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Schon seit Tagen haben die Aktien von Stadler Rail einen schweren Stand. Zuletzt kosteten die Papiere des bekannten Herstellers von Schienenfahrzeugen keine 44 Franken mehr. Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass der Börsengang von Mitte April für alle Beteiligten ein voller Erfolg war. Ein Erfolg, der sich schon im Vorfeld abgezeichnet hatte.

Mit der UBS begeht nun aber eine der beiden hauptverantwortlichen Banken des Börsengangs einen kleineren Tabubruch. Keine drei Monate nach der Abdeckung der Aktien des Debütanten mit einer Kaufempfehlung und einem Zwölf-Monate-Kursziel von 50 Franken überarbeitet der für die Grossbank tätige Analyst Fabian Häcki seine Gewinnschätzungen erstmals unter negativen Vorzeichen. Dadurch verringert sich das Kursziel auf 49 Franken.

Häcki sei jedoch vergeben, trägt er mit diesen Anpassungen doch ausschliesslich dem zuletzt erstarkten Franken - oder besser gesagt dem schwachen Euro sowie dem noch schwächeren Pfund - Rechnung. Da Stadler Rail über zwei grosse Produktionsstätten in der Schweiz verfügt, fallen geschätzte 40 Prozent der Kosten in Franken an.

Kursentwicklung der Aktien von Stadler Rail seit dem Börsengang. (Quelle: cash.ch)

Etwas aufhorchen lässt hingegen, dass der UBS-Analyst für das laufende Jahr neuerdings von einer operativen Marge (EBIT) von 7,3 Prozent ausgeht. Das wiederum liegt leicht unter den firmeneigenen Zielvorgaben für die operative Marge (EBIT) von 7,5 Prozent.

Ich schliesse nicht aus, dass weitere Berufskollegen dem Beispiel Häckis folgen und ihre Gewinnschätzungen für den Hersteller von Schienenfahrzeugen mit dem Rotstift überarbeiten werden. Auch eine zweite Kurszielreduktion seit dem Börsendebüt von Mitte April scheint mir möglich. Solange es sich dabei bloss um währungsbedingte Anpassungen handelt, dürfen die Aktionäre nachts weiterhin ruhig schlafen.

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Wenn mächtige amerikanische Investmentbanken für eine Aktie eine Kaufempfehlung aussprechen, zünden sie damit nicht selten ein Kursfeuerwerk. Denn nicht nur die Bank selber tritt dann als Käuferin in Erscheinung, sondern auch unzählige Trittbrettfahrer.

Am gestrigen Mittwoch wollte der Funken beim Börsenüberflieger Temenos allerdings nicht so richtig überspringen. Obwohl Merrill Lynch die Erstabdeckung der Papiere der Bankensoftwareschmiede aus Genf mit "Buy" und einem Kursziel von 212 Franken aufnahm, gingen sie mit einem mageren Plus von gerade mal 0,1 Prozent aus dem Handel.

Die amerikanische Investmentbank sieht das Genfer Unternehmen als Gewinner der digitalen Revolution bei den Banken hervorgehen und hält die damit verbundenen Wachstumsaussichten für unterschätzt. Sie traut ihm über die nächsten paar Jahre denn auch ein jährliches Gewinnwachstum von 15 Prozent oder mehr zu.

Die Temenos-Aktien gelten als Börsenüberflieger, und das nicht ohne Grund wie ein Blick auf die Kursentwicklung der letzten fünf Jahre zeigt. (Quelle: cash.ch)

Mich erinnert die unterkühlte Börsenreaktion stark an jene, als mit Jefferies in den ersten Juli-Tagen ebenfalls eine amerikanische Investmentbank eine Kaufempfehlung für die Aktien von Sika mit einem satten Kursziel von 192 Franken aussprach. Kosteten die Papiere des erfolgsverwöhnten Bauchemieherstellers damals gut 169 Franken, sind sie mittlerweile für rund 140 Franken zu haben.

Wie bei der aggressiven Kaufempfehlung für die Aktien von Sika gilt auch bei jener für die Papiere von Temenos: Die Pferde wollen nicht länger saufen.

Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole sei an dieser Stelle gesagt, dass die Börse auch für erfolgreiche Unternehmen keine Einbahnstrasse nach oben ist. Die Aktionäre von Sika dürften ein Lied davon zu singen wissen.
 

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