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Egal ob Lonza, Siegfried oder Bachem – an den Aktien hiesiger Pharmazulieferer gibt es momentan kein Vorbeikommen. Das gilt insbesondere für die Valoren von Bachem, haben diese seit Jahresbeginn doch um rund 150 Prozent (!!!) an Kurswert zugelegt.

Das hält Dani Jelovcan von Mirabaud Securities allerdings nicht davon ab, die Aktien des zuletzt äusserst erfolgreichen Unternehmens aus Bubendorf BL auch weiterhin zum Kauf anzupreisen. Neuerdings beziffert der bekannte Analyst das Kursziel sogar auf 500 (zuvor 375) Franken.

Er habe mit seinen Umsatz- und Gewinnschätzungen in der Vergangenheit konstant über den Erwartungen anderer Berufskollegen und den firmeneigenen Vorgaben gelegen und sei damit gut gefahren, so rühmt sich Jelovcan selber. Er legt deshalb noch eine Schippe drauf und erhöht seine Gewinnschätzungen auf Basis des kürzlich veröffentlichten Zahlenkranzes um durchschnittlich 17 Prozent.

Beeindruckender Höhenflug der Bachem-Aktien über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)

Anders als bei seiner kräftigen Kurszielerhöhung für die Aktien von Lonza vor wenigen Wochen findet der Analyst mit seiner Kaufempfehlung für die Valoren von Bachem durchaus Gehör. Gestern Mittwoch wurden in der Spitze Kurse von bis zu 386 Franken bezahlt – mit Blick auf das 500 Franken lautende Kursziel Jelovcans wären die Aktien selbst jetzt noch ein Schnäppchen.

Eines muss man dem für Mirabaud Securities tätigen Analysten lassen: Mit seinen Kaufempfehlungen für die beiden Pharmazulieferer lag er rückblickend goldrichtig. Ehre, wem Ehre gebührt.

Bleibt mir nichts anderes als zu hoffen, dass seine Freude und die seiner Kundschaft anhält. Verdient hat man als Anleger bekanntlich immer erst, wenn man sich im richtigen Moment von seinen Aktien trennt – und erst dann.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich der "Hype" um die hiesigen Pharmazulieferfirmen wieder legt und diese früher oder später wieder auf einem sehr viel vernünftigeren Kurs- und Bewertungsniveau zu haben sein werden. Denn selbst für die Lonzas oder die Bachems unter den hiesigen Erfolgsunternehmen ist die Börse keine Einbahnstrasse nach oben.

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Gestern Mittwoch reduzierte der für Julius Bär tätige Analyst Cengizhan Sen das Kursziel für die Aktien von U-blox auf 45 (zuvor 50) Franken. In seinem Kommentar an die Kundschaft stellte er unmissverständlich klar: Mit den überraschenden Wertberichtigungen in der ersten Jahreshälfte ist die Gefahr weiterer schmerzhafter Bilanzkorrekturen noch immer nicht gebannt.

Seines Erachtens lässt die Bilanz beim einzigen reinen Vertreter des Internets-der-Dinge aus der Schweiz künftig keine Aktivierung der Forschungs- und Entwicklungskosten mehr zu – zumindest solange das Unternehmen nicht zeitnah eine Kapitalerhöhung durchführt.

Interessant ist, dass der Technologieanalyst die Aktien von U-blox wie bis anhin mit "Hold" einstuft, obwohl sein neues Kursziel fast 18 Prozent unter den letztbezahlten Kursen liegt. Eigentlich wäre es ehrlicher, er würde sich ein Beispiel an seinen Berufskollegen bei Vontobel und Kepler Cheuvreux nehmen.

U-blox ist zumindest an der Börse nur noch ein Schatten seinerselbst (Quelle: www.cash.ch)

Denn auch Torsten Sauter – er ist Leiter des Schweizer Aktien-Research bei Kepler Cheuvreux - veranschlagt neuerdings ein Kursziel von 45 (zuvor 50) Franken für die Papiere, rät aufgrund des rechnerischen Abwärtspotenzials allerdings mit "Reduce" zum Abbau. Dem will Vontobel-Analyst Mark Diethelm nicht widersprechen. Auch er ist bis zu Kursen von 46 (zuvor 45) Franken für "Reduce".

Seit Jahren aktiviert U-blox trotz Kritik aus Expertenkreisen einen Grossteil der Forschungs- und Entwicklungskosten. Schon im August 2019 schrieb ich in diesem Zusammenhang:

Irgendwann holt die Vergangenheit wohl jedes Unternehmen ein. Vermutlich sind die kürzlich bekanntgegebenen Goodwill-Abschreibungen erst ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen könnte...

 

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