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Der gesättigte Heimmarkt zwang die Schweizer Gross- und Privatbanken in den letzten Jahren, die aufstrebenden Schwellenländer zum Mittelpunkt ihrer Wachstumsstrategie zu machen. Die meisten von ihnen bauten ihre Präsenz in diesen Ländern sowohl organisch als auch über Akquisitionen substanziell aus.

Lange überdeckte in den Schwellenländern das starke Wirtschaftswachstum die strukturellen Probleme. Die Wachstumsverlangsamung deckt viele dieser Probleme nach und nach auf, was sich an den Märkten bekanntermassen über Währungs- und Börsenturbulenzen entlädt. Mit ihrer etwas restriktiveren Geldpolitik giesst die US-Notenbank zusätzlich Öl ins Feuer.

In einem Ausblick auf die anstehende Jahresberichterstattung warnt Keefe, Bruyette & Woods davor, dass diese Turbulenzen auf die hiesigen Bankaktien übergreifen könnten. Dies sei in den letzten Jahren mehrfach zu beobachten gewesen, so schreibt die auf Unternehmen aus dem Finanzsektor spezialisierte britische Investmentboutique weiter.

Anders als in der Vergangenheit werde derzeit vor allem Südamerika von den Turbulenzen heimgesucht. Asien sei bisher weniger stark betroffen, was aus Sicht der Schweizer Banken beruhigend sei. Denn dem Ertragsstrom aus Asien komme eine grössere Bedeutung zu als jenem aus Südamerika. Dasselbe gelte für den Beitrag zur Nettoneugeldentwicklung.

Jüngste Aussagen britischer Vermögensverwalter wie Aberdeen oder Ashmore würden darauf hindeuten, dass der Kapitalabfluss aus den Schwellenländern begonnen habe. Noch will der Verfasser des Ausblicks allerdings keine konkreten Prognosen für die hiesigen Banken wagen.

Der Experte verweist viel eher auf die in turbulenten Zeiten hohe Korrelation hiesiger Bankaktien mit den Schwellenländerbörsen. Für gewöhnlich betrage diese bei Vontobel 40 Prozent, bei Julius Bär 29 Prozent, bei der Credit Suisse 6 Prozent und bei EFG International gerademal 3 Prozent. Die Aktienkursentwicklung der UBS weise sogar eine negative Korrelation von 24 Prozent auf. In turbulenten Zeiten liege die Korrelation mit dem MSCI Emerging Markets Index allerdings nahezu bei 100 Prozent.

Noch haben die Währungs- und Börsenturbulenzen in den Schwellenländern kaum Spuren in der Kursentwicklung der Schweizer Bankaktien hinterlassen. Vermutlich deshalb, weil sich die Märkte schon seit Wochen auf die hierzulande anstehende Jahresberichterstattung konzentrieren. Je länger die Turbulenzen allerdings andauern, desto mehr werden diese aus Sicht der Aktionäre zur Hypothek.

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Nach einem kurzen Aufbäumen liegen die Namenaktien von Sulzer seit Dienstagnachmittag wieder im Angebot. Überschattet wird das Handelsgeschehen von einem überraschend vorsichtigen Ausblick des Rivalen Flowserve.

In Erwartung uneinheitlicher wirtschaftlicher Rahmenbedingungen stellen die Amerikaner den eigenen Aktionären für das laufende Jahr ein Umsatzwachstum zu konstanten Wechselkursen von 3 bis 6 Prozent in Aussicht. Der Gewinn je Aktie werde zwischen 3,65 bis 4 Dollar zu liegen kommen. Beides liegt unter den Analystenschätzungen, welche von einem Umsatzwachstum von gut 6 Prozent und einem Gewinn von 3,95 Dollar pro Titel ausgehen.

Der für die MainFirst Bank tätige Experte nimmt den vorsichtigen Ausblick von Flowserve zum Anlass, um seine Gewinnschätzungen für Sulzer um 1,3 bis 2,9 Prozent nach unten anzupassen. Neu geht er nicht nur von einer verhalteneren Entwicklung des Investitionszyklus in der Öl- und Gasindustrie, sondern auch von einem schwierigeren Währungsumfeld aus. Die Aktien des Winterthurer Industriekonzerns werden bei der MainFirst Bank wie bis anhin mit «Underperform» und einem Kursziel von 140 Franken eingestuft.

Die Aktionäre von Sulzer müssen sich noch bis zum 20. Februar in Geduld üben. Erst dann steht das Ergebnis für das vergangene Geschäftsjahr zur Veröffentlichung an. Sollte Sulzer erneut enttäuschen, wäre das meiner Meinung nach keine Überraschung mehr, nehmen die Aktien eine drohende Enttäuschung mittlerweile doch vorweg. Vermutlich winkt ihnen am Tag der Ergebnispräsentation sogar eine Entspannungsrally nach dem Vorbild von SGS.

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In den letzten Tagen haben sich die Baissiers auf die Namenaktien von Givaudan eingeschossen. Für Wasser auf die Mühlen dieses Lagers sorgten die Währungsturbulenzen in den Schwellenländern.

Mit dem heutigen Zahlenkranz für das vergangene Geschäftsjahr erwischt der Genfer Hersteller von Aromen und Riechstoffen die Baissiers allerdings eiskalt auf dem falschen Fuss. Sowohl beim Umsatz, als auch auf den Stufen EBITDA und Reingewinn werden die Konsensschätzungen teilweise sehr deutlich übertroffen. Mit aggressiven Deckungskäufen im Rücken gelingt den Aktien von Givaudan deshalb der Befreiungsschlag.

Aus Aktionärssicht sind vor allem die beim Umlaufvermögen erzielten Fortschritte ermutigend. Denn auf Basis der vorgeschlagenen Dividende von 47 Franken je Aktie leitet sich eine Rendite von 3,5 Prozent ab. Und durch die immerhin 5,4 Prozent betragende Free-Cash-Flow-Rendite ist das letzte Wort hinsichtlich der zukünftigen Dividendenpolitik wohl noch nicht gesprochen, was heute verständlicherweise Fantasie weckt.