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Noch bis vor wenigen Wochen schien der Himmel über Forbo schier wolkenlos. Stummer Zeuge ist der Aktienkurs, der in den ersten ersten Januartagen auf den höchsten Stand in der Firmengeschichte kletterte.

Dann kam der überraschende Entscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB), den Mindestkurs gegen den Euro aufzugeben. Dieser liess die Papiere des in Baar beheimateten Herstellers von Bodenbelägen und Spezialklebstoffen vorübergehend um mehr als 20 Prozent fallen.

An dieser Stelle kann ich mir ein kleines Wortspiel nicht verkneifen, wenn ich schreibe, dass der Aktienkurs seither "Boden" gutmachen konnte. An das bisherige Rekordhoch bei 1082 Franken konnte er allerdings noch nicht wieder anknüpfen.

Auf den ersten Blick ist Forbo nicht sonderlich günstig bewertet. Gemäss Berechnungen der MainFirst Bank werden die Aktien des Bauzulieferunternehmens mit dem 17-Fachen des für das laufende Jahr erwarteten Gewinns gehandelt, was weit über dem historischen Durchschnitt liegt. Unter Ausklammerung der Nettobarmittel errechnet sich allerdings eine deutlich moderatere Bewertung, zu diesem Schluss kommt man auch im Kommentar aus dem Aktienhandel der MainFirst Bank.

Aufmerksamkeit wird Forbo ausgerechnet im Zusammenhang mit Plänen des Rivalen Armstrong zuteil, so entnehme ich diesem Kommentar weiter. Dieser wolle nämlich das Geschäft mit Bodenbelägen in eine eigenständige Gesellschaft auslagern. Mit dem 24-Fachen des voraussichtlichen Gewinns liege die Bewertung von Armstrong deutlich höher. Und das obschon das Unternehmen erst noch stark verschuldet sei.

Für den Verfasser des Kommentars steht fest: Obschon die Aktien von Forbo über die letzten Jahre regelmässig auf der Liste der Schweizer Gewinneraktien zu finden gewesen sind, besteht weiteres Aufwärtspotenzial. Fantasie gehe nicht zuletzt auch von möglichen Marktanteilsgewinnen zu Lasten des Armstrong-Ablegers in Deutschland aus, so lässt der Experte durchblicken.

Sein für die Aktienanalyse der MainFirst Bank tätiger Berufskollege dürfte diese Einschätzung durchaus teilen. In einer Mitte Februar veröffentlichten Unternehmensstudie empfiehlt er die Aktien von Forbo mit "Outperform" und einem Kursziel von 1120 Franken zum Kauf.

Der Experte hält die Währungsrisiken für überblickbar, auch wenn er seine Gewinnschätzungen für das laufende und das darauffolgende Jahr um bis zu 12 Prozent reduziert. Seither hat sich vor allem der Euro gegenüber dem Franken deutlich erholt.

In der Unternehmensstudie wird Forbo als Barmittel generierender Nischenanbieter mit Preisgestaltungsmacht sowie Raum für Marktanteilsgewinne gefeiert. Darüber hinaus rechnet der Studienverfasser mit einer weiterhin stabilen Dividendenpolitik und einer baldigen Wiederaufnahme des Aktienrückkaufprogramms.

Dass der Börsenwert von Forbo heute rund sieben mal höher steht als im Frühling 2009, ist kein Zufall. Die Firmenverantwortlichen haben über die letzten Jahre vieles richtig gemacht und das Unternehmen in einem schwierigen Umfeld auf Kurs gebracht, was von der Börse entsprechend honoriert wurde.

In Erwartung einer Fortsetzung der jüngsten Kurserholung und eines überzeugenden Jahresergebnisses am 17. März, setze ich die Papiere für jene der Swatch Group auf meine Liste der Schweizer Aktienfavoriten.

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So grotesk es auch klingen mag: Rückblickend müssten sich unsere Banken eigentlich bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) bedanken. Denn die aktuellsten Handelsstatistiken der Schweizer Börse SIX offenbaren einen starken Anstieg der Kundenaktivitäten – dem Entscheid rund um die Aufgabe des Mindestkurses sei Dank.

Im Januar lagen die Handelsvolumina hierzulande nicht nur um 85 Prozent über dem Vormonat, sondern auch um beachtliche 59 Prozent über jenen aus dem vergangenen Jahr. Gemäss Berechnungen der MainFirst Bank errechnet sich im Vergleich zum Vormonat immerhin noch ein Plus von 76 Prozent. Auch der Handel mit strukturierten Produkten hat angezogen, wenn auch in einem deutlich bescheideneren Ausmass.

Interessant sind auch die eigenen Erhebungen der MainFirst Bank. Der Indikator für die Bruttomarge kletterte im Januar auf 100 Basispunkte. Noch im Dezember lag er bei 72 Basispunkten. Der um die Anzahl Handelstage bereinigte Indikator für die Kundenaktivitäten stieg innerhalb nur eines Monats von 73 auf 97 Zähler.

Die Gemüter haben sich im Laufe des Februars zwar wieder etwas beruhigt. Die Handelsaktivitäten sind aber noch immer deutlich höher als vor der Aufgabe des SNB-Mindestkurses, was den hiesigen Bankaktien zumindest ein solides erstes Quartal bescheren sollte. Mit den Valoren von Credit Suisse und Swissquote zählen zwei davon zu meinen Schweizer Aktienfavoriten für das Jahr 2015 (siehe Kolumnen vom 29. Dezember und vom 4. Februar).

 

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