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990 Milliarden Franken – diese unfassbar hohe Zahl steht für die Bilanzsumme der Schweizerischen Nationalbank (SNB) per Ende Juni. In der Spitze türmten sich gar Aktiven und Passiven in Höhe von 1062 Milliarden Franken in den Büchern auf. Es sind stumme Zeugen des jahrelangen Kampfes gegen den starken Franken.

Im Zuge dieses Kampfes ist die SNB bei nicht eben wenigen amerikanischen Grosskonzernen zu einer bedeutenden Aktionärin aufgestiegen – was in der Vergangenheit auch schon für harsche Kritik aus Washington sorgte. Das kommt nicht von ungefähr, hielt die SNB in der Spitze doch für fast 180 Milliarden Dollar amerikanische Aktien.

Darf man den Währungsstrategen der Bank of America Glauben schenken, dann hat sie nun still und leise damit begonnen, ihre Fremdwährungsreserven zu trimmen. Damit wäre die SNB nicht nur der Europäischen Zentralbank (EZB) meilenweit voraus. Und auch die mächtige amerikanische Notenbank lässt auf Worte nur zögerlich Taten folgen, wenn es darum geht, die aufgeblähte Bilanz auf ein vernünftigeres Mass zurückzufahren. Die Bilanz der Amerikaner stagnierte zuletzt bestenfalls. Von einem Abbau kann noch immer keine Rede sein.

Der Kurs des Euros gegen den Franken fällt und fällt (Quelle: www.cash.ch)

Wie der für die Bank of America tätige Währungsstratege Kamal Sharma schreibt, gibt es Anhaltspunkte, dass die SNB dem Teuerungsschub mit einer Reduktion ausländischer Vermögenswerte entgegenhält. Er geht deshalb von einem weiteren Erstarken des Frankens aus.

Mir will sich die Argumentation des Währungsstrategen nicht vollends erschliessen. Es macht zwar den Anschein, als ob die SNB zwecks Teuerungsbekämpfung einen stärkeren Franken in Kauf nimmt. Die üppigen Fremdwährungsreserven zu reduzieren – was mit einem Verkauf von Aktienbeständen einher ginge – ist allerdings eine ganz andere Nummer. Denn ein zu rasantes Erstarken des Frankens würde die hiesige Exportindustrie zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt erwischen.

Ich selber kann die Beobachtungen der amerikanischen Investmentbank vorerst jedenfalls noch nicht bestätigen – geschweige denn Anhaltspunkte für einen Verkauf erster Aktienpakete. Neugierig wie ich bin, werde ich meine Augen und Ohren in den kommenden Tagen aber offenhalten.

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Die Aktien von Zur Rose verkommen immer mehr zu einem Spielball von Spekulanten. Kräftig Öl goss zuletzt Bloomberg ins Spekulationsfeuer. Die Nachrichtenagentur will in Erfahrung gebracht haben, dass die Versandapotheke in den letzten Monaten das Gespräch mit Finanzinvestoren wie Kohlberg Kravis Roberts (KKR) oder Hellman & Friedman geführt habe. Selbst ein Unternehmensverkauf ins Ausland sei kein Tabuthema mehr, wie Bloomberg weiter schreibt.

Die Berichte liessen den Kurs der Zur-Rose-Aktien am Montagnachmittag innerhalb von Minuten von 55 auf 63 Franken hochschiessen – begleitet von aggressiven Eindeckungstransaktionen aus dem Lager der Leerverkäufer. Eine Meldung, wonach sich das Bundesland Schleswig-Holstein kurzfristig aus der für September geplanten Einführung elektronischer Medikamentenrezepte zurückzieht, führte im weiteren Tagesverlauf dann wieder dazu, dass die Aktien erneut die Erdanziehungskraft zu spüren bekamen.

Kommt hinzu, dass nicht eben wenigen Analysten der Glaube an einen Verkauf von Zur Rose an einen Finanzinvestor schlichtweg fehlt. Wie der für die Basler Kantonalbank tätige Elmar Sieber schreibt, müsste ein Interessent über den Kaufpreis hinaus viel Geld in die Hand nehmen, um den künftigen Kapitalbedarf der Versandapotheke sichern zu können.

Die Übernahmespekulationen bei den Aktien von Zur Rose sind bereits wieder verflogen (Quelle: www.cash.ch)

Im Zuge der neusten Entwicklungen rund um elektronische Medikamentenrezepte in Deutschland kürzt der Analyst sein Kursziel auf 50 (zuvor 55) Franken. Das Anlageurteil lautet weiterhin "Untergewichten".

Auch sein Namensvetter Otto Sieber bei der britischen Barclays gibt sich ziemlich skeptisch, was die Übernahmespekulationen anbetrifft. Seines Erachtens interessieren sich Finanzinvestoren vom Schlag von KKR vor allem für hochrentable Unternehmen. Er sieht Zur Rose aber noch eine ganze Weile liquide Mittel verbrennen und stuft die Aktien deshalb wie bis anhin mit Equal weight und einem Kursziel von 61 Franken ein.

Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich bei Übernahmespekulationen gerne die Derivatumsätze als Temperaturmesser hinzuziehe. Und diese Umsätze waren in den letzten Tagen eher mager...

 

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