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Es ist schon beeindruckend, wie schnell sich der Schweizer Aktienmarkt vom jüngsten Rückschlag erholt hat. Von vielen Auguren unbemerkt, kletterte der breit gefasste Swiss Performance Index (SPI) am letzten Mittwoch kurzum auf ein neues Rekordhoch.

Eigentlich müsste man meinen, die Baissiers hätten in diesen Tagen einen sehr schweren Stand. Dem widersprechen Experten allerdings vehement und verweisen dabei auf die knapp 25 Prozent über dem Stand von Anfang Jahr liegenden Titelausleihungen. Dies lässt darauf schliessen, dass die besagten Marktakteure ihre Wetten gegen den Schweizer Aktienmarkt seit Jahresbeginn substanziell erhöht haben. Anders als in Zürich war das Ausleihvolumen in London, Frankfurt oder Paris dagegen um 10 oder mehr Prozent rückläufig.

Vermutlich handelt es sich bei den Transaktionen vorwiegend um solche, welche auf eine im europäischen Vergleich unterdurchschnittliche Entwicklung unseres Heimmarktes abzielen. Mit ihrer unerwarteten Leitzinssenkung und dem angekündigten Anleihenrückkaufprogramm in noch unbekanntem Umfang trägt die Europäische Zentralbank (EZB) denn auch alles dazu bei, dass diese Wetten aufgehen.

Letztmals berichtete ich Anfang Mai darüber, auf welche Einzelaktien sich die Baissiers hierzulande eingeschworen haben. Seither hat sich einiges getan, soviel lässt sich an dieser Stelle schon mal verraten.

Eine der beliebtesten Wetten auf rückläufige Kurse bleiben die noch immer stolz bewerteten Namenaktien von Meyer Burger. Für Wasser auf die Mühlen der Baissiers sorgte CEO Peter Pauli selber. In einem Interview mit der Handelszeitung schloss er eine weitere Kapitalerhöhung nicht kategorisch aus. Vermutlich liess alleine schon dieser Umstand den sogenannten Short-Interest auf 20,9 Prozent aller ausstehenden Aktien anschwellen, obschon das Solarzulieferunternehmen mit dem amerikanischen Substanzinvestor Franklin Templeton einen prominenten Neuzugang im Aktionariat verbuchen konnte. Noch im Mai waren es "nur" 15,2 Prozent.

Eine gehörige Portion Skepsis schwappt auch DKSH entgegen. Wie sich einem Kommentar aus dem Aktienhandel der MainFirst Bank entnehmen lässt, sind beim Geschäftsdienstleistungsunternehmen noch immer Baisseengagements im Umfang von nicht weniger als 13 Prozent der ausstehenden Titel offen. Gegenüber dem Rekordhoch von 20 Prozent vor wenigen Wochen entspricht dies allerdings einem deutlichen Rückgang.

Als ein Blutbad für die Baissiers haben sich die Namenaktien von Nobel Biocare erwiesen. Seit bekannt ist, dass gleich mehrere Interessenten um die Gunst des Herstellers von Premiumimplantaten buhlen, hat sich der Short-Interest auf 2,4 Prozent halbiert. Im Windschatten davon ist auch jener beim Erzrivalen Straumann auf 3,2 Prozent geschmolzen. Noch im Mai waren Engagements im Ausmass von 4,8 Prozent offen.

Bei den Namenaktien von Logitech darf sogar von einer regelrechten Kapitulation der Baissiers gesprochen werden. Obschon das in Lausanne beheimatete Unternehmen Buchführungsunregelmässigkeiten einräumen musste, wurden die Wetten auf rückläufige Kurse seit Anfang Mai von 12,1 auf 9,8 Prozent reduziert. Diese Entwicklung lässt sich mit der nachlassenden Angst vor einem Eintritt des amerikanischen Kultunternehmens Apple in den für Logitech wichtigen Peripheriegerätemarkt erklären.

Mit Transocean wurde allerdings ein neues Opfer gefunden, was dem Grossaktionär und Milliardär Carl Icahn gar nicht gefallen dürfte. Seit Mai haben sich die Baisseengagements beim Ölserviceunternehmen auf gut 10 Prozent aller ausstehenden Aktien mehr als verdoppelt. Experten sagen der Branche weiterhin schwierige Zeiten vorher. Erschwerend kämpft Transocean mit hausgemachten Problemen rund um die als veraltet geltende Förderflotte.

Bei den beiden Schweizer Grossbanken gibt es für die Marktakteure hingegen einen klaren Gewinner: Bei der UBS ist der Short-Interest zuletzt auf gerademal 0,2 Prozent gefallen, was sich mit der strategischen Abkehr vom Investment Banking erklären lässt. Anders präsentiert sich die Situation bei der Credit Suisse mit Wetten im Umfang von 1,7 Prozent der ausstehenden Aktien. Anfang Mai lag der Short-Interest noch bei 1,2 Prozent. Der höher als befürchtete Vergleich im Steuerstreit mit den USA und die vergleichsweise dünne Eigenkapitaldecke haben sichtlich Spuren hinterlassen.

Nach der ersten Euphorie hat bei den Namenaktien von Holcim Ernüchterung Einzug erhalten. Der geplante Zusammenschluss des Weltmarktführers mit der Nummer 2 in der Zementindustrie wird zunehmend kritisch beurteilt. Auch die Ergebnisenttäuschung von Ende Juli hat nicht gerade dazu beigetragen, das Vertrauen in die Unternehmensführung zu stärken. In der Folge haben sich die Baisseengagements alleine seit Mai dieses Jahres auf 3,1 Prozent verdreifacht.

Eigentlich dürfte es ABB in dieser Zeit nicht viel anders ergangen sein, will der in Zürich beheimatete Industriekonzern doch nicht so recht aus den Negativschlagzeilen herauskommen. Und doch ist der sogenannte Short-Interest in den letzten Tagen auf 0,4 Prozent aller ausstehenden Aktien geschmolzen. Vermutlich wird den Baissiers die Sache im Hinblick auf den diesjährigen Investorentag von kommender Woche zu brenzlig. Immerhin könnte das Unternehmen dann mit einem gewinnverdichtenden Aktienrückkaufprogramm oder einer Sonderdividende aufwarten, um die Gemüter im Aktionariat zu besänftigen.

Es gibt hierzulande noch weitere Aktien, welche vom Lager der Baissiers weitestgehend gemieden werden. Allen voran jene des Börsenlieblings AMS, mit Wetten im Umfang von gerademal 0,2 Prozent. Vermutlich hält auch der eher enge Markt die Akteure von umfangreicheren Leerverkäufen ab. Bei den ebenfalls sehr beliebten Valoren von Geberit und Actelion sind hingegen Baisseengagements von je 0,6 Prozent ausstehend.

Unter alten Börsenfüchsen ist es kein Geheimnis, dass die Baissiers das schwierigere Los als die Haussiers haben. Anders als die Haussiers müssen die Baissiers den richtigen Zeitpunkt abwarten. Erwischen sie diesen, dann schenkt es für sie allerdings so richtig ein.

Meines Erachtens sind die Baisseengagements ein zuverlässiger Gegenindikator. Mit anderen Worten: Bei stark leerverkauften Aktien laufen die Baissiers Gefahr, ihre Haltung früher oder später überdenken und Deckungskäufe tätigen zu müssen. Im Gegenzug deuten geringe Baisseengagements auf eine gewisse Sorglosigkeit hin. Fällt ein solches Unternehmen am Markt in Ungnade, geraten seine Aktien ins Visier der Spekulanten. Die seit Jahresbeginn gegen den Schweizer Aktienmarkt aufgebauten Wetten sind deshalb nicht unbedingt ein Zeichen der Schwäche.