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Und plötzlich ging alles ganz schnell: Mit SoftwareONE drängt am Freitag das fünfte Unternehmen in diesem Jahr an die Schweizer Börse. Anders als der Firmenname vermuten könnte, ist der Börsendebütant kein Softwareunternehmen. Vielmehr ist er auf den Wiederverkauf und die Verwaltung von Softwarelizenzen spezialisiert.

Wie aus Bankenkreisen verlautet, sind die in einer Preisspanne von 16,50 bis 21 Franken angebotenen Aktien bereits überzeichnet. Das gilt auch für die Mehrzuteilungsoption, die vom Bankenkonsortium aus heutiger Sicht wohl ausgeübt wird.

Das hält Kurt Boss und Simon Lutz von der Privatbank Baumann & Cie nicht davon ab, der eigenen Anlagekundschaft die Aktien als interessante Beimischung für das breit gestreute Schweizer Aktienportfolio anzupreisen. Der langjährige Leistungsausweis des Unternehmens sei beeindruckend und zeige, dass sich SoftwareONE im stark umkämpften Markt zu behaupten weiss, so schreiben sie. Und tatsächlich: In den letzten 10 Jahren steigerte das Unternehmen den Umsatz jährlich um 29 Prozent und den Gewinn gar um 50 Prozent. Neben dem intensiven Wettbewerb sehen die beiden Experten in der hohen Abhängigkeit vom Branchengiganten Microsoft das grösste Risiko. Schliesslich steuerten Software-Lizenzen der Amerikaner zuletzt noch immer mehr als die Hälfte zum Jahresumsatz bei.

Einen Blankocheck zur Zeichnung von Aktien stellen Boss und Lutz ihrer Anlagekundschaft allerdings nicht aus. Sie halten die Papiere des Börsendebütanten nur zu Kursen von bis zu 19,50 Franken für attraktiv.

Das ist auch richtig so. Denn treibende Kraft hinter dem Börsengang sind weniger die drei Firmengründer Daniel von Stockar, René Gilli und Beat Curti, als vielmehr der amerikanische Finanzinvestor KKR. Die Firmengründer bieten etwas weniger als einen Fünftel ihrer Aktien feil, die Amerikaner sogar fast einen Drittel.

Wer auch immer noch eine Zeichnung für Aktien von SoftwareONE einreichen will, sollte sich bewusst sein, dass Finanzinvestoren vom Schlag von KKR für gewöhnlich keine Geschenke machen. Nicht selten gehen letztere als Gewinner aus Börsengängen hervor.

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Der Ankeraktionär Freenet ist bei Sunrise Communications am Ziel angelangt: Quasi in letzter Minute haben er und andere Aktionäre die von Beginn weg umstrittene Übernahme von UPC Schweiz zum Kippen gebracht. Die für den morgigen Mittwoch angesetzte ausserordentliche Generalversammlung ist abgesagt.

Nach einem frühen Vorstoss auf über 81 Franken gewinnen die Aktien der zur Eigenständigkeit verdammten Nummer zwei im Mobilfunkmarkt Schweiz allerdings gerade mal noch 1,7 Prozent auf knapp 79 Franken.

Diese eher unterkühlte Reaktion der Börse - war doch von Kursen von 90 Franken oder mehr die Rede - kommt nicht von ungefähr. Zum einen lagen die dividendenstarken Papiere in Erwartung einer breiten Ablehnung der Übernahmepläne im Aktionariat schon seit Wochen gut im Markt. Zum anderen stellt sich nun aber auch die Frage, ob und wie viele der oppositionellen Aktionäre mit an Bord bleiben.

Nach einem frühen Vorstoss fallen die Sunrise-Aktien wieder etwas im Kurs zurück (Quelle: www.cash.ch)

In den letzten Wochen gaben sich nämlich mehrere Trittbrettfahrer wie etwa der Vermögensverwalter Axxion oder der Finanzinvestor AOC öffentlich als Aktionäre zu erkennen - nur mit einem Hintergedanken: Die Übernahme zu kippen und das schnelle Geld zu machen.

Selbst Freenet wurde in der Vergangenheit schon nachgesagt, dass sie sich im Grunde genommen von ihrem 24,5-Prozent-Paket trennen möchte. Doch dann wurden die Übernahmepläne bekannt und der Kurs der Sunrise-Aktien purzelte.

Wenn nicht der deutsche Ankeraktionär, so könnte sich wenigstens der eine oder andere Trittbrettfahrer wieder verabschieden. Da diese Finanzinvestoren weniger als 3 Prozent halten und deshalb gar nicht erst meldepflichtig werden, werden wir das wohl nie erfahren.

 

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