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Aus dem Verkauf von Specialty Ingredients an ein Konsortium bestehend aus den beiden Finanzinvestoren Bain Capital und Cinven fliessen Lonza gut 4 Milliarden Franken zu. Ein schöner Batzen, der Begehrlichkeiten weckt. Der Pharmazulieferer soll den Verkaufserlös doch möglichst über eine Sonderdividende oder ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm an die Aktionäre weiterreichen, so die Forderung, die schon seit Monaten im Raum steht.

Doch davon will man am Hauptsitz in Basel partout nichts wissen. Wie das Unternehmen am diesjährigen Investorentag in einer Vorabmitteilung an die Medien schreibt, ist keine ausserordentliche Kapitalrückführung geplant. Mit anderen Worten: Es werden auch künftig "bloss" zwischen 25 und 40 Prozent des Jahresgewinns als Dividende an die Aktionärinnen und Aktionäre weiterfliessen.

Nach einem frühen Rücksetzer auf 677 Franken können sich die Aktien von Lonza heute Dienstag allerdings fangen. Mittlerweile notieren sie sogar im Plus.

Die Aktien von Lonza können frühe Kursverluste abschütteln (Quelle: www.cash.ch)

Dass der Entscheid gegen eine Sonderdividende und gegen ein Aktienrückkaufprogramm für das eine oder andere enttäuschte Gesicht sorgen dürfte, ist wohl nicht von der Hand zu weisen. Die Aktionärinnen und Aktionäre werden womöglich aber schnell darüber hinwegkommen, verfügt Lonza doch schon seit Jahren über einen geradezu beeindruckenden Leistungsausweis, wenn es darum geht, möglichst gewinnbringend ins Tagesgeschäft zu investieren.

Deshalb wage ich zu behaupten, dass die Milliarden aus dem Verkauf von Specialty Ingredients bei den Baslern in guten Händen sind. Anders als das bei vielen anderen Unternehmen der Fall wäre...

Die Aktien von Lonza bleiben jedenfalls auch weiterhin ein fester Bestandteil meiner Schweizer Aktienfavoriten für 2021. UBS-Analyst Patrick Rafaisz nimmt übrigens  sowohl sein "Neutral" lautendes Anlageurteil als auch das 12-Monats-Kursziel von 610 Franken in Revision. Mal schauen, was dabei herauskommt.

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Den erfolgsverwöhnten Aktionärinnen und Aktionären hiesiger Börsenüberfliegern wie Straumann, Partners Group oder Sika bietet sich in diesen Tagen ein ziemlich ungewohntes Bild: Die Kursentwicklung dieser Aktien weist nicht - wie sonst üblich – positive, sondern vielmehr negative Vorzeichen auf.

Die Papiere des Bauchemiespezialisten Sika trennen mittlerweile rund 10 Prozent vom Rekordhoch von Ende August, jene des Weltmarktführers Straumann sogar fast 15 Prozent von den Höchstkursen von vor wenigen Wochen.

Schuld sind nicht zuletzt die gestiegenen Zinsen in New York. Denn je höher die Zinsen, desto geringer die künftigen Gewinne, wenn man sie auf den heutigen Tag abzinst.

Kursentwicklung der Partners-Group-Aktien über die letzten fünf Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Erste meiner Kontakte in New York vergleichen die dortige Situation nun sogar mit jener vom Frühling 2000, als die Dotcom-Blase platzte – und rund um den Globus viele andere Aktien mit sich in die Tiefe riss.

Trotz gewissen Parallelen scheint es mir noch zu früh, um schon jetzt den Teufel an die Wand zu malen. Allerdings gilt es die weitere Zinsentwicklung genauestens im Auge zu behalten. Mit etwas mehr als 1,6 Prozent liegt die Rendite zehnjähriger amerikanischer Staatsanleihen nicht mehr allzuweit vom Zwischenhoch vom März dieses Jahres bei 1,75 Prozent weg. Ein Sprung darüber käme vermutlich einem Dammbruch gleich.

Interessant ist, dass das Platzen der Dotcom-Blase einst nicht nur den hochbewerteten Wachstumsaktien, sondern auch den zurückgebliebenen Substanzwerten während mehr als 12 Monaten schmerzhafte Kursverluste bescherte. Diese Phase wurde von einer mehrjährigen Phase abgelöst, in der sowohl Wachstums- als auch Substanzwerte gefragt waren, wenn auch letztere damals etwas besser im Markt lagen.

Und selbst wenn sich die Geschichte von damals nicht eins-zu-eins wiederholt, so ist doch gut, das damalige Drehbuch im Hinterkopf zu haben...

 

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