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Vergangene Woche nahm Finanzchef Peter Hackel den weiten Weg nach New York in Kauf, um dort den Teilnehmern der Morgan Stanley Global Healthcare Conference seinen Arbeitgeber Straumann näherzubringen. Mit Erfolg, wie eine mir aus London zugespielte Unternehmensstudie der amerikanischen Investmentbank zeigt.

Was Autor Michael Jungling in der Studie schreibt, liest sich wie eine Liebeserklärung an die Adresse des Dentalimplantateherstellers aus Basel. Im langjährigen Vergleich sei Straumann das womöglich am schnellsten wachsende Medizinaltechnikunternehmen in ganz Europa, so schreibt der bekannte Analyst.

Allem Anschein nach konnte Finanzchef Peter Hackel die Anwesenden davon überzeugen, dass der Weltmarktführer den Umsatz noch auf Jahre hinaus prozentual zweistellig steigern und die Margen erhöhen kann.

Ein bisschen halbherzig kommt die Liebeserklärung dann aber doch daher: Denn obwohl der für Morgan Stanley tätige Michael Jungling das Kursziel für die Aktien von Straumann mit 864 Franken angibt, stuft er sie bloss mit "Equal-weight" ein.

Die Aktien von Straumann (rot) lassen den SPI (grün) im Fünfjahresvergleich weit hinter sich zurück (Quelle: www.cash.ch)

Nicht ohne Grund, setzt sich Straumann die Messlatte mit jedem Rekordjahr doch wieder höher. An den Erfolg des jeweils abgelaufenen Jahres anzuknüpfen müsste dem Dentalimplantatehersteller eigentlich immer schwerer fallen. Auch der Einfluss der Konsumentenstimmung auf die Absatzsituation darf nicht ganz ausser acht gelassen werden. Wie gross der Einfluss heute noch ist wird sich vermutlich erst zeigen, wenn sich die Stimmung bei den Konsumenten eintrübt.

Die Bewertung jedenfalls lässt keine Enttäuschungen zu, weist der Dentalimplantatehersteller auf den nächstjährigen Schätzungen von Morgan Stanley doch selbst zu aktuellen Kursen von 765 Franken ein ziemlich hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 36 auf. Wachstum hat eben seinen Preis...

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Im Aktionariat des hochverschuldeten Backwarenherstellers Aryzta regt sich Widerstand gegen die geplante Kapitalerhöhung. Den Widerstand führt Larius Capital an - eigenen Angaben zufolge mit rund 10 Prozent der Stimmen im Rücken.

Ein Verkauf des Nordamerikageschäfts und des Picard-Pakets sowie ein aggressives Sparprogramm mache eine Kapitalerhöhung überflüssig, so weibelt der Substanzinvestor für seine eigene Sache.

Larius Capital sucht die Öffentlichkeit - und das nicht ohne Grund. Denn ohne die Hilfe anderer Aktionäre bringt der Substanzinvestor nicht einmal 3 Prozent der Stimmen auf die Waage. Die Ausgangslage ist ähnlich hoffnungslos wie die letztendlich vereitelte Palastrevolution von RBR Capital Advisors beim Vermögensverwalter GAM. Dass mit Gregor Joos ausgerechnet ein ehemaliger RBR-Mann hinter Larius Capital steht, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.

Zermürbender Kurszerfall der Aryzta-Aktien über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)

Der Verwaltungsrat von Aryzta entschied sich nicht zuletzt deshalb für eine Kapitalerhöhung, damit sich das Unternehmen nicht vom Tafelsilber trennen muss. Dazu zählt zwar weder das Nordamerikageschäft, noch das Picard-Paket. So wie Joos seinen Einfluss beim Backwarenhersteller überschätzt, unterschätzen er und seine Leute bei Larius Capital allerdings, was diese beiden Geschäftsbereiche bei einem Verkauf noch einbringen würden.

Und noch etwas verkennen sie: Die Kreditgeber sitzen bei Aryzta am längeren Hebel als die Aktionäre, haben letztere doch sehr viel mehr zu verlieren.

Analyst Jon Cox von Kepler Cheuvreux geht von einem Bezugspreis von 6,70 Franken je Aktie aus und leitet davon eine 2,5-fache Verwässerung ab. Bei einem Bezugspreis von 3,40 Franken je Aktie wäre seinen Berechnungen zufolge gar mit einer vierfachen Verwässerung zu rechnen. Trotz Widerstand im Aktionariat sieht Cox den Backwarenhersteller an der geplanten Kapitalerhöhung festhalten.

Vermutlich wäre ein Aktienkurs bei 8 Franken dann eher gerechtfertigt als einer von 10 Franken oder mehr.

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