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Erst vor wenigen Tagen fand Citigroup-Chefstratege Tobias Levkovich in einem mir zugespielten Strategiepapier klare Worte: Die Wahrscheinlichkeit, mit amerikanischen Aktien über die nächsten 12 Monate Geld zu verlieren liege bei 100 Prozent, so der Wall-Street-Veteran. Dies, nachdem das bankeigene Stimmungsbarometer innerhalb weniger Tage von 0.87 auf 1.10 und damit auf den höchsten Stand seit August gestiegen war. Damals schmierten die Aktienindizes in New York mal eben schnell um 10 Prozent ab.

Prominente Unterstützung erhält Levkovich vom Chefstrategen Michael Hartnett bei Merrill Lynch. Auch er ein Wall-Street-Veteran. Hartnett hält den amerikanischen Aktienmarkt gleich aus mehreren Gründen für überhitzt. Er sei deshalb – wie er selber sagt – in höchster Alarmbereitschaft.

Als Gründe nennt er den zuletzt von 4,7 auf 5,8 gestiegenen bankeigenen Bull & Bear Indikator, die tiefe Barmittelquote von Fondsmanagern und Vermögensverwaltern, die Verkaufssignale bei der Marktbreite und dem Zufluss von Geldern in Aktienfonds sowie das bevorstehende Verkaufssignal bei der bankeigenen Global-Flow-Trading-Regel.

Wenn selbst Wall-Street-Veteranen bei Aktien nicht mehr ganz wohl bei der Sache ist, lässt das tief blicken. Allerdings – das muss man auch sagen - machen weder Levkovich noch Hartnett in New York die Aktienkurse.

Seit wenigen Wochen lässt der S&P-500-Index (grün) den SMI mit Dividenden-Korrektur (rot) weit hinter sich zurück (Quelle: www.cash.ch)

Mich würde interessieren, ob es sich bei diesen beiden Warnungen um ein blosses Lippenbekenntnis handelt oder ob man bei Merrill Lynch und der Citigroup Vorkehrungen für eine bevorstehende Börsenkorrektur trifft. Eventuell weiss eine meiner Leserinnen oder einer meiner Leser diesbezüglich ja mehr...

Während auch ich in den letzten Tagen von unmissverständlichen Überhitzungserscheinungen an der New Yorker Börse berichtete, würde ich die Stimmung bei uns am Schweizer Aktienmarkt als eher unterkühlt bezeichnen. Das gilt zumindest für die zuletzt sträflich vernachlässigten Valoren von Nestlé, Roche und Novartis. Zumindest in gewissen Titelsegmenten gibt es allerdings auch hierzulande Übertreibungen. Ich denke da etwa an die ach so gefeierten Wachstumsaktien.

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Als U-blox den Aktionären von Telit Communications am frühen Morgen des 20. Novembers ein 2,50 Pfund je Aktie schweres Übernahmeangebot unterbreitete, war der Aufschrei im eigenen Lager gross. Zu üppig sei der gebotene Preis, so hiess es damals in Anspielung auf den Schlusskurs von 1,68 Pfund am Vorabend. Zudem wären die Papiere des britischen Rivalen wenige Wochen zuvor sogar bloss für 1,25 Pfund zu haben gewesen – also gerade mal für die Hälfte.

Und so kam es, wie es kommen musste: Die Aktien von U-blox gingen an diesem Tag um fast 8 Prozent tiefer bei knapp 54 Franken aus dem Handel. Dass diese von dort aus in der Spitze dann bis auf 67,50 Franken vorstossen konnten, ist alleine ermutigenden Aussagen anlässlich des diesjährigen Investorentages zu verdanken.

Seither bekunden die Aktien des einzigen reinen Schweizer Vertreters des Internets-der-Dinge sichtlich Mühe. Und das nicht ohne Grund, gibt es mit DBAY Advisors doch noch einen Mitinteressenten an Telit Communications. Erst am Freitag liess der Finanzinvestor durchblicken, er werde sein ursprüngliches Angebot in Höhe von 1,75 Pfund je Aktie voraussichtlich erhöhen. Das wird er wohl auch müssen, schnürte der Finanzinvestor zuletzt doch ein Paket über den offenen Markt. Dabei bezahlte der Finanzinvestor Kurse von bis zu 1,948 Pfund.

Kursentwicklung der U-blox-Aktien über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)

Anders als U-blox will DBAY Advisors die Aktionäre nicht mit eigenen Aktien, sondern in bar abgelten. Deshalb scheint momentan nichts unmöglich – selbst dass der Branchenzampano Sierra Wireless ins Geschehen eingreift.

Wie ein selbsterklärter Spezialist für Substanzunternehmen für ein Wachstumsunternehmen wie Telit Communications bieten kann, entzieht sich meinem Verständnis. Das heisst allerdings nicht, dass DBAY Advisors die Schweizer nicht doch noch überbietet.

In den letzten Tagen berichteten mir Händler bei den Aktien von U-blox übrigens von Käufen aus dem deutschen Raum. Angeblich legt ein dortiger Börsenbrief mutigen Lesern einen Einstieg ans Herzen...

...der Grossaktionär Sumitomo Mitsui bedankt sich recht herzlich und reduziert seine Beteiligung auf 2,85 (zuvor 3,02) Prozent. Die Japaner scheinen den geplanten Zusammenschluss von U-blox mit Telit Communications nicht mittragen zu wollen.

 

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