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Ein Unternehmen nach dem anderen drängt an die Schweizer Börse SIX. Die Kursgewinne beim Medizinaltechnikkonzern Medartis (+ 44 Prozent) sowie beim Sensorenhersteller Sensirion (+ 19 Prozent) regen den Appetit an - nicht nur den der Anleger, sondern auch jenen anderer Firmen.

Der Erfolg dieser Börsendebütanten liess jüngst beinahe so etwas wie Goldgräberstimmung aufkommen (siehe "Goldgräberstimmung bei Schweizer Börsendebütanten" vom 18. April).

Kursentwicklung der Aktien von Sensirion (rot) und Medartis (grün) seit dem Börsengang (Quelle: www.cash.ch)

Gerade deshalb ist es wichtig, die Spreu vom Weizen zu trennen.

Gerade der Medikamentenentwickler Polyphor scheint es Julius Bär sichtlich angetan zu haben. In einer Studie räumt die traditionsreiche Zürcher Bank zwar ein, dass das in Allschwil beheimatete Unternehmen noch eine ganze Weile keinen Gewinn schreiben wird. Angesichts des dadurch erhöhten Risikoprofils eignen sich die Aktien - sie werden voraussichtlich am 15. Mai erstmals gehandelt - nicht für jedermann.

Allerdings hält der Studienautor die Preisspanne von 30 bis 40 Franken je Aktie nach den produktseitigen Fortschritten der letzten Wochen für attraktiv. Er geht davon aus, dass der Pharmaentwickler in Zukunft vermehrt Interesse auf sich ziehen und den Aktien dadurch steigende Kurse verschaffen könnte.

Die Papiere von Polyphor seien selbst am ganz oberen Ende der Preisspanne noch attraktiv, so lautet das abschliessende Urteil. Bei 40 Franken je Aktie würde das Unternehmen an der Börse mit 410 Millionen Franken bewertet, die Mehrzuteilungsoption miteingerechnet.

Der Medikamentenentwickler aus Allschwil ist auf Wirkstoffe gegen antibiotikaresistente Keime spezialisiert. Auf kaum einem anderen Therapiegebiet ist der Bedarf nach neuartigen Wirkstoffen grösser. Dass die Bücher gerüchteweise bereits jetzt überzeichnet sind, kommt daher nicht überraschend...

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Rechtzeitig im Hinblick auf das Monatsultimo haben die Leerverkäufer in New York die Karten neu gemischt. Auf die dort gehandelten Aktienzertifikate des Pharmaherstellers Roche sowie jene des Industriekonzerns ABB haben sie es ganz besonders abgesehen, soviel verriet ich bereits am Montag an dieser Stelle (siehe "Leerverkäufer haben gleich zwei neue Opfer gefunden" vom 30. April).

Erhebungen von Markit zu den bei uns gehandelten Papieren dieser beiden Unternehmen wollen die offiziellen Erhebungen der New York Stock Exchange nicht telquel bestätigen. Das lässt sich damit erklären, dass sich die britische Beratungsfirma auf die Anzahl ausgeliehener Aktien beruft. Ob die ausgeliehenen Aktien dann auch wirklich an Leerverkäufer gehen, steht auf einem anderen Blatt.

Jedenfalls meldet Markit bei ABB für April einen Anstieg der ausgeliehenen Titel im Verhältnis zum Total sämtlicher ausstehender Aktien um 31 Prozent auf 1,7 Prozent. Bei Roche lässt die Statistik gar auf einen Rückgang um 29 Prozent auf 0,5 Prozent der ausstehenden Titel schliessen.

Den jüngsten Erhebungen der New York Stock Exchange lassen sich weitere aufschlussreiche Bewegungen entnehmen. So wurde mit 8,02 Millionen Stück zwar mit 8 Prozent weniger American Deposit Receipts (ADRs) gegen die UBS spekuliert als zwei Wochen zuvor. Das sind aber noch immer deutlich mehr als in den vorangehenden Monaten und geht mit zunehmender Kritik aus dem angelsächsischen Raum rund um die vor Jahren eingeleitete strategische Neuausrichtung einher (siehe "War die strategische Neuausrichtung der UBS rückblickend ein Fehler?" vom 24. April und "UBS: Ein bekannter Bankenanalyst übt Kritik" von gestern).

Bei der Credit Suisse entwickelte sich die Anzahl leerverkaufter ADRs mit 4,91 Millionen Stück hingegen stabil. In den vorangegangenen drei Monaten liefen noch deutlich umfangreichere Wetten gegen die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken.

Nach der Quartalsberichterstattung der beiden Schweizer Grossbanken gibt es an der Kursreaktion gemessen denn auch eine klare Siegerin: Die Credit Suisse.

Um 29 Prozent schmolzen in New York die Wetten gegen den Nahrungsmittelhersteller Nestlé. Mit 249'100 Stück spekulieren die Leerverkäufer aber noch immer mit dem Zwanzigfachen von Mitte Februar gegen das traditionsreiche Unternehmen aus Vevey.

Während die Inhaberaktien der Swatch Group hierzulande gemäss Markit noch immer als die am häufigsten leerverkauften Vertreter aus dem Swiss Market Index (SMI) gelten, befinden sich die Leerverkäufer in New York seit Wochen auf dem Rückzug. Vermutlich haben die Wetten gegen den Uhrenhersteller aus Biel diese mächtigen Marktakteure sowohl dies- als auch jenseits des Atlantiks zuletzt viel Geld gekostet.

Das heutige Kursfeuerwerk bei den Valoren von Logitech zeigt eindrücklich: Läuft es nicht ganz so, wie sich die amerikanischen Leerverkäufer das vorgestellt hatten, schliessen sie ihre Wetten - und das um jeden Preis.

Das Kursfeuerwerk bei den Logitech-Aktien sollte Leerverkäufern eine Warnung sein (Quelle: www.cash.ch)

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