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Ich möchte mich gleich zu Beginn bei meinen Leserinnen für den etwas gar chauvinistisch anmutenden Titel der heutigen Kolumne entschuldigen. Denn der Begriff "Hausfrauen-Börse" stammt aus einer Zeit, in der die Börsenwelt noch als eine reine Männer-Domäne galt. Mittlerweile sind wir alle klüger und wissen, dass das vermeintlich schwächere Geschlecht an der Börse weitaus erfolgreicher ist.

Das hält einen meiner Kontakte aus New York allerdings nicht davon ab, die aktuelle Situation an der Leitbörse in New York als "Hausfrauen-Börse" abzutun. Er stützt sich dabei auf Erhebungen von Goldman Sachs, der wohl mächtigsten Investmentbank der Welt, ab. Wie diese Erhebungen zeigen, hielten die amerikanischen Privathaushalte Aktien heimischer Unternehmen im Gesamtwert von knapp 22000 Milliarden Dollar, davon gut einen Drittel indirekt über Anlagefonds (siehe nachstehende Grafik).

Letztmals lag dieser Anteil unmittelbar vor dem schmerzhaften Platzen der Technologieblase vor 15 Jahren auf einem ähnlich hohen Stand. Wie die Erhebung weiter zeigt, haben ausländische Investoren gerademal amerikanische Aktien für 5400 Milliarden Dollar in den Büchern. Zu diesen zählt auch unsere Schweizerische Nationalbank (SNB). Sie hält der jüngsten Offenlegungsmeldung an die amerikanische Börsenaufsicht SEC zufolge amerikanische Aktien im Gesamtwert von gut 62 Milliarden Dollar.

Dennoch müssen sich auch unsere Währungshüter den Vorwurf gefallen lassen, die Rekordjagd an der Börse in New York künstlich anzuheizen. Mit jeder Milliarde, mit der die SNB an den Devisenmärkten gegen einen stärkeren Franken intervenieren muss, fliessen nämlich mehr als 100 Millionen Franken in amerikanische Aktien.

Ich bleibe dabei: Die grössten Gefahren für unseren Schweizer Aktienmarkt gehen noch immer von der Leitbörse in New York aus. Mir ist der Höhenflug beliebter Aktien wie Facebook, Amazon und Google schon eine ganze Weile suspekt. Ausgerechnet dank den Strategen von Goldman Sachs wissen wir nun, dass die amerikanischen Privatanleger wieder kräftig mitmischen und massgeblich zu diesem Höhenflug beitragen. Wohler fühle ich mich mit dieser neuen Erkenntnis im Hinterkopf allerdings nicht.

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Angstschweiss sei das Parfüm der Verlierer, dürfte sich der für Bernstein Research tätige Versicherungsanalyst wohl gedacht haben. Denn in seinem neusten Kommentar feuert er einmal mehr eine ganze Breitseite vor den Bug der Zurich Insurance Group. Er nennt darin gleich mehrere triftige Gründe, weshalb er die Gewinnerwartungen seiner übrigen Berufskollegen für um mehr als 15 Prozent zu hoch angesetzt hält.

Als Folge der historisch tiefen Zinsen sieht der Experte die Wertschriftenerträge wegbrechen. Gleichzeitig befürchtet er Preisdruck im Firmenkundengeschäft. Seine Schlüsselbotschaft: Alleine schon diese beiden Faktoren werden sämtliche Kosteneinsparungen wieder zunichte machen.

Das werde nicht ohne Folgen für die Dividendenpolitik bleiben, so lässt der Autor des mir aus London zugespielten Kommentars durchblicken. Er glaubt, dass der traditionsreiche Versicherungskonzern am diesjährigen Investorentag mit einer unliebsamen Überraschung aufwartet und die Ausschüttung mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auf 12 bis 13 Franken kürzt.

Lange Rede kurzer Sinn: Die Aktien der Zurich Insurance Group werden bei Bernstein Research weiterhin mit "Underperform" und einem Kursziel von gerademal 200 Franken als Schlüsselverkaufsempfehlung angepriesen.

Mit dieser Empfehlung lag die amerikanische Investmentbank in den vergangenen Monaten allerdings ziemlich daneben - und damit vermutlich auch viele ihrer hochkarätigen Kunden aus der Hedgefonds Industrie.

Spätestens am Morgen des 17. November werden wir wissen, ob diese Wetten gegen die Papiere des Versicherungskonzerns aus Zürich aufgehen. Schon eine Woche zuvor steht der Zahlenkranz für die ersten neun Monate zur Veröffentlichung an. Ich erhoffe mir davon erste Anhaltspunkte, was uns am diesjährigen Investorentag erwarten wird. Eine Dividendenkürzung kann ich mir noch immer nicht so recht vorstellen.

 

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