang eine Hilfe zu sein.

Ganz im Gegenteil: Der Zinsrückgang in den europäischen Nachbarländer mache den Franken als Finanzierungswährung für sogenannte «Carry-Trades» nicht nur uninteressant, bei kürzeren Laufzeiten spreche die Zinsdifferenz mittlerweile sogar für einen festeren Franken.

Die Verantwortlichen der SNB sind nun gefordert, das sieht man auch bei JP Morgan so. Der Währungsstratege warnt jedoch vor einer weiteren Liquiditätsspritze. Eine solche werde sich bestenfalls als wirkungslos, wenn nicht gar als kontraproduktiv erweisen. Der Experte rät deshalb zu einer Senkung der Einlagezinsen nach dem Vorbild der Europäischen Zentralbank (EZB) in Kombination mit gezielten Offenmarktinterventionen, sprich weiteren Eurokäufen. Nur so lasse sich der Markt von einem erneuten Test des vor drei Jahren für den Euro eingeführten Mindestkurses abwenden.

Was damals aus Schweizer Sicht richtig schien, wird für unsere SNB immer mehr zum Bumerang. Spätestens seit der Leitzinsreduktion und der Einführung negativer Einlagezinsen durch die EZB vom vergangenen Juni dürfte wohl allen klar sein, dass die hiesige Zins- und Geldpolitik auf Gedeihen und Verderben von Europa diktiert wird.

Ruft die EZB ein Rückkaufprogramm für europäische Staatsanleihen und verbriefte Kredite nach dem Vorbild der Amerikaner ins Leben, versetzt sie auch unsere SNB in Zugzwang. Ansonsten ist ein Test des Mindestkurses nur noch eine Frage der Zeit.

Ich muss dem Währungsstrategen von JP Morgan an dieser Stelle ein Kränzchen winden. Obschon in den letzten Tagen viel über die Frankenstärke respektive die Euroschwäche geschrieben wurde, ist der Experte der einzige, der fundamentale Aspekte sowie die neue Realität bei den kurzfristigen Zinsen aufgreift. Jemand sollte diesen mir zugespielten Kommentar den Verantwortlichen der SNB weiterleiten.

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Der amerikanische Aktienmarkt setzte seine Rekordjagd auch vergangene Nacht wieder fort. Zwar übertraf der breit gefasste S&P-500-Index den Höchststand vom Vortag nur um Haaresbreite. Das Börsenbarometer ging damit allerdings zum 31. Mal in diesem Jahr mit einem Rekord aus dem Handel, was beeindruckend ist.

Interessante Detailinformationen entnehme ich einer Publikation der UBS Investmentbank. Darin setzen sich die Verfasser mit den bankeigenen Handelsstatistiken von vergangener Woche auseinander und nennen die treibenden Kräfte hinter dem Anstieg des S&P-500-Index auf über 2‘000 Punkte.

Als Nettokäufer seien vor allem Anlagefonds und Institutionelle in Erscheinung getreten, so die Experten. Allerdings hätten dem Börsenbarometer auch Käufe aus der Hedgefonds Industrie geholfen.

Das Kaufinteresse habe sich auf die Sektoren Energie, Gesundheit und Finanzen konzentriert. Nicht mitgetragen worden sei der Anstieg hingegen von den Aktien von Herstellern täglicher Gebrauchsgüter sowie vom Technologiesektor. Letzterer habe allerdings von Nettokäufen seitens von Hedgefonds profitiert.

Meines Erachtens befindet sich der amerikanische Aktienmarkt in einer weit fortgeschrittenen Phase seiner seit mittlerweile gut fünf Jahren zu beobachtenden Aufwärtsbewegung. In dieser Phase gehören Übertreibungen zur Tagesordnung, weshalb sie aus Anlegersicht sehr lukrativ sein kann. Grundvoraussetzung ist, dass man rechtzeitig den Ausstieg findet. Denn man darf eines nicht vergessen: Seit dem Frühjahr 2009 hat sich der S&P-500-Index mehr als verdreifacht. Der Nasdaq Composite Index gilt heute sogar knapp viermal soviel wie damals. Mit mehr als einem vorläufigen Ausflug über die psychologisch wichtige Marke von 2‘000 Punkten rechne ich beim S&P-500-Index deshalb nicht.