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Der amerikanische Aktienmarkt hat seine Rekordjagd in den letzten Tagen wieder aufgenommen. Seit März 2009 hat sich der viel beachtete S&P-500-Index mehr als verdreifacht. Und obschon der technologielastige Nasdaq Composite Index noch immer knapp unter der historischen Höchstmarke aus dem Jahr 2000 liegt, notiert er viermal höher als noch vor sechs Jahren.

In der neusten Ausgabe der US-Aktienstrategie findet ausgerechnet Goldman Sachs klare Worte, was den heimischen Aktienmarkt anbetrifft. Die im S&P-500-Index berücksichtigten Firmen würden mittlerweile mit dem zehnfachen Verhältnis vom Unternehmenswert (EV) zum operativen Gewinn (EBITDA) gehandelt, so die Verfasser. In den vergangenen vier Jahrzehnten seien amerikanische Aktien nur gegen Ende der Technologieblase der Jahre 1997 bis 2000 stolzer bewertet gewesen als in diesen Tagen. Gleichzeitig habe sich die Bewertung zwischen den unterschiedlichen Aktien und Sektoren angeglichen.

Den S&P-500-Index sehen die für die amerikanische Grossbank tätigen Strategen Ende Jahr bei 2100 Punkten liegen. Die attraktiv bewerteten Aktien seien längst rar geworden. Ausserdem seien die als "Smart Money" bekannten Marktakteure wie beispielsweise die Private Equity Firmen längst Verkäufer von Aktien. In den letzten zwei Jahren seien diese bei insgesamt 350 Firmen wieder ausgestiegen, was einem Anstieg um 70 Prozent gegenüber den beiden vorangegangenen Jahren entspreche.

Davon lassen sich die Experten jedoch nicht abschrecken und schreiben in der aktuellen US-Aktienstrategie, wo sich Anlegern noch Kaufgelegenheiten bieten:

Aufs Ausland ausweichen

Auf bankeigenen Schätzungen abgestützt trauen die Strategen von Goldman Sachs dem japanischen Aktienmarkt einen Anstieg in Lokalwährungen inklusive Dividenden von 19 Prozent zu, gefolgt von Europa mit einer erwarteten Gesamtrendite von 17 Prozent und der Region Asien-Pazifik mit 15 Prozent. Gerade in Europa werde die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank den dortigen Aktienmärkten helfen. Aus Sicht eines in Dollar rechnenden Anlegers sei jedoch wichtig, die Währungsrisiken abzusichern.

Eine Frage der Branche

Den Experten zufolge waren die Sektoren Energie und Telekommunikation relativ zum Gesamtmarkt selten so tief bewertet wie heute. Aktien aus diesen beiden Marktsegmenten räumen sie gemeinsam mit jenen aus der Informationstechnologie über die nächsten 12 Monate die besten Chancen ein.

Substanzaktien mit Nachholbedarf

Wachstumsaktien hätten sich seit Jahresbeginn um rund 3 Prozent besser als Substanzaktien entwickelt, so ist der US-Aktienstrategie von Goldman Sachs zu entnehmen. Der Grund liege bei den Vorbehalten in Bezug auf das Wirtschaftsumfeld und die Entwicklung der Unternehmensgewinne. Ein Blick in die Vergangenheit verrate, dass die unterdurchschnittliche Entwicklung der Substanzaktien in einem von einem soliden Wirtschaftswachstum geprägten Umfeld wie dem jetzigen nicht von Dauer sein werde.

Auf Unternehmen mit Aktienrückkäufen setzen

Mit einer überdurchschnittlichen Kursentwicklung rechnen die Experten auch bei den amerikanischen Unternehmen, welche eigene Aktien zurückkaufen. Die im S&P-500-Index vertretenen solchen Firmen hätten seit Jahresbeginn durchschnittlich um gut 5 Prozent zugelegt. Dennoch bestehe in diesem Bereich weiteres Aufwärtspotenzial, zumal die Bewertung dieser Aktien unter jener des Gesamtmarktes liege.

Aktien von Apple mit weiterem Kurspotenzial

Zur Gruppe dieser Unternehmen zählen die Strategen auch Apple. In den drei Jahren bis Ende 2014 habe der Hersteller von Smartphones und Tablet-PCs rund 100 Milliarden Dollar an die Aktionäre zurückgeführt. Dennoch seien die Nettobarmittel in dieser Zeit von 110 auf 142 Milliarden Dollar gewachsen, so die Experten.

Obschon die Aktien von Apple seit Anfang Jahr um 17 Prozent gestiegen seien, seien die Papiere in den Portfolios von Anlagefonds und anderen Grossinvestoren unterdurchschnittlich vertreten. Der bankeigene Technologieanalyst habe erst kürzlich das 12-Monats-Kursziel für die Aktien auf 145 Dollar erhöht. Die Dividenden miteinbezogen, entspreche dies noch immer einem Aufwärtspotenzial von 13 Prozent, was über den Aussichten für die amerikanische Börse liege.

Wenn ich der mir zugespielten US-Aktienstrategie von Goldman Sachs etwas abgewinnen kann, dann die Erkenntnis, dass die Börse in New York nach sechs von steigenden Kursen begleiteten Jahren an ihre Bewertungsgrenzen stösst und die Finanzinvestoren vermehrt Kasse machen. Doch auch in anderen Weltregionen sind die Aktienmärkte mittlerweile stolz bewertet, den historisch tiefen Zinsen und der ultralockeren Geldpolitik führender Zentralbanken sei Dank. Oder um es elegant auf Französisch zu sagen: La Hausse amène la Hausse - pourvu que ça dure.

 

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