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Seit der überraschenden Aufgabe des Mindestkurses gegenüber dem Euro vom Januar vor zwei Jahren lässt der Währungsstratege der Commerzbank keine Gelegenheit aus, um der Schweizerischen Nationalbank (SNB) verbal ans Schienbein zu treten. Der eingeschlagene geldpolitische Kurs werde auf Dauer nicht von Erfolg gekrönt sein und die europäische Einheitswährung werde zum Franken auf die Parität von 1:1 zurückfallen, so warnte er noch bis vor wenigen Wochen.

Nachdem der Euro zuletzt kräftig Boden gutmachen konnte, gibt sich der Experte überraschend kleinlaut. Er sieht sich veranlasst, seine bisherigen Prognosen grundlegend zu überdenken. Neuerdings hält der Währungsstratege über die nächsten Wochen sogar einen Vorstoss des Euro bis auf 1,17 Franken für möglich. Danach rechnet er bestenfalls noch mit einem Rücksetzer bis auf 1,12 Franken.

Von einem Taucher des Währungspaars auf die Parität will man bei der Commerzbank partout nichts mehr wissen, weshalb man gut auch von einer Kapitulation sprechen könnte.

Der starke Anstieg beim EUR/CHF kommt für viele Beobachter überraschend (Quelle: www.cash.ch).

Dennoch kann sich der Experte einen weiteren Seitenhieb in Richtung SNB nicht verkneifen, schliesst er doch nicht aus, dass diese jüngst am Devisenmarkt aktiv war. Mit Fakten lässt sich diese Vermutung jedoch nicht erhärten (siehe auch den gestrigen Artikel zum Thema Interventionen). Ein guter Verlierer würde sich um einiges weniger abfällig äussern.

Mit Ausnahme des für die Commerzbank tätigen Währungsstrategen und seiner Berufskollegen von Julius Bär hat bisweilen noch kaum jemand die Franken-Prognosen überarbeitet. Ich bin mir ziemlich sicher, dass weitere Banken in den nächsten Tagen folgen werden. Wirklich grundlegende Anpassungen - wie im Fall der Commerzbank - sind vermutlich aber nicht zu erwarten.

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Nach der Ergebnisenttäuschung von Ende Juli sahen sich die Baissiers bei den Aktien von Nestlé schon im Vorteil. Für einen dauerhaften Rückschlag auf unter 80 Franken reichte es rückblickend jedoch nicht.

Denn im Hinblick auf das diesjährige Investorenseminar sitzen die Haussiers vorerst fest im Sattel - lässt der magere Zahlenkranz doch vermuten, dass Konzernchef Mark Schneider in wenigen Wochen endlich zum strategischen Befreiungsschlag ausholen wird. Mit dem bereits angekündigten milliardenschweren Aktienrückkaufprogramm alleine lassen sich die erhitzten Aktionärsgemüter jedenfalls nicht besänftigen.

Folglich halten auch die mehrheitlich zuversichtlich gestimmten Analysten an ihren Kaufempfehlungen fest. So richtig vor Überzeugung strotzen allerdings nur noch die wenigsten.

In Raten kündigt die Autorin einer Branchenstudie aus dem Hause J.P. Morgan dem traditionsreichen Nahrungsmittelkonzern aus Vevey die Liebe. Die für die einflussreiche amerikanische Investmentbank tätige Analystin stuft die Nestlé-Aktien zwar weiterhin mit "Overweight" und einem Kursziel von 93 Franken ein. Gleichzeitig streicht sie sie von der viel beachteten "Analysts Focus List" - ganz nach dem Motto: Das eine tun und das andere nicht seinlassen.

Die Nestlé-Aktien (rot) im Einjahresvergleich mit dem SMI (grün) (Quelle: www.cash.ch).

Neuerdings gibt die Studienautorin den Aktien von L'Oreal den Vorzug. Wenn man bedenkt, dass Nestlé noch immer substanziell am französischen Kosmetikhersteller beteiligt ist, lässt sich immerhin von einem kleinen Trostpflaster sprechen.

Und dennoch: Das diesjährige Investorenseminar wird nicht nur für das Indexschwergewicht Nestlé sondern für den gesamten Swiss Market Index (SMI) zur Bewährungsprobe. Nicht auszudenken was wäre, sollte Mark Schneider der in Richtung Vevey schauenden Weltöffentlichkeit an diesen beiden Tagen bloss strategische Schmalkost servieren...
 

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